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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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allgegenwärtige Zigarre hängt zwischen Chuys Lippen. Er nimmt sie aus dem Mund und bläst Rauch in die Luft. Ich beobachte, wie er über seinem Kopf hängt, bevor er sich in dem rauchgeschwängerten Zimmer verflüchtigt. »Bedingungen?«
    » Sí . Erstens, du wirst nie wieder Alex’ Familie, Carlos oder mi’amá bedrohen. Zweitens, du vollziehst bei mir das Aufnahmeritual wie bei jedem anderen auch.« Es gibt keinen Grund mehr, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Ich habe mich für eine Seite entschieden und will nicht, dass irgendjemand mich für etwas hält, das ich nicht bin und niemals hätte sein sollen.
    »Ich bin froh, dass du zur Vernunft gekommen bist, Fuentes.«
    »Nenn mich nicht so«, schnauze ich ihn an. »Ich bin kein Fuentes und du weißt es, also hör auf mit dem Scheiß. Akzeptierst du meine Bedingungen oder nicht?«
    Wir fixieren einander, ohne mit der Wimper zu zucken. »Klar. Hector hat vorausgesehen, dass du ein Kämpfer sein würdest«, sagt er stolz und erinnert mich damit an das Bild, auf dem Hector mich hält, als ich ein Baby bin. Er nickt Tiny zu als Zeichen, die anderen OGs wieder reinzuholen. »Luis hier will seinen Platz in der LB-Familie einnehmen, Jungs«, ruft er ihnen zu, als sie in den Raum zurückdrängen. »Das Problem ist, Luis, dass du schon in die Bruderschaft aufgenommen wurdest. Es gibt keinen Grund für eine Initiation.«
    »Ich will eine. Behandle mich wie einen neuen Rekruten.«
    Er lacht. »Was? Du willst, dass wir dir die Scheiße aus dem Leib prügeln?«
    »Ich will initiiert werden wie Alex. Ich werde nicht einfach den leichten Weg gehen. Ich pack das.« Ich werde ihnen beweisen, dass man mich nicht vor der Wahrheit beschützen muss. Ich kann geradezu hören, wie Hector Martinez mich aus dem Grab anfeuert und mich herausfordert, all diesen Typen zu beweisen, dass ich genauso ein harter Hund bin, wie er einer war.
    Chuy zieht eine Augenbraue hoch. »Du packst das, he?«
    »Ich bin der Sohn meines Vaters«, sage ich ungerührt. »Tu es.«
    »Mi placer« , sagt er belustigt. »Yo, Rico!«, brüllt er dann. »Hol noch ein paar andere her und bereite Luis hier das traditionelle Willkommen der Latino Blood: dreizehn Sekunden Hölle auf Erden. Ich werde auch mitmachen.« Er lässt die Fingerknöchel knacken, einen nach dem anderen. »Das wird ein Spaß.«

42
    Nikki
    Kendall hält mich für eine Kämpfernatur, aber im Moment fühle ich mich ganz und gar nicht wie eine. Alles, wonach ich mich sehne, ist, zu Luis rüberzufahren, damit er mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass zwischen uns wieder alles okay ist.
    Doch das ist nur hoffnungslose Träumerei. Zwischen uns ist nichts okay und wird es auch niemals wieder sein.
    »Dad«, sage ich und setze mich zu ihm auf das Sofa, wo er sich gerade ein Fußballspiel im Fernsehen ansieht. »Wie kommt es, dass Mom und du noch nie mit uns nach Mexiko gefahren seid?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wir reisen viel, Nikki. Du warst vor zwei Jahren mit uns in Brasilien. Und in Argentinien, als ich dort auf einer Konferenz einen Vortrag gehalten habe. In Italien hast du dich praktisch durch alle Sorten des Gelato Italiano geschleckt.«
    »Aber warum waren wir nie in Mexiko?«
    Er stößt einen langen und hörbaren Atemzug aus. »Ich schätze, wenn wir gefahren wären, hätte ich mich genötigt gefühlt, dir zu zeigen, wo ich aufgewachsen bin. Ich will aber nicht zurückblicken, Nikki. Und deine Mutter auch nicht.«
    »Eine Menge der mexikanischen Kids in der Schule haben Eltern, die nicht mal Englisch sprechen.«
    »Auf der Southside«, sagt er.
    »Ja.«
    »Wir haben versucht, dich und deinen Bruder nicht mit einer Mentalität zu erziehen, in der es nur um Haben und Nichthaben geht – wie sie auf der Southside vorherrscht. Deine Mutter und ich haben viel darüber diskutiert, bevor du geboren wurdest.«
    »Wir tun irgendwie so, als wären wir weiß. Ich esse keine mexikanischen Gerichte, und keines der Kinder, mit denen ich aufgewachsen bin, war Mexikaner.«
    »Wir versuchen nicht, weiß zu sein, Nikki. Wir haben uns assimiliert. Ist das so schlimm?«
    »Ich habe das Gefühl, euch war es so wichtig, dazuzugehören, dass du und Mom es vernachlässigt habt, uns zu vermitteln, stolz auf unser kulturelles Erbe zu sein. Ich liebe es, Amerikanerin zu sein. Aber wenn ich mir die Leute von der Southside ansehe … wie die Fuentes-Familie … bin ich eifersüchtig.«
    »Warum solltest du eifersüchtig sein, Liebling? Du hast alles, was du brauchst,

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