Du oder die grosse Liebe
daran, es dir irgendwann beizubringen.«
Wir vertreiben uns den Rest des Tages mit Reden. Es ist unheimlich. Je mehr Zeit ich mit Luis verbringe, desto lieber mag ich ihn. Wir sind so verschieden, aber ich verstehe ihn. Uns geht nie der Stoff zum Reden aus, und selbst wenn wir mal schweigen, ist es nie komisch zwischen uns.
»Würdest du in Betracht ziehen, dich an der Purdue zu bewerben?«, fragt er mich, als er unter dem vierten Auto liegt und das Öl wechselt.
Er hat mir schon erzählt, dass diese Uni seine erste Wahl ist. »Ich weiß nicht. Sie stand bisher nicht auf meiner Top-Ten-Liste. Wieso?«
»Ich hab gedacht, vielleicht, falls du und ich immer noch …« Er verstummt. »Vergiss es, Nik. Ich glaube, ich habe zu viel Öldämpfe eingeatmet.«
Falls wir am Ende des Schuljahres immer noch zusammen sind, wäre es natürlich toll, wenn wir auf dasselbe College gehen könnten. Ich fühle mich Luis gerade so nah und wir kommen uns mit jedem Tag noch näher. Ich muss mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich mich nicht in dieser Beziehung verlieren darf.
Ich muss ihm sagen, wie es in mir aussieht.
Ich tippe sein Knie an. »Ich glaube, das mit uns wird mir zu ernst.«
»Du grübelst zu viel«, sagt er und rollt wieder unter dem Auto hervor. »Hab ein wenig Vertrauen.« Er zieht mich zu sich runter und streichelt meinen Rücken. Ich spüre, wie die Wärme seiner Hände mein T-Shirt durchdringt. »Ich habe dreckige Hände«, sagt er. »Dein T-Shirt ist wahrscheinlich hinüber.«
Wir lösen uns voneinander, als wir das Geräusch sich nähernder Schritte hören.
»Was geht, Mann«, sagt Marco. Er steht neben einem riesigen Typen, der zum Fürchten aussieht.
Ich umklammere fest Luis’ Bizeps.
»Willst du mich deiner Freundin nicht vorstellen?«, fragt der Gruseltyp.
Ich spüre, wie sich Luis’ Bizeps anspannt. »Nikki, das ist Chuy. Er ist ein Kumpel von mir.«
Chuy steckt sich seine Zigarre in den Mundwinkel und starrt mich gründlich und ausgiebig an. Es gibt mir das Gefühl, als taxiere er meinen Wert. »Du gehst auf die Fairfield High?«
»Ja.«
»Ich hab dich noch nie hier gesehen.«
»Sie lebt auf der anderen Seite der Stadt«, schaltet sich Marco ein. »Stimmt’s, Nik?«
Ich nicke.
»Hört zu, Leute«, sagt Luis. Ich spüre, dass er absichtlich die Aufmerksamkeit von mir ablenkt. »Falls ihr Enrique sucht, den habe ich zuletzt in der Werkstatt gesehen.«
»Ich bin nicht auf der Suche nach Enrique«, sagt Chuy. »Ich habe nach dir gesucht, Fuentes. Ich habe eine Aufgabe für dich.«
Ich fühle, wie mein Herz aufhört zu schlagen, als mir klar wird, was hier läuft.
Luis ist von der LB rekrutiert worden.
35
Luis
Nikkis schockiertes Gesicht spricht Bände – wie es scheint, weiß sie, worum es bei seinem Besuch geht. Sie hebt ihren Rucksack und ihr Portemonnaie vom Boden auf. »Ich muss los. Und zwar sofort.«
»Warum hast du es so eilig?«, fragt Chuy. »Hast du ein Problem damit, dass ich mit deinem Freund reden will?«
»Nein, hat sie nicht. Lass uns drinnen reden«, sage ich zu ihm. Verdammt. Das Letzte, was ich will, ist, dass Nikki wieder anfängt, Fragen zu stellen.
Chuy lässt sich Zeit, im Laden zu verschwinden. Marco trottet hinter ihm her.
Ich drehe mich zu Nikki um. »Ich bin sofort wieder da«, verspreche ich ihr. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
Sie sieht mich an, als sei ich ein Fremder und nicht ihr Freund. »Ich will nach Hause.«
»Ich bring dich in einer Minute. Bitte … warte einfach hier«, sage ich.
Ich gehe nach drinnen, um Chuy und Marco so schnell wie möglich loszuwerden. »Wo ist Chuy hin?«, frage ich Enrique. Isa ist immer noch da. Sie unterhält sich mit meinem Cousin, während er an ihrem Auto schraubt.
»Er ist in meinem Büro«, sagt Enrique. Wegen seiner unverbrüchlichen Loyalität und Ehre, die er vor langer Zeit der Latino Blood geschworen hat, kann er nicht gegen Chuy aufbegehren.
Chuy sitzt an Enriques Schreibtisch, als gehöre er ihm. Marco steht wie ein Bodyguard an seiner Seite.
Ich schließe die Tür für den Fall, dass Nikki beschließt, unser Gespräch zu belauschen. »Also gut, was steht an?«
Chuy klopft seine Asche auf Enriques Schreibtisch ab. »Es gibt einen Kerl, der mir fünf Tausender schuldet. Marco und du werdet sie mir wiederholen. Heute Nacht.«
Er greift in seine Hosentasche und zieht ein Stück Papier hervor. Ich überfliege die Adresse. Augusta Lane. »Das ist mitten im Territorium der Fremont 5 «,
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