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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Auslandsressort.

5
    G reg packte für L.A. , eine schwarze Samsonite-Reisetasche mit Teleskopgriff und Reflektorstreifen an den Seiten. Damit man gesehen wurde. Alle waren so scharf drauf, gesehen zu werden – mit ihren Designerklamotten, berühmten Freunden, leuchtenden Koffern. Die Mitreisenden, die auf der anderen Seite der Erde von Bord gingen, waren eine Herde Narzissten. Greg seufzte. Man musste wohl mit den Wölfen heulen.
    Er warf die Badehose in die Tasche. Nicht dass er je ins Wasser gehen würde, ob nun Meer oder Pool. Zu viel zu tun. Wie viele Swimmingpools es in L.A. wohl gab? Unzählige. In dieser Stadt war man am besten im Chlorgeschäft unterwegs. Oder in der Palmenpflege. Er konnte Palmen nicht ausstehen. Sie waren hässlich, piksig und viel zu groß – wie eine Frau mit unschönen Proportionen. Er schaute aus dem Schlafzimmerfenster hinaus auf die Platane, die im Wachsen die Gehwegplatten gesprengt hatte. Ihr Stamm war so massig, dass er ein parkendes Auto zur Hälfte verdeckte.
Das
war ein Baum.
    Nics lag auf dem Bett, angeblich weil sie ihm beim Packen zuschauen wollte, aber sie spielte mit den Bändern am Ausschnitt ihres orangefarbenen Seidenkleides. Ihre schlechte Laune war offensichtlich, gleich unter der Oberfläche brodelte es.
    Die impulsive, chaotische, schöne Nicky. Liebe wallte in ihm auf – und wurde wie immer verscheucht von ihrem ewigen Begleiter: dem Schuldgefühl. Er hätte sie nicht heiraten dürfen. Es war ein Fehler gewesen. Natürlich liebte er sie abgöttisch, aber sie hätten ebenso gut alles lassen können, wie es war, hätten weiterhin in Sünde zusammenleben können, wie seine Mutter sich ausdrückte. Wenn Nics ihn nur nicht gefragt hätte! Warum zum Henker hatte sie ihn gefragt? Warum hatte sie ihn in dieses protzige Restaurant geschleppt, seine Hand genommen und sich darüber ausgelassen, dass es ja nicht unbedingt ein Schaltjahr sein müsse? Als würden sie sich um so einen Quatsch scheren.
    In einem Anfall von Verliebtheit und Begeisterung hatte sie ihn in die Enge getrieben. Ihr war nicht klar gewesen, was sie anrichtete, natürlich nicht, wie auch? Schließlich hatte er strengstens darauf geachtet, dass sie die ganze Wahrheit nicht erfuhr. Aber dann hatte sie die schicksalhaften Worte ausgesprochen, und er hatte schnell sein müssen. Nics war nicht dumm. Irgendein Larifari von wegen noch etwas warten hätte sie nicht akzeptiert. Sie war zweiunddreißig gewesen, und alle hatten gewusst, was los war. Die Zeit war reif gewesen, kein Grund, etwas aufzuschieben. Hätte es etwas gegeben, das ihr nicht schmeckte, hätte an ihrer Beziehung irgendwas nicht gepasst – sie wäre gegangen. Und wenn es noch so weh getan hätte, sie hätte nicht gezögert. So war Nics nun einmal, Kompromisse lagen ihr nicht. Sie verdiente ein »glücklich bis ans Ende ihrer Tage« und war entschlossen, es zu kriegen.
    Er hatte dagesessen, seine Knie umklammert, dass die Nägel sich ins Fleisch gruben, und so getan, als sei er völlig perplex und fühle sich sehr geschmeichelt. Hätte er nein gesagt, wäre es aus gewesen, vielleicht nicht gleich an dem Abend oder in der darauffolgenden Woche, aber doch bald danach. Zu bald. Also hatte er eine Dummheit gemacht. Er hatte ja gesagt. Hatte geschwindelt und Enthusiasmus vorgetäuscht und ja gesagt, weil er ein Feigling war und den Gedanken, sie zu verlieren, nicht ertrug. In dem Moment hatte er geglaubt, er könne über das, was geschehen war, hinwegkommen, es hinter sich lassen. Inzwischen wusste er, dass er es nur noch schlimmer gemacht hatte. Viel schlimmer.
    Er ließ sie in der Schwebe. Weder hatte sie ihn ganz, noch war sie frei. Er hatte es nie über sich gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen, aber je mehr Jahre verstrichen, desto deutlicher – und schmerzlicher – erkannte er, dass die Vergangenheit einen nie aus ihren Klauen ließ. Dem, was gewesen war, entkam man nicht. Wie weit es auch zurückliegen mochte, es war trotzdem da, wabernd und unheimlich lag es auf der Lauer. Nie hätte er an dieser Parfümflasche riechen dürfen – was für eine Idiotie. Buchstäblich ein Geist aus der Flasche! Er schauderte, obwohl es doch heiß war. Er entfremdete sich von Nicky, und er konnte nichts dagegen tun. Er konnte sich ihr nicht offenbaren, denn würde er darüber reden, würde es real, und er wurde nur damit fertig, solange er es verbarg. Und so blieb er in diesem Zerrbild einer Ehe von ihr abgeschnitten.
    Im Zuge der Hochzeitsvorkehrungen

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