Du sollst nicht hassen
Bessan geschrieben hat, das er gerne mitteilen möchte, schickt es mir bitte. Es gibt jemand, der sich bereit erklärt hat, zur Erinnerung an die Mädchen eine Website zu erstellen, und dafür hätten wir gerne Geschichten, Gedichte oder sonst etwas, was euch dafür passend erscheint. Hier ist mein Gedicht:
Wo die Liebe wohnt
In Erinnerung an Bessan
Ich sehne mich so danach, dich berühren zu können, Bessan
Einmal noch
Dich zu umarmen
Dir zu sagen, wie leid es mir tut
Dass deine Mutter starb
Doch nun bist du selbst von uns gegangen
Dein lächelndes Gesicht
Deine freundliche Art
Deine Sanftmut
Deine Worte frei von Urteil
Dein Leiden mit deinem Volk
Deine Art zu leben
Deine Träume, Ziele
und Deine Hoffnung auf Frieden
Nur wenige Tag vor diesem Krieg
sprach ich mit deinem Vater
Er gab mir deine Telefonnummer
Sie ist immer noch in meinem Auto
Jeden Tag
werfe ich einen Blick auf diese Nummer
Sehe deinen Namen
Bessan
Ich wünschte, ich hätte mehr mit dir gesprochen
Aber ich hatte nicht den Mut
Ich sprach mit dir, drei Tage bevor du starbst
Ich sagte dir, dass ich um deine Sicherheit bete
Meine Gebete wurden nicht erhört
Durch die Granaten
Die Bomben
Die Kassams
Den Rauch
Habe ich das Gefühl, ich sei von Gott verraten worden
Von meinem Land
Von der Grausamkeit der Menschheit
Von den Kriegstreibern
Von denen, die denken, Gewalt sei eine Lösung
Und bei alldem
bin ich beschenkt worden
Damit, sechs Wochen
mit Shatha, Izzeldin
Atta und Ghaida
verbracht zu haben
Ich hörte keine Worte der Rache
oder des Hasses
Ich sah keinen Zorn, ich sah den tiefen Glauben
dass Frieden möglich ist
Sogar trotz dieses großen Verlustes
erfuhr ich Stärkung
Durch ihre Stärke
Ich bin entschlossener
Dank ihrer Entschlossenheit
Ich bin dem Frieden näher
Durch ihre Friedfertigkeit
Bessan, verzeih mir
Dafür, dass ich dich nicht retten konnte
vor meinen eigenen Leuten
Verzeih mir, dass ich dir die Hoffnung gab,
dass Frieden möglich sei
Um dir dann den Traum wieder zu nehmen
Du wirst für mich immer das Symbol
der Hoffnung, des Friedens und vor allem der Freundlichkeit sein
Dein Vater hat einen Traum mit mir geteilt
Tage, nachdem du gestorben warst
Er kam in einen Raum voller Männer
Und du saßt dort
Zwischen ihnen
Er fragte dich
»Warum sitzt du dort?
Du weißt, das gehört sich nicht bei uns.«
Du antwortetest
»Jetzt ist alles gut, Papa,
Ich bin glücklich, mir geht es gut.
Ich kann hier unter den Männern sein
Wo ich gebraucht werde.«
Möge keine Frau mehr sterben müssen,
um auf die Männer einzuwirken
wie du es getan hast, Bessan.
Mögen die Frauen
Gehört werden und geachtet
Und mögen die Männer in dieser Welt
die Chance erhalten, aus tiefstem
Herzen zu wissen, dass dort die Antwort liegt
In ihren Herzen
Wo die Liebe wohnt.
Anael, März 2009
Ihre Worte haben mich sehr berührt. Ich bin gerade dabei, zu Ehren von Bessan, Mayar und Aya eine Stiftung zu gründen, die das Ziel hat, Frauen und Mädchen mit Gesundheits- und Bildungsprogrammen den Rücken zu stärken, um im gesamten Nahen Osten Veränderungen für Frauen und Mädchen herbeizuführen. Wie ich bereits erwähnt habe, spielen Frauen in dieser Region bei den öffentlichen Debatten keine Rolle, aber die palästinensischen Frauen wissen, was Opfer und Leid bedeutet. Es ist nicht so, dass Frauen nicht in der Lage wären, sich einzubringen; das Problem ist, dass ihnen bisher das Recht abgesprochen wurde, an den für unsere Zukunft wesentlichen Diskussionen teilzunehmen.
Ich möchte miterleben, dass Frauen und Mädchen – egal wo – diese Chance erhalten. Ich möchte, dass sie an der Debatte teilhaben. Ich habe palästinensische und israelische Babys auf die Welt begleitet. Es gibt keinen Unterschied zwischen einem palästinensischen Neugeborenen und einem israelischen Neugeborenen, und ich bin überzeugt, dass die Mütter, die diese Kinder auf die Welt gebracht haben, viel dazu beitragen können, einen gemeinsamen Weg zu finden.
Viele Mädchen und Frauen in Gaza erhalten aufgrund materieller und kultureller Umstände keine Ausbildung. Ich bin fest davon überzeugt, dass die palästinensischen Frauen die Fackel der Veränderung in die Zukunft tragen können, aber zunächst müssen sie von den Fesseln befreit werden, die Kultur, Besatzung, Belagerung und Leid ihnen auferlegt haben. Frauen brauchen Bildung, die sie darin bestärkt, unabhängig zu sein, die ihnen Respekt verschafft und sie dazu
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