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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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töteten vier israelische Zivilisten und verletzten fünfundsiebzig Menschen. In dieser Zeit beschoss die israelische Armee den Gazastreifen mit mehr als 14600 Artilleriegeschossen, die neunundfünfzig Palästinenser töteten und zweihundertsiebzig verletzten.
    Die Spannung hatte nach einem von Ägypten ausgehandelten Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel im Juni 2008 ein wenig nachgelassen, eskalierte aber im November erneut. Vorwürfe und Gegenvorwürfe wechselten die Seiten. Die Blockade dauerte auch während der vorgeblichen Waffenruhe an, die Angriffe der Israelis gingen weiter, und Kassam-Raketen flogen nach Israel. Die israelischen Verteidigungskräfte töteten noch mehr sogenannte Militante, die sie an der Grenze aufspürten.
    Die jüdischen Siedlungen auf der West Bank und in Ostjerusalem wuchsen weiter. Palästinensische Häuser in Gaza wurden weiter plattgemacht, das Land wurde konfisziert. Politische Morde waren an der Tagesordnung. Wo war die internationale Gemeinschaft? Sah denn keiner, was mit den Palästinensern geschah? Ich bin gegen die Raketenangriffe und gegen die Selbstmordattentate, aber ich bin auch dagegen, die Tür vor Menschen zu verschließen, die leiden und keine Aussicht auf ein Leben haben, das jeder Israeli für selbstverständlich hält. Ich verlange ein anständiges Leben für alle Palästinenser. Statt Mauern müssen wir Brücken bauen.
    Am Donnerstag, den 25. Dezember 2008, verließ ich nach der Arbeit das Sheba Hospital in Tel Aviv und kehrte wie immer nach Gaza zurück. Als ich mich durch die einzelnen Checkpoints von Eres arbeitete, hatte der israelische Premierminister Ehud Olmert im Fernsehsender Al Arabiya kundgetan, was man im Nachhinein als letzte Warnung verstehen kann: »Ich sagen ihnen hiermit, dass es kurz vor zwölf ist; ich sage ihnen, dass sie aufhören sollen. Wir sind stärker.« Tzipi Livni, die israelische Außenministerin, hatte zudem Ägypten einen Besuch abgestattet, was als ein Signal zu verstehen war, dass man Schritte gegen den Gazastreifen und seine Bewohner einleiten würde.
    An diesem Abend besprachen die Kinder und ich die kommende Woche; wir machten eine Einkaufsliste, und am Freitag ging ich zum Markt, um den wöchentlichen Einkauf zu erledigen. Die meisten Leute waren auf das Schlimmste gefasst, aber an dem Tag öffneten die Israelis plötzlich die Grenzübergänge und bewilligten die Lieferung von mehr als hundert Lastwagenladungen humanitärer Hilfe für das belagerte Gebiet sowie Treibstoff für das Kraftwerk. War das ein Trick? Versuchte die israelische Regierung damit zu erreichen, dass die Leute weniger wachsam waren? Wir versuchten, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen, und mit unserem Leben weiterzumachen. Unsere Waschmaschine war kaputt, also fuhr ich Samstagmorgen, als die jüngeren Kinder mit dem Schulbus zum Unterricht gefahren waren, ins Camp von Jabaliya, um einen Handwerker zu finden, der sie reparieren würde. So kam es, dass ich nicht zu Hause und von meinen Kindern getrennt war, als in Gaza die Hölle losbrach.
    Ich war gerade aus meinem Wagen ausgestiegen, als die Angriffe begannen. Ich konnte es sehen, hören und fühlen. Es war, als würde die Erde angehoben, verschoben und gleich darauf zusammenstürzen. Israelische Raketen und Granaten kamen aus allen Richtungen. Bomben fielen vom Himmel. Später erfuhr ich, dass die Israelis die fast eine Tonne schweren Mark-84-Freifallbomben sowie lasergelenkte Sprengbomben eingesetzt hatten. F-16 und Apache-Kampfhubschrauber donnerten über unsere Köpfe, Raketen kamen als Querschläger von Ka nonenbooten vor der Küste herein, und Panzer wurden an der Grenze mit einer ungeheuren Ladung an Sprengstoff losgeschickt. Die Luft war voll von Feuer, Rauch und Schutt. Riesige Metallteile und Reste von Häusern vermengten sich mit zerborstenen Straßenlaternen und Glasscherben.
    Das erste Sperrfeuer dauerte etwa fünf Minuten. Plötzlich war alles still, die zerstörten Straßen lagen im Dunkeln. Ich rannte zu meinem Auto zurück, das zum Glück unbeschädigt war, und trotz der schreienden Menschen überall auf der Straße gelangte ich heil nach Hause.
    Bessan war da, aber keines der anderen Kinder. Angst schnürte mir die Kehle zu. Hatten sie es bis zur Schule geschafft? Wo waren sie? Wie konnte ich sie finden? Gerade als ich losgehen wollte, um sie zu suchen, kamen sie durch die Tür – erst die zwei Jüngeren, dann Aya, Mayar und Shatah. Dalal war ihre Cousine besuchen gegangen, die

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