Du oder die grosse Liebe
mich mal drauf angesprochen und ich habe ihm das Maul gestopft. Ich habe ihm verboten, je wieder davon anzufangen, und er hat sich daran gehalten.«
»Hurra, ein Toast auf die Familiengeheimnisse der Fuentes!« Es fühlt sich an, als hätte ich einen Kloß von der Größe eines Basketballs in meinem Hals, als ich frage: »Hat der Mistkerl unsere Mutter vergewaltigt? Bin ich das Resultat einer Vergewaltigung?«
»Nein.«
»Sie ist fremdgegangen?«
»Nicht wirklich. Warum lässt du dich nicht von mir nach Hause fahren und fragst sie das selber.«
»Ich habe kein Zuhause, Alex.«
»Red keinen Scheiß, Luis. Dein Zuhause ist da, wo deine Familie ist. Mamá hat das getan, wovon sie glaubte, dass es uns schützen würde.«
»Also hat sie sich an den Meistbietenden verkauft. Nett.«
Alex schubst mich, seine Augen sprühen vor Wut. »Rede nicht so über mi’amá . Sie hat getan, was getan werden musste. Punkt. Erlaube dir kein Urteil über sie, solange du nicht mal weißt, was auf dem Spiel stand.«
Die ganze Zeit über bin ich so dämlich gewesen. Die Beweise lagen direkt vor meiner Nase und ich habe die Puzzlestücke nicht zusammengesetzt. Ich hatte diese lächerliche Einbildung, ich sei das goldene Kind, weil ich noch im Bauch meiner Mutter war, als mein angeblicher Vater erschossen wurde – das Letzte, was mein Vater ihr schenkte, war ich.
Aber in Wahrheit bin ich nie das goldene Kind gewesen. Ich war das schwarze Schaf … Ich habe mich einen Fuentes genannt, bin aber nie einer gewesen.
Ich trete einen Schritt zurück. » Adios , Bruder.«
»Was soll das denn heißen?«
»Das heißt, dass ich weg bin. Für immer.«
»Du gehst nirgendwohin.«
»Du hast mir nichts zu sagen, Alex. Verflucht, wir haben ja nicht mal denselben Vater.« Ich denke an all die Male, die Carlos mir leidgetan hat, weil er derjenige zu sein schien, der aus der Art schlug. Er hat nicht das Köpfchen und nicht mal das aufbrausende Temperament, das Alex und mir in die Wiege gelegt wurde.
Der Witz geht auf meine Kosten. Ich habe nicht mal dasselbe Blut.
»Du glaubst, die DNA ist das Entscheidende?«, fragt er. »Ist sie nicht. Du warst mein Bruder, sobald du auf der Welt warst und ich dich im Arm hielt. Da warst du weniger als eine Stunde alt. Du warst mein Bruder, als Mamá gearbeitet hat und ich dir den Arsch abgewischt und dir die Windeln gewechselt habe. Und du wirst bis zu meinem letzten Atemzug mein Bruder sein! ¿Comprende ?«
»Du hast mir meine Geschichte vorenthalten … mein Erbe!«
»Ich habe dir gar nichts vorenthalten, Luis. Dein biologischer Vater war …« Er zögert.
»Los, sag schon. Komm schon, Alex, spuck’s aus!«
»Hector Martinez war ein manipulatives Arschloch, der Leute mit dem Leben bedroht hat, damit sie machten, was er wollte. Er war ein Mörder und ein Drogenboss. Wir haben dir einen Gefallen getan, als wir dir nicht erzählt haben, dass die Hälfte deiner Gene von einem Mann ohne Skrupel und Gewissen stammen.«
»Du passt besser auf, Alex.« Ich schubse ihn zurück, bereit, mich mit ihm zu prügeln. »Es ist mein Blut, über das du hier redest.«
Meine Worte müssen ihn getroffen haben, denn Alex schlägt sich auf die Brust und ruft: »Wach auf, Luis. Dein Blut steht dir gegenüber. Ich bin von deinem Blut.«
Ich betrachte ihn mit Abscheu. »Alles, was ich vor mir sehe, ist ein Ex-Latino-Blood. Ein Verräter meiner Leute.«
»Das ist doch Bullshit.«
»Sei auf der Hut, Brüderchen. Man kann nie wissen, wer zur Familie gehört … und wer der Feind ist.«
Ich drehe mich um und stürme davon. Alex’ Befehl, sofort zurückzukommen, blende ich aus, genau wie Brittanys Flehen, nicht zu gehen. Sie sagt, wir könnten über alles reden.
Ich bin fertig mit Reden.
Chuy hatte recht. Ein Latino Blood zu sein, ist meine Bestimmung, mein Geburtsrecht. Ich habe mir eingeredet, ich hätte Chuys Nähe gesucht, um Insiderinfos über die LB zu sammeln. Ich habe mir selbst was vorgelogen. Die ganze Zeit wollte ich dazugehören, Teil des Drogenhandels und der Gefahr sein. Ich marschiere mit einem einzigen Gedanken ins Lagerhaus: mich dem Erbe meines Vaters würdig zu erweisen.
Chuy sitzt in seinem Büro und redet mit ein paar OGs. Ein Blick auf mich, und Chuy schickt alle anderen aus dem Raum – außer einem Typen namens Tiny, der alles andere als tiny , also winzig, ist.
»Ich werde zur Bank gehen und nachsehen, was in dem Schließfach ist«, sage ich. »Aber ich habe ein paar Bedingungen.«
Die
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