Du oder die grosse Liebe
Birne zuzuknallen, ist keine Lösung. Rede mit ihr und klär die Sache.«
»Ich will nicht darüber reden.«
Ich öffne ein Auge und sehe Alex, der neben meinem Bett kauert. »Ich lasse nicht zu, dass du Scheiße baust so wie wir.«
»Sieh den Tatsachen ins Auge, Alex. Ich habe längst Scheiße gebaut, und ich plane nicht, in nächster Zeit etwas daran zu ändern.«
40
Nikki
In einem Wimpernschlag hat sich alles geändert. Luis, ich … wir. Ich habe den Rest des Samstagabends heulend im Bett verbracht und mich gefragt, wie alles dermaßen außer Kontrolle geraten konnte. Luis’ Anruf mitten in der Nacht hat nicht gerade geholfen. Gott, wie verrückt mein Herz gepocht hat, als ich seine Nummer im Display gesehen habe. Ich hoffte, ihn sagen zu hören, er würde warten bis ich ihm mein Herz öffne; dass es egal wäre, wie lange es dauert. Wenn er mich wirklich lieben würde … Ach, es spielt keine Rolle. Er hat gesagt, es sei aus.
Das Problem ist, dass die Gefühle, die ich für ihn hatte und immer noch habe, so stark sind, dass es mir Angst macht. Ich wollte ihm meine Liebe zeigen, mit Körper und Seele, aber meine Angst hat mich davor zurückschrecken lassen. Am Ende war mein Körper alles, was ich ihm geben konnte. Und das war nicht genug.
Am Montag versuche ich mein Bestes, Luis in der Schule aus dem Weg zu gehen, aber jedes Mal, wenn ich die Augen öffne, entdecke ich ihn an seinem Schließfach oder mit Freunden im Gang. Er sieht mich nicht an, nicht mal in Chemie, wo wir einander am Labortisch gegenübersitzen.
»Kommst du nach der Schule mit, das Fußballspiel gucken?«, fragt mich Kendall am Dienstag nach Chemie.
»Nein. Auf gar keinen Fall«, sage ich abwehrend.
Sie bleibt stehen und wirft mir einen ihrer mitfühlenden Blicke zu. »Warum erzählst du mir nicht, was Samstag passiert ist?«
»Luis und ich haben uns getrennt.«
»Den Teil kenne ich. Magst du mir sagen, warum?«
»Wenn ich bereit dazu bin. Ich bin es jetzt nur noch nicht.«
Sie seufzt. »Na schön. Ich bin für dich da.«
»Du bist immer für mich da. Es wird Zeit, dass du dir eine neue beste Freundin suchst, die nicht so viel mit sich rumschleppt.«
»Das wird nicht passieren.« Sie lächelt mich warmherzig an. »Du bist mein Vorbild.«
»Als was? Dramaqueen?«
»Nein. Ist dir eigentlich klar, wie viele Hunde du gerettet hast? Du bist das Mädchen, das die Hilflosen niemals aufgibt.«
»Ich habe das Gefühl, als sei ich die Hilflose.«
»Dann weißt du auch, dass du dich niemals aufgeben darfst. Du bist stärker, als du glaubst, Nikki.«
Jede Minute jedes Tages bin ich versucht, Luis ein Hey zu simsen. Oder ihn anzurufen, nur um seine Stimme zu hören.
Am Mittwoch unterhalten sich Mariana und Luis neben seinem Schließfach. Sie sitzen in der Mittagspause nebeneinander. In Chemie reißt er einen Witz, und sie lacht so sehr, dass ich befürchte, ihre Lungen bersten.
Ich bin dankbar, dass ich am Donnerstag nach der Schule für eine Schicht im Hundeheim eingeteilt bin. Mit den Tieren zusammen zu sein, wird mir helfen, mich von Luis abzulenken.
Ich melde mich beim Empfang, dann gehe ich nach hinten zu den Zwingern. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich sehe, dass Grannys Zwinger leer ist und das pinkfarbene Erkennungskärtchen nicht mehr in dem Fenster an ihrer Tür steckt.
Ist sie mitten in der Nacht völlig allein und verängstigt gestorben? Oder ist sie so abgemagert, dass man sie zum Tierarzt gebracht hat? Ich wechsle in extremen Panikmodus und stürze zu Sue.
»Was ist mit Granny?«, frage ich sie.
»Sie hat einen Besitzer gefunden.« Das Telefon klingelt. »Ich dachte, du wüsstest davon«, sagt sie, bevor sie den Anruf annimmt.
Woher hätte ich das wissen sollen? Ich habe in ihrem Fall nicht den Papierkram gemacht. Ich schlage das Adoptionsbuch auf und überfliege die Bewerbungen, die ein Okay bekommen haben. Als ich Grannys Namen auf der letzten Bewerbung lese, schwillt mein Herz vor Freude, dass sie endlich ein Zuhause gefunden hat.
Bis mein Blick auf das Ende der Seite fällt, wo der Name der Person steht, die sie mit nach Hause genommen hat. Luis Fuentes.
Ich keuche. »Das hat er nicht getan.«
»Dein Freund ist gestern Abend vorbeigekommen, kurz bevor wir geschlossen haben, und hat sie mitgenommen«, erzählt mir eine der Freiwilligen.
Luis hat gewusst, dass ich sie haben wollte. Wie kann er es wagen, sie mir wegzuschnappen? Er hat Granny nur genommen, um mir eins auszuwischen. Oh, ich kann nicht
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