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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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öffnet die Tür. »Was wollt ihr?«, fragt er ruppig.
    »Geld. Und wenn du es uns nicht gibst, wird der heutige Tag zu deinem schlimmsten verfickten Albtraum werden«, blafft Marco ihn durch zusammengepresste Zähne an. Seine Augen sind weit aufgerissen, als wäre er ein durchgeknallter Motherfucker. Ich halte das Ganze für gespielt, bis Marco eine Waffe zieht und sie dem Typen an den Kopf hält. »Trenn dich von fünf Tausendern oder lass dir den Schädel von den Schultern pusten. Wofür entscheidest du dich?«
    »Yo, Marco«, sage ich. »Bleib cool, okay?«
    »Ich bin cool. Warte hier und halt Wache. Lass niemanden rein.«
    Der Typ hebt die Hände und geht rückwärts vor Marco her ins Haus. Ich weiß verdammt noch mal nicht, was ich tun soll. Marco ist offensichtlich auf einem Allmachtstrip. Scheiße, wenn er anfängt, Leute zu erschießen … Ich beginne langsam, mir mein Leben hinter Gittern auszumalen.
    So war das alles nicht geplant. Ich wollte nach Fairfield zurückkommen, meinen Abschluss machen, aufs College gehen, mich dann für das Raumfahrtprogramm der NASA bewerben – das war die Kette aus Ereignissen auf der Zeitachse meines Lebens. Ich hatte jedes Detail meines Lebens perfekt geplant.
    So wie es jetzt aussieht, wird der einzige Ort, an den ich es mir verdiene zu gehen, der Knast sein. Ich blicke in den inzwischen dunklen Himmel. Ich bin dabei, alles zu verlieren … Nikki eingeschlossen.
    Ein paar Minuten später, als ich gerade an die Tür klopfen und Marco verkünden will, dass ich die Schnauze von Chuys Bullshitbefehlen voll habe, kommt er raus.
    »Hast du die Kohle?«, frage ich ihn.
    »Yeah.«
    »Also, ist alles cool?«
    »Mm … ich glaube, wir sollten abhauen. Und zwar schnell.«
    Wir flitzen durch den Irrgarten, auch bekannt als Boxcar Alley. Ich werfe einen Blick zurück und stelle fest, dass uns ein paar Typen auf den Fersen sind. Sie fuchteln mit ihren Waffen, und wir versuchen, sie zwischen den unzähligen Güterwaggons, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, abzuschütteln.
    Was nicht funktioniert.
    Wir kauern uns hinter einen der Waggons. Marco späht einmal kurz daran vorbei und schon fliegen ihm Kugeln um die Ohren.
    »Wir müssen hier weg. Wir sind am Arsch, wenn wir am selben Ort bleiben«, sagt er.
    Ich bin noch nie in eine Schießerei geraten, aber ich war Zeuge von einigen. Ich ziehe meine Waffe, halte sie jedoch verdeckt an meiner Seite. Marco tut es mir gleich.
    »Unser Auto steht da drüben. Siehst du es?«, frage ich, das Adrenalin jagt pfeilschnell durch meine Adern.
    Er nickt.
    »Wir werden zu ihm hinrennen und davondüsen, ohne uns umzugucken«, eröffne ich ihm.
    »Kapiert.«
    »Falls sie schießen, ziel auf die Güterwaggons, um ihnen Angst zu machen. Dann gehen sie hoffentlich in Deckung, bis wir beim Auto sind.«
    Uns bleibt keine Zeit für einen Plan B, weil die Typen uns fast umzingelt haben. Wenn wir jetzt nicht losrennen, sind wir geliefert.
    »Jetzt!«, brülle ich, und wir sausen beide auf Enriques Mustang zu.
    Mein Puls rast, als ein Schuss durch die Luft peitscht. Dann noch einer. Und noch einer. Ich springe in den Wagen und werfe Marco einen Blick zu. Er steckt seine Pistole aus dem Fenster und leert das Magazin, während ich den Motor anlasse.
    Ich brause mit quietschenden Reifen los und weiß, dass wir nur knapp mit dem Leben davongekommen sind.
    »Leg die Knarre ins Handschuhfach«, weise ich ihn an und reiche ihm meine. Ich überprüfe im Rückspiegel, ob uns Cops verfolgen, sehe aber keine.
    Das Geräusch unserer keuchenden Atemzüge erfüllt das Wageninnere.
    »Das war knapp«, sagt Marco und lässt den Kopf gegen den Sitz fallen. Einen Moment später ruft er aus: »Heilige Scheiße! Luis?«
    »Was?«
    »Kumpel, du bist angeschossen worden.«
    Ich werfe einen Blick auf meinen Bizeps. Blut läuft meinen Arm runter und tropft auf den Autositz. Den Wagen mit einer Hand steuernd, ziehe ich mir eilig meinen Kapuzenpulli aus und bitte Marco, den Ärmel um meinen Arm zu binden. »Mir geht’s gut«, versichere ich ihm. »Das ist bloß ein Kratzer.«
    »Aus Kratzern quillt nicht so viel Blut, Luis. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    Ich sehe das Gesicht von mi’amá schon vor mir, wenn ich blutüberströmt nach Hause komme. »Ich werde zu Enrique fahren und dort pennen. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    »Du hast Glück, dass du das überlebt hast«, sagt Enrique, als ich eine halbe Stunde später bei ihm auftauche. »Dein Arm …« Er

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