Du oder die grosse Liebe
Zeitschrift auf den Küchentisch. »Ich habe ein T-Shirt angezogen, das keine Löcher hat! Das sollte wenigstens etwas zählen.«
»Darauf steht MÖGE DIE MACHT MIT DIR SEIN ! «
Er guckt auf sein T-Shirt runter. »Ich weiß … cool, hä?«
Ich sehe Mom um Unterstützung heischend an.
»Jeder hat seine eigene Definition von cool, Nikki«, sagt meine Mutter.
Ben zwinkert Mom übertrieben stark zu. »Meinst du nicht auch, dass es an der Zeit ist, Nikki die Wahrheit zu sagen – dass ich mit zwanzig ein Selfmademillionär sein werde und Nikki mich wahrscheinlich um einen Kredit anbetteln wird?«
Mom stellt einen Teller mit einem Toastbrot vor ihn hin und beginnt, Eier darauf zu häufen. Sie gießt ihm sogar Orangensaft in sein Glas. »Die Wahrheit ist, dass du dich besser auf deinen Hintern setzt und dein Frühstück isst, bevor es kalt wird.«
»Soziale Kompetenz ist enorm wichtig, weißt du«, offenbare ich ihm.
»Soziale Kompetenz wird total überbewertet«, erwidert mein Bruder und nimmt einen großen Bissen von seinem Toast.
Mom tätschelt Bens Schulter. »Hör auf, deine Schwester in den Wahnsinn zu treiben.«
»Sie macht es mir so leicht«, sagt Ben und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Also, wer möchte meiner nächsten Königin in Queen of the Dragon Empire ihren Namen geben, dem Spiel, das ich gerade programmiere?«
»Wie wäre es, wenn du sie nach deiner Schwester Nicolasa nennst?«, schlägt Mom vor.
»Ich brauche einen tougheren Namen als den«, sagt Ben. »Sie ist eine Königin, die mit dem Schwert umgehen kann und ein Kettenhemd trägt.«
»Warum nicht Bertha?«, schlage ich grinsend vor. Ich hasse es, wenn Ben anfängt, über erfundene Charaktere zu reden, als wären sie real … und noch mehr hasse ich es, wenn es ihm gelingt, mich in seine Fantasywelt hineinzuziehen und ich seine Besessenheit auch noch unterstütze.
»Queen Bertha? Nö, gefällt mir nicht.«
»Ich bin sicher, dir fällt schon noch was ein.« Mom holt ihre Schlüssel aus der Tasche. »Oh, das hätte ich fast vergessen. Nikki, du kannst heute nicht dein Auto nehmen. Dein Vater hat es vorhin in die Werkstatt gebracht, weil ihm aufgefallen ist, dass es Öl verliert. Warum lauft ihr zwei nicht zur Schule? Beginnt das Jahr, indem ihr aktiv seid anstatt faul und verwöhnt.«
»Faulheit ist eine meiner Kernkompetenzen«, sagt Ben, der sich dabei ungeheuer witzig vorkommt. »Und was ist falsch daran, verwöhnt zu sein?«
»Alles.« Sie dreht sich um, als ich mir gerade den letzten Bissen meines Frühstücks in den Mund schieben will und verkündet: »Ich sag euch was … ich werde euch beide zur Schule fahren, weil ich sowieso zur Arbeit muss, aber nach der Schule lauft ihr nach Hause oder nehmt den Bus.« Sie lächelt verschmitzt.
Sich von seiner Mommy zur Schule fahren lassen, am ersten Tag als Senior? »Wenn Dad meinen Wagen genommen hat, lass mich seinen fahren.«
»Vergiss es«, sagt sie. »Bevor du nicht lauter As hast, wirst du die Schlüssel zu seinem Lexus nicht bekommen. Es ist ein Ziel, auf das du hinarbeiten kannst.«
Ben rollt mit den Augen. »Mom, Nikki hat noch nie lauter As gehabt.«
»Doch, hat sie«, erwidert Mom.
Ben lacht. »Ich rede nicht von der Vorschule.«
Ich verpasse meinem Bruder unter dem Tisch einen Tritt. Bloß weil er sich nicht anzustrengen braucht und so gut wie nie lernt und trotzdem lauter As bekommt, muss er deswegen noch lange nicht so überheblich sein.
»Ich bin heute Abend mit ein paar Kunden zum Essen verabredet, ich werde also nicht zu Hause sein. Ich richte ihr Haus mit lauter Antiquitäten neu ein«, sagt Mom aufgeregt.
»Viel Spaß«, wünsche ich ihr und bin mir sicher, dass sie ihn haben wird. Meine Mom ist eine Innenarchitektin, die es liebt, langweilige Räume in Themenzimmer zu verwandeln, die sie unwiderstehliche Wohnwelten nennt. Die Zimmer in unserem Haus sind eins nach dem anderen in unwiderstehliche Wohnwelten verwandelt worden. Mein Leben ertrinkt in Themenzimmern.
In der Schule wartet Kendall vor unseren Schließfächern auf mich. Am Ende des Juniorjahres durften wir uns im Seniorflur die Fächer für das nächste Schuljahr aussuchen, also haben Kendall und ich zwei ausgewählt, die direkt nebeneinanderliegen. Das war, bevor sie mit Derek zusammengekommen ist. Die beiden sind seit dem letzten Schultag unzertrennlich – genau genommen, seit er mit einem Strauß langstieliger Rosen bei ihr zu Hause vor der Tür stand und ein Lied sang, das er für sie
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