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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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seufzt. »Deine Ma wird vor Angst ausrasten und dann wird sie dich umbringen. Chuy ist ein Hurensohn, dass er euch Kids ins Fremont- 5 -Territorium geschickt hat.«
    »Wem sagst du das.«
    Ich stelle mich unter die Dusche in Enriques Wohnung, die gleich über der Werkstatt liegt. Die Kugel hat den Arm nur gestreift, aber eine klaffende Wunde von fast fünf Zentimetern hinterlassen, und jetzt, da ich mich hinsetze und die Fleischwunde betrachte, tut sie höllisch weh. Zum Glück wird sie – oder vielmehr der Verband – nicht schwer zu verbergen sein. Ich werde einfach langärmlige T-Shirts und Pullis tragen, bis alles verheilt ist.
    »Wohin ist Marco verschwunden?«, fragt Enrique mich, nachdem er die Werkstatt abgeschlossen hat und mich in seiner Wohnung trifft.
    »Zum Lagerhaus.« Ich ziehe ein T-Shirt an, das Enrique mir leiht, nachdem er mi’amá angerufen und ihr erzählt hat, dass ich heute bei ihm übernachte. »Was weißt du darüber, dass ich als Blood geboren wurde?«, frage ich meinen Cousin, während er sich ein Bier aus dem Kühlschrank nimmt.
    »Darüber weiß ich gar nichts«, erwidert er und sieht mich ernst an. »Und wenn ich es täte, würde ich es dir wahrscheinlich nicht erzählen können. ¿Comprende ?«
    Er weiß etwas. Ich nicke. Es hat keinen Sinn zu versuchen, ihm irgendwelche Infos zu entlocken. Wenn er zum Schweigen verpflichtet wurde, wird er sein Wissen mit ins Grab nehmen.
    Das Schweigegelübde der Latino Blood.
    Es ist ein Versprechen, gegen das ich bisher noch nicht verstoßen habe, das ich aber früher oder später zu brechen gedenke.

38
    Nikki
    Zwei Wochen, nachdem Luis mir versichert hat, dass er kein LB ist, wird er achtzehn. Ich weiß, dass meine Eltern auf eine Dinnerparty in der City gehen werden und mein Bruder zu einem Game-Turnier nach Wisconsin fährt, und so lade ich Luis ein, an seinem Geburtstag allein mit mir zu essen.
    Ich bin kein Profikoch, aber ich weiß, wie man sich an ein Rezept hält. Dafür habe ich mir in der Buchhandlung ein mexikanisches Kochbuch gekauft. Wir essen nicht oft traditionell mexikanisch und die meisten Gerichte sind mir fremd. Abgesehen vom Frühstück bestellen meine Eltern meistens etwas oder essen im Brickstone Club. Wenn meine Mom kocht, handelt es sich fast immer um einfache Nudelgerichte oder etwas von der Fleischtheke, das schon fertig abgepackt und mariniert ist, sodass wir das Zeug nur noch in den Ofen schieben müssen.
    Luis kommt um sechs, pünktlich auf die Minute. In der Hand hält er einen Strauß gelber Narzissen. Die Stiele sind mit einer großen gelben Schleife zusammengebunden. »Hey«, sagt er.
    »Hey«, erwidere ich.
    Sein Blick gleitet über mein hautenges schwarzes Kleid, das jede einzelne meiner Kurven betont. »Verdammt, Nik. Du siehst hinreißend aus.« Er guckt auf seine Jeans runter und windet sich unbehaglich. »Tut mir leid, dass ich nichts Schickeres angezogen habe.«
    »Dafür besteht gar kein Grund. Du siehst auch so schon unwiderstehlich genug aus.« Ich nehme den Strauß entgegen. »Du hättest mir keine Blumen besorgen müssen. Es ist schließlich dein Geburtstag, nicht meiner.«
    »Ich wollte dir etwas mitbringen«, sagt er. Als ich meine Nase in den Blumenstrauß stecke, um daran zu riechen, sieht Luis nervös aus. »Ich war mir nicht sicher, ob sie dir gefallen würden. Carlos hat gemeint, ich solle dir rote Rosen kaufen, aber ich dachte, du magst Gelb bestimmt. Sie erinnern mich an dich. Sie lassen ein Zimmer leuchten … genau wie du.«
    Ich strecke die Hand aus, um über die Bartstoppeln in seinem Gesicht zu streichen, und frage mich, wie ich je denken konnte, dass er und Marco sich nur im Entferntesten ähnlich wären. Sein sanfter Blick trifft mich mitten ins Herz. »Ich liebe sie. Komm rein. Ich habe für dich gekocht«, sage ich voller Stolz.
    »Was ist das?«, fragt er mich, als sein Blick auf die in Geschenkpapier gehüllte Schachtel fällt, die ich auf den Tisch gestellt habe.
    »Dein Geburtstagsgeschenk.«
    »Du hättest mir nichts kaufen brauchen.«
    »Ich weiß. Ich wollte es. Mach schon, pack es aus.« Als er meiner Anweisung Folge leistet, halte ich die Luft an.
    Er holt etwas aus der Schachtel, das aussieht wie ein kantiger schwarz schimmernder Stein, aber ich weiß, dass es nicht nur ein Stein ist. Er rollt ihn in seiner Hand hin und her, sieht ihn sich ganz genau an. Weiß er, was es ist? Hoffentlich hält er es nicht für einen nutzlosen Briefbeschwerer.
    »Es ist ein Meteorit«,

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