Du oder die grosse Liebe
erwischt. Vor dir steht das neueste Mitglied der Latino Blood, Baby. Ich habe hinter deinem Rücken mit Drogen gedealt und gemeinsame Sache mit Marco gemacht. Das ist mein Geheimnis. Was ist deins?«
Ich schlucke und bereite mich darauf vor, ihm die Wahrheit zu sagen. Jetzt spielt das alles sowieso keine Rolle mehr, also warum rollen dann Tränen mein Gesicht hinunter? Ich wünschte, ich könnte sie zurückhalten, aber das gelingt mir nicht. Ich bin wütend. Ich bin verletzt, ich bin traurig … Er ist genau wie Marco. Ich habe versucht, es zu leugnen, aber die Wahrheit trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht und zwingt mich, ihr ins Auge zu blicken.
»An dem Tag, als Marco mit mir Schluss gemacht hat, war ich schwanger von ihm.« Luis weicht zurück, der Schock steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ich habe das Baby verloren, kurz nachdem wir Alex’ Hochzeit verlassen haben, und wäre beinah gestorben. Bei der Sache, die zwischen uns stand, ging es nicht um Marco und mich!«, schreie ich und spüre, wie die Wut in mir hochkocht. »Es ging um Vertrauen! Und in meinem Hinterkopf wusste ich, dass du mich wegen der Blood angelogen hast. Wirf mir nicht vor, dass ich mich nicht auf dich eingelassen habe, Luis. Ich war fast bereit loszulassen und wieder zu vertrauen. Ich habe eine Weile gebraucht, und ich war nicht wirklich gut darin, aber zumindest habe ich es versucht, was mehr ist, als man von dir behaupten kann. Du warst es, der sich die ganze Zeit nicht voll und ganz auf die Beziehung eingelassen hat.« Ich ziehe den Meteoriten aus meiner Handtasche. »Vielleicht war ich noch nicht so weit, es in Worte zu fassen, aber ich habe versucht, dir zu zeigen, wie viel du mir bedeutest.« Tränen strömen meine Wangen hinunter, als ich den Meteoriten auf die Straße pfeffere.
Ich erwarte, dass er ihm hinterherrennt, aber das macht er nicht. Sein Blick ist unverwandt auf mich gerichtet.
»Warum hast du mir das nicht erzählt?«, fragt er sanft. Er streckt die Hand aus.
Ich schlage sie weg. »Wag es ja nie wieder, mich zu berühren!«
41
Luis
Als ich eine Woche später vor der Bücherei, wo ich an einem Aufsatz für meine Bewerbung an der Purdue gearbeitet habe, auf mein Motorrad steige, hält ein Wagen vor mir und blockiert mir den Weg. Es ist der Wagen, der mir jetzt schon seit zwei Wochen folgt.
Ein Kerl steigt aus dem Auto. Ich habe ihn ein paar Mal im Lagerhaus gesehen, aber nie mit ihm gesprochen. Er ist ein OG. »Chuy will dich sprechen.«
»Später«, entgegne ich.
»Nein, du kapierst nicht.« Die hintere Wagentür öffnet sich und ein wahrer Koloss steigt aus. »Er will sofort mit dir reden.«
Ich lasse das Motorrad auf dem Parkplatz der Bücherei stehen und steige hinten im Wagen ein. Ich habe dieses Treffen vor mir hergeschoben. Der Schlüssel, den Chuy mir gegeben hat, hat mein Gewissen tonnenschwer belastet.
Chuy erwartet mich auf dem Rücksitz. Wir fahren ziellos durch die Stadt.
Ich nehme den Schlüssel aus meinem Portemonnaie. »Ich kann das nicht. Ich dachte, ich könnte es, aber ich kann nicht.« Die Art und Weise, wie Nikki mich mit unbändigem und abgrundtiefem Hass angesehen hat, als ich versucht habe, sie zu trösten, hat mir klargemacht, dass es wirklich aus und vorbei ist. Sie hat Marco gehasst, hat die LB gehasst, und jetzt steckt sie mich in dieselbe Schublade, weil ich sie betrogen habe genau wie Marco. Die ganze Woche habe ich versucht, ihm auf den Zahn zu fühlen und herauszufinden, ob er von der Schwangerschaft wusste, aber er hat den Köder nicht geschluckt. Entweder weiß er es nicht, oder er ist entschlossen, es für sich zu behalten.
»Ich weiß, du fühlst dich von der LB angezogen«, sagt Chuy. »Aber du weißt nicht, wieso.«
Ich halte den Mund. Jedes einzelne Wort, das er gerade gesagt hat, entspricht der Wahrheit. Aber ich werde es nicht zugeben, weil ich mich dafür schäme.
»Es gibt keinen Grund, deine wahren Gefühle zu verbergen. Tu papá wollte, dass du ein Blood bist, Luis. Er hat dafür gesorgt, dass immer jemand auf dich aufpasst und dich beschützt. Eine Woche nachdem du geboren wurdest, hat er dich zum Lagerhaus gebracht, damit du in die Bruderschaft aufgenommen wirst. Er hat es besiegelt, indem er dir mit seinem eigenen Blut LB auf die Stirn geschrieben hat. Du bist ein vollwertiges Mitglied der LB.«
Unmöglich. »Mein Vater ist gestorben, bevor ich geboren wurde«, sage ich. »Alex hat mir erzählt, er war dabei. Er hat mit eigenen Augen gesehen, wie
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