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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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hatte er zuweilen eine dunkle Bedrohung empfunden. Natürlich war stets Grace als Phantom dabei gewesen – weshalb klar war, dass er es nicht groß und in Weiß und mit viel Rummel wollte. Damit war Nics sofort einverstanden gewesen, der traditionelle Kram interessierte sie ebenso wenig wie die Summe, die für die Feier ausgegeben wurde. Ihr ging es allein ums Gefühl. Sie hatte weder mit einem Heißluftballon einschweben noch einen Oldtimer mieten noch einen Haufen Geld dafür verschleudern müssen, dass zu einem schicken Essen geladen wurde. Also war es auf eine kleine Zeremonie beim Standesamt hinausgelaufen, nur mit den engsten Angehörigen und jeweils drei Freunden. Und er hatte eine Überraschungshochzeitsreise geplant – streng geheim, niemand hatte Genaueres gewusst. Weil er abergläubisch war und paranoid – völlig zu Recht, sagte er sich. Drei Wochen lang waren sie durch die Pyrenäen gewandert, hatten in Berghütten und kleinen Hotels übernachtet und in der großartigen Wildnis gezeltet – nur sie beide. Es war eine wunderbare Zäsur gewesen, die beste Zeit ihres Lebens. Denn zumindest er hatte gewusst, dass alles anders sein würde, sobald sie nach Hause kamen. Waren sie erst wieder in ihrer Wirklichkeit angelangt, würde es ein ständiger Kampf sein, die Angst vor der Vergangenheit im Zaum zu halten.
    Grace. Sie sei in den See gezerrt worden, hatten die Polizisten gesagt. Sie habe gekämpft, sich gewehrt … Er schob das Bild beiseite, faltete ein Leinenhemd und versuchte, es so in die Tasche zu legen, dass es nicht knitterte. Aussichtslos.
    »Bist du nervös?« Nicky lag auf der Seite und stützte den Kopf in eine Hand.
    Er lächelte tapfer. Die gute Nicky, brachte ihn auf andere Gedanken. »Ziemlich.«
    Er angelte sich die Valium-Schachtel, drückte zwei blaue Pillen aus der Blisterpackung, warf sie hoch wie Erdnüsse und fing sie mit offenem Mund auf. Ein altes Kneipenspiel, bei dem er immer gut abgeschnitten hatte. Absurde Selbstzufriedenheit erfasste ihn, und er grinste seine Frau an, während er die Pillen mit einem Schluck Whiskey herunterspülte. Die kleinen Dinge. Auf die musste er sich konzentrieren, und seine riesige Flugangst würde bröckeln. Was die anderen Erinnerungen betraf, konnten weder Pillen noch Schnaps etwas ausrichten, aber das wusste er ja. Die Lektion hatte er gelernt.
    »Hast du einen Gang-Platz?«
    Greg schüttelte sich theatralisch und griff nach der Whiskeyflasche. »So viel zu den Filmen, die sie die ganze Zeit zeigen. Ich werde vom Start bis zur Landung benebelt sein.«
    Das Valium steckte er in die Tasche. Wenn er nur das Wort dachte – Heathrow –, traten ihm Schweißperlen auf die Stirn. Auch so ein Glücksfall: dass er an einem Ort arbeitete, an den er nur gelangte, wenn er zwölf Stunden Flug auf sich nahm.
    »Reisepass, Ticket, Geld?« Sie hatte einen ironischen Unterton. Er klopfte seine Jackentaschen ab. Sie schaute weg.
    Es war nicht richtig, dass er fuhr. Sie brauchte ihn. Er dagegen brauchte die Arbeit. Der Mann ist auf der Welt, um zu arbeiten, sagte sein Vater immer. Greg hätte es treffender gefunden zu sagen: Der Mann muss nach L.A. fliegen, um einen Jüngeren, Gierigeren daran zu hindern, seinen Platz einzunehmen, seinen Traum zu leben. Der Mann – speziell dieser Mann – braucht den Wettstreit, die Konkurrenz. Her damit! Er griff sich zwei zusammengerollte Sockenpaare und begann, damit zu jonglieren.
    »Wir müssen reden, Greg.«
    Er fing die Socken auf und sah sie an. Sie lag immer noch auf dem Bett. Nun war er also da, der Augenblick, vor dem er sich lange gefürchtet hatte. Es klingelte. Er schaute aus dem Fenster. »Das ist das Taxi. Worüber möchtest du reden?«
    Sie spielte mit den Bändern an ihrem Kleid. Er stopfte die Socken in ein Seitenfach und begann, den scheinbar endlos langen Reißverschluss zuzuziehen. Zur Antwort bekam er einen Seufzer, der mehr sagte, als Worte es vermocht hätten.
    Sie folgte ihm die Treppe hinunter. Im Flur blieben sie stehen und schauten einander an. Die Wirkung von Whiskey und Pillen setzte ein, er war schon nicht mehr ganz bei sich. Jetzt konnte er dieses Gespräch nicht führen.
    Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und fingerte an seinen Hemdknöpfen, eine Geste, in der so was wie Mitleid zu liegen schien. Zorn loderte in ihm auf, schnürte ihm die Brust ein. Mitleid ertrug er nicht.
    »Achte drauf, dass die Alarmanlage an ist, wenn du zu Hause bist. Nicht nur nachts.«
    Er sah sie nicken, und

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