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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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unser papá erschossen wurde … was du sagst, ergibt keinen Sinn, es sei denn …«
    »Dein Vater war kein Fuentes«, sagt Chuy in meine Verwirrung hinein. Er zieht ein Foto aus seiner Anzugtasche und gibt es mir. »Ich war dort.«
    Ich halte ein Bild von Hector Martinez in der Hand, der von einem Ohr zum anderen grinst und ein Baby in die Luft reckt, als sei er ein König, der dem Volk sein Neugeborenes präsentiert. Den Prinzen. Mitten auf der Stirn des Babys in Blut geschrieben stehen die Buchstaben LB – Latino Blood.
    »Das bist du«, sagt Chuy. »Mit deinem papá . Deinem echten papá .«
    Die Worte haben Chuys Mund kaum verlassen, als das Grauen mich auch schon packt. Das kann nicht wahr sein. Aber es hat Anzeichen gegeben. Ich habe meine Geburtsurkunde noch nie zu Gesicht bekommen. Als Alex angeschossen wurde, hat Carlos Blut gespendet, aber mi familia hat nicht mal in Erwägung gezogen, mich darum zu bitten. Das nagt seit damals an mir. Hatten sie Angst, dass ich über die Blutgruppen herausfinden würde, dass wir nur Halbbrüder sind? Chuy hat gesagt, ich sei mit dem Blut meines Vaters zum Latino Blood getauft geworden, aber mi papá starb, bevor ich geboren wurde … Oder doch nicht?
    Ich brauche unbedingt Antworten und ich brauche sie sofort. Hat mi’amá mich vor dem Gangleben abgeschirmt, weil sie nicht wollte, dass ich die Wahrheit herausfinde?
    Bis eben wusste ich, wem meine Loyalität gehört. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.
    »Fahr mich zurück zur Bücherei«, sage ich zu dem Typen am Steuer. »Ich muss hier raus.«
    Der Typ guckt Chuy an und erwartet seine Order. Chuy nickt, um sein Einverständnis zu signalisieren. Sogar als sie mich bei der Bücherei aus dem Wagen lassen, fühle ich mich noch gefangen. Er weiß, wo er mich findet und mit welchen Drohungen er mich zurückholen kann. Ich habe das Foto im Auto liegen gelassen, in der Hoffnung, dass ich Hectors Anblick, wie er stolz das Baby – mich – hochhält, vergessen kann.
    Wie auf Autopilot schlage ich den Weg zu Alex’ Wohnung ein. Ich klopfe an die Tür und hoffe, dass er zu Hause ist. Ich brauche Antworten, und er ist der eine Mensch, der sie mir geben kann. Alex kommt zur Tür. »Luis, was ist los?«, sagt er.
    »Bist du mein Bruder?«, frage ich ohne Umschweife.
    »Natürlich bin ich dein Bruder«, erwidert er verwirrt.
    »Dann lass mich deutlicher werden. Bin ich dein Halbbruder?«
    Er antwortet nicht. Er starrt mich wortlos an, während die Latino Blood Tattoos auf seiner Brust und seinen Armen sich über mich lustig zu machen scheinen.
    »Fick dich, Alex!«
    »Was geht hier vor?«, sagt Brittany, die mit Paco auf dem Arm auf der Bildfläche erscheint. »Luis, du siehst krank aus. Ich hoffe, du hast dich nicht bei Paco mit der Grippe angesteckt. Bist du okay?«
    »Uiis!«, kräht Paco und klatscht vor Begeisterung in die Hände.
    »Nein, ich bin nicht okay.« Ich sehe Alex verächtlich an. »Weiß Brittany Bescheid?«
    Alex nickt langsam.
    »Was weiß ich?«, fragt Brittany ahnungslos, während sie Paco fest in eine Decke wickelt. »Wovon redet ihr zwei da?«
    »Alex hat gerade bestätigt, dass ich nicht sein Bruder bin«, sage ich.
    Alex steht vor mir, sein Blick ist fest auf mein Gesicht gerichtet. »Du bist mein Bruder, verdammt noch mal.«
    »Ja, zur Hälfte. Was ist mit der anderen Hälfte, hm? Sag es mir.«
    »Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber …«
    »Hector Martinez war mein Vater, oder?«
    Mein Blick fliegt kurz zu Alex’ Schulter, wohin Hector ihm eine Kugel verpasst hat, nachdem er Alex’ Freund Paco erschossen hatte.
    »Oder?«, frage ich wieder.
    » Sí , Luis«, sagt Alex resignierend. »Hector Martinez war dein Vater.«
    Brittany legt mir tröstend eine Hand auf die Schulter, aber ich schüttle sie ab.
    »Weiß Carlos Bescheid, oder bin ich nicht nur das schwarze Schaf der Familie, sondern auch der Letzte, der erfährt, wer mein verfluchter Vater ist?«
    Alex will es mir nicht sagen. Er würde mich lieber ahnungslos und unschuldig halten, aber das ist endgültig Vergangenheit. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin weit davon entfernt.
    »Sag es mir«, brülle ich ihn an. Mein ganzer Körper steht unter Strom, und ich zügele nur mit Mühe die höllische Wut, die in mir brodelt.
    »Beruhige dich.«
    »Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen. Sag kein weiteres Wort, außer der reinen Wahrheit.«
    »Okay.« Alex fährt sich mit den Fingern durchs Haar. »Er vermutet es. Vor ungefähr zehn Jahren hat er

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