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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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trage keine Tattoos. Ich behaupte nicht, dass ich nicht mit der Blood abhänge, aber ich bin keiner von ihnen.«
    »Ich will nicht, dass du mit ihnen abhängst.«
    »Das ist so, als würde ich dir sagen, ich will nicht, dass du dich mit Kendall triffst.«
    Er hat recht, selbst wenn mir nicht gefällt, dass es so ist. Die Latino Blood ist auf der Southside von Fairfield, wo er lebt, überall präsent.
    »Ich weiß nicht, Luis«, sage ich und trete einen Schritt von ihm weg, damit ich klar denken kann. »Ich habe das Gefühl, du sagst mir nicht die ganze Wahrheit. Ich brauche dich, und ich habe Angst, dass du ein Blood wirst.«
    »Ich hänge nur mit ihnen rum, das ist alles.«
    »Das habe ich schon mal gehört. Von Marco. Wir wissen alle, wie das ausgegangen ist.«
    »Nikki, ich bin nicht Marco. Ich bin kein Blood. Und ich werde dich nicht verlassen.«
    Ich blicke in seine Augen, und alles, was ich sehe, ist Aufrichtigkeit. Keine Falschheit. »Du verkaufst besser keine Drogen oder wir sind fertig miteinander.«
    »Ich werde keine Drogen verkaufen. Das verspreche ich.«

37
    Luis
    Boxcar Alley liegt in der abgefucktesten Gegend der westlichen Suburbs von Chicago. Die Häuser kauern verborgen hinter der Kulisse eines Güterwaggonfriedhofs, der nur auf dreckige Drogengeschäfte und obdachlose Junkies zu warten scheint.
    Da ich keine Zeit zu verlieren habe, hole ich die Waffe aus meinem Kleiderschrank und fahre zurück zu Enrique. Er wird mir mit seinem Rat beistehen, ohne sich beim Rest der Familie zu verplappern. Im Gegensatz zu anderen Typen hat er sich immer an das Schweigegelübde der Latino Blood gehalten.
    Ich habe Nikki versprochen, ich würde nicht mit Drogen dealen. Ich hasse es, sie anzulügen. Aber wenn das Drogengeschäft ein Weg ist, Chuys Vertrauen zu gewinnen und meine Familie zu schützen, welche Wahl habe ich dann? Nikki will nicht, dass ich Chuys Drecksarbeit mache, und ich will das noch weniger, aber ich muss. Ich war ehrlich zu ihr, als ich sagte, ich sei kein Latino Blood. Auch wenn Chuy mich vielleicht für einen hält, bin ich keiner. Ich spiele nur sein Spiel, damit ich herausfinden kann, was die LB plant. Ich muss da strategisch rangehen oder es wird nicht funktionieren.
    Enrique sieht mich über seinen Schreibtisch hinweg an. »Verdammt, Luis. Boxcar Alley ist ein gefährliches Pflaster. Das ist Feindesland.«
    »Marco kommt mit«, berichte ich. »Als Rückendeckung.«
    »Willst du, dass ich mitgehe? Das Problem ist, sie kennen mich, und wenn ein paar Fremont- 5 -OGs mich entdecken, wird das kein Spaß.«
    »Ich hab nichts davon, wenn sie Vergeltung an dir oder deiner Werkstatt üben.«
    »Also gut. Aber sei die ganze Zeit auf der Hut, Luis. Nimm meinen Mustang. Damit hast du wenigstens eine Chance, davonzukommen, wenn die Fremont- 5 - pendejos Ärger machen. Die meisten ihrer Halbstarken zielen beschissen.« Er klopft mir auf den Rücken. »Hast du ’ne Knarre?«
    Ich nicke. »Du und ich, wir wissen beide, dass ich sie nicht benutzen werde.«
    »Erschieß dich nicht aus Versehen.« Er sieht mir fest in die Augen und sagt: »Wenn es du oder sie heißt, sorg dafür, dass sie es sind.«
    Ich treffe Marco beim Lagerhaus. Wir rasen den ganzen Weg bis zur Boxcar Alley, durch Vororte, die schlimmer dran sind als meiner. Ich habe einen schwarzen Kapuzenpulli übergestreift und eine Sonnenbrille aufgesetzt, also wird hoffentlich keiner merken, dass ich in dieser Nachbarschaft nichts zu suchen habe.
    Marco ist offenbar schon mal hier gewesen, denn nachdem wir den Wagen geparkt haben, weist er mich an, ihm zu folgen. Wir kommen an einem Schnapsladen vorbei, vor dem ein Betrunkener steht und Selbstgespräche führt. Ein paar Typen, die uns auf der Straße entgegenkommen, sind definitiv auf der Suche nach ein bisschen Action oder einer Schlägerei. Wir tauchen in einen Drogeriemarkt ab und halten uns aus ihrem Blickfeld, bis sie an uns vorbei sind. Ich bin überzeugt, gegen drei oder vier Typen könnten wir uns in einer Schlägerei ganz gut behaupten, aber bei einem Verhältnis von zehn gegen zwei würde ich nicht auf uns setzen.
    Wir schleichen durch die Straßen hinter den Güterwaggons. Ich hebe den Kopf nur, wenn ich muss. Marco stolziert schnurstracks auf das Haus zu, als würde er jeden Tag auf F 5 -Gebiet Schulden eintreiben.
    »Willst du dir die Hütte nicht erst mal ansehen?«, frage ich ihn. »Oder was überlegen?«
    Marco wedelt meine Bedenken mit der Hand fort. »Nee, alles cool.«
    Ein Typ

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