Du oder die grosse Liebe

unter Kontrolle, aber als ich gestern Abend Chuy gegenüberstand … Die Aussicht darauf, es auf eine Konfrontation mit ihm ankommen zu lassen, ihn bluten zu lassen für seinen Anteil an Alex’ fast tödlichem Ausstieg – das hat mir irgendwie einen Kick verpasst.
    Mi’amá zieht wieder an ihrer Zigarette. »Halt dich einfach von ihm fern und stell keine Fragen.«
    »Habe ich nicht das Recht zu erfahren, warum der Kopf der Latino Blood meint, ich sei einer von ihnen?«, frage ich sie.
    Sie umfängt meine Wange mit ihrer Hand. »Nein, Luis. Keine Fragen. Es ist immer besser für uns, wenn wir keine Fragen stellen. Du bist in Sicherheit. Wir sind alle in Sicherheit, solange du dich von Chuy fernhältst.«
    Ich verrate ihr nicht, dass ich mich nicht von ihm fernhalten möchte, weil ich herausfinden will, was Chuy vorhat. Je mehr Macht er hat, desto weniger Macht hat der Rest von uns in Fairfield. Wenn Chuy die LB kontrolliert, kann er den Befehl geben, Rache an Alex zu üben. Wenn meine Familie in Gefahr ist, muss ich das wissen.
    Mit dem Feuer zu spielen, ist meine einzige Option.

20
    Nikki
    Derek feiert an seinem Geburtstag immer eine Party, weil seine Eltern jedes Jahr zur selben Zeit wegen einer Messe die Stadt verlassen. Es ist etwas, auf das sich jeder an der Fairfield freut. Ich bin ungeheuer aufgeregt wegen Dereks Party. Seit wir vor zwei Wochen auf dem Boot waren, habe ich mich Luis gegenüber weder körperlich noch gefühlsmäßig geöffnet, aber ich habe jeden Tag darüber nachgedacht.
    Kendall und ich sind schon früh auf der Party, um das Haus zu dekorieren. Derek hat den Ausweis seines älteren Bruders benutzt, um ein paar Fässchen zu kaufen. Normalerweise trinke ich nicht, aber Luis hat mir eine SMS geschickt und geschrieben, dass er heute Abend auf jeden Fall kommen wird.
    »Was machst du da?«, fragt Derek, als ich einen Plastikbecher bis obenhin mit Bier fülle und beginne, es in großen Schlucken herunterzustürzen.
    »Meine Hemmungen verlieren«, erwidere ich. »Wonach sieht es denn aus?«
    »Du trinkst nie, Nikki.«
    Ich hebe meinen Becher in die Luft. »Jetzt schon.«
    »Kendall!«, brüllt Derek, der offensichtlich nicht weiß, wie er damit umgehen soll. »Komm her!«
    Kendall wirft einen Blick in die Küche. »Was ist los?«
    Derek deutet auf mich. »Deine beste Freundin feiert eine Solo-Vorabparty.«
    Kendall lacht, als ich noch einen Schluck nehme. »Hm … keine gute Idee, Nik.«
    »Doch, ist es. Luis kommt heute Abend her.« Je mehr ich trinke, desto weniger stresst mich der Gedanke, mit ihm in einem Raum zu sein.
    Kendall und Derek wechseln wissende Blicke.
    »Es ist nicht, was ihr denkt«, eröffne ich ihnen. »Ich will nur herausfinden, wie es wäre, so zu tun, als seien wir ein Paar.«
    »So zu tun? Gib einfach zu, dass du ihn magst«, sagt Kendall. »Und setz dich mit deinen Gefühlen auseinander. Dich besinnungslos zu betrinken, wird dir dabei kein bisschen helfen.«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nichts für ihn empfinde.« Der Gedanke bringt mich zum Lachen.
    Kendall tätschelt Dereks Brust. »Derek, mach was … sag was.«
    Derek hebt abwehrend die Hände. »In diese Unterhaltung werde ich mich unter keinen Umständen einmischen. No way.« Er geht schnell davon, als es an der Tür klingelt.
    Ich habe fast den ganzen Becher geleert und fülle ihn wieder auf. »Wusstest du, dass Luis der erste Junge ist, den ich seit Marco geküsst habe?«
    »Ich weiß«, sagt Kendall.
    »Das beschäftigt mich sehr. Mehr als das sogar. Luis wäre perfekt zum Üben, meinst du nicht?«
    Kendall nimmt mir den Becher aus der Hand. »Ich finde, du solltest einen Jungen nicht zum Üben benutzen. Du wirst ihm wehtun.«
    »Nein, werde ich nicht«, versichere ich ihr. »Er hat zugegeben, dass er ein Aufreißer ist genau wie Marco. Er war derjenige, der gesagt hat, wir sollten einfach unseren Spaß haben. Ich werde sicherstellen, dass er weiß, dass das zwischen uns keine Bedeutung hat.«
    »Mädchen wie Mariana haben Flirts, die nichts bedeuten, du nicht«, sagt Kendall. Als ich mir einen weiteren Becher schnappe und bis zum Rand fülle, lässt sie das Thema fallen. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Du meinst, ich sollte lockerer werden. Luis erzählt mir das Gleiche … Ich werde es versuchen.«
    Eine Stunde später dröhnt Musik aus den Lautsprechern und die Hütte ist voll. Ich bin ordentlich angeschwipst und will Luis finden. Ich leere den Rest