Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
gute Deckung …«
Sie war eine Kämpfernatur. Blitzschnell war sie neben dem Bett und drückte den Alarmknopf. »Raus hier!«
Troy lehnte sich rücklings an den Kleiderschrank und pulte an einem seiner Fingernägel.
»Vierzigtausend Pfund hast du Darek dafür gezahlt, dass er Harvey umbringt. Rache, Eifersucht, verletzter Stolz, ist mir egal. Du hast einmal bezahlt und wirst jetzt ein zweites Mal zahlen.«
»Wer bist du überhaupt? Du hast keinerlei Beweise!«
»Jede Menge.«
»Du lügst!«
»Zimmer 392 im
Florina Plaza
in Dubai. Eine warme Nacht im März vor vier Jahren. Harvey hatte nur einen Bademantel an. Er ist auf seinem Balkon gestolpert und unglücklich gefallen. Guck nicht so entsetzt, du weißt das alles. Du hast Darek angeheuert und bezahlt, und er hat
mich
dafür bezahlt, dass ich die Arbeit mache.« Er nahm ihr Handy und warf es aufs Bett. »Hier, ruf die Sicherheitsfirma an.«
Jetzt zitterte sie. Sie hatte hässliche rote Flecken auf den Wangen. Sie sagte kein Wort und rührte sich nicht.
Troy blieb ruhig, er hatte Zeit. »Das Leben mit Harvey war ja nicht nur schlecht – du hast Arabella.«
Sie schnappte nach Luft.
»Sie macht sich in Chelsea ein schönes Leben, da würde ich ihr ungern reinfunken. Es geht um ein simples Geschäft. Du hast die Wahl, Marcia. Ich will das, was der Mittelsmann hatte.« Inzwischen war sie wieder kreidebleich. »Ich mag dich, Marcia, deshalb bin ich zu dir gekommen, bevor ich Arabellas hübsches Gesicht kaputt mache. Gerade du weißt doch, was ein hübsches Gesicht wert ist, du selbst hast damit ein Vermögen gemacht. Jetzt gibst du mir einfach ein bisschen von deinem Vermögen ab, und niemand kommt zu Schaden.«
Marcia keuchte, als müsste sie sich auf einem Laufband halten, aber sie rührte sich nicht.
»Wie du willst. Wir können es auch anders machen.« Er ging auf die Tür zu.
Das gab ihr die Stimme zurück. »Warte!« Sie griff nach dem Handy und rief bei der Sicherheitsfirma an, um Entwarnung zu geben, und dann ließ sie sich aufs Bett fallen. Offensichtlich konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten.
»So viel Geld habe ich nicht.«
Troy grinste. Er hatte sie genau da, wo er sie haben wollte: wehrlos in ihrem Nachthemdchen, in ihrem Schlafzimmer. Die flüchtige Leidenschaft der vergangenen Nacht war wie ein schmutziges Laken, das sie nur zu gern loswerden wollte.
»Mach den Safe auf.«
Er sah, wie sie schluckte. »Ich habe keinen Safe.«
»Ach, Marcia. Das war jetzt nicht so schlau.«
Troy schüttelte den Kopf und trat vor das Bild, das neben dem Einbauschrank hing. Ein Stierkämpfer schwenkte vor einem angreifenden Tier sein rotes Tuch. Er nahm das Bild ab und warf es auf den Boden. Zum Vorschein kam der Safe.
»Wie kann ich sicher sein, dass du mich nicht ewig verfolgst?« Sie hörte sich alt an.
»Ich bin fair, Marcia, ehrlich. Es ist nur ärgerlich, dass so viele Leute sich nicht an die Regeln halten. Ich habe das Risiko getragen, und dafür sollte ich angemessen entschädigt werden. Inzwischen hab ich aber rausgefunden, dass der Parasit in der Mitte immer den Löwenanteil kassiert. Die sogenannte Trickle-down-Wirtschaft ist genau das, was der Name sagt. Nach unten sickert es nur noch. Deshalb will ich das, was der Mittelsmann gekriegt hat. Nicht mehr und nicht weniger. Lass uns mit den Steinen anfangen, die Harvey dir geschenkt hat, okay?«
Fünf Minuten später trug er in einer Louis-Vuitton-Reisetasche ihren Schmuckkasten aus dem Haus. Er wandte sich in Richtung Regent’s Park, wo die ersten Strahlen einer noch blassen Sonne zu sehen waren. Mit jedem Schritt fühlte er sich leichter. Jünger. Es war abgelaufen wie im Traum. Alles hatte die verrückte Hexe rausgerückt. Nur weil Marcias Telefonnummer auf Dareks Liste stand, war er jetzt um fast fünfzig Riesen reicher.
Darek war so pingelig gewesen, dass er auf einer Liste verzeichnet hatte, was seine Klienten hingeblättert hatten, um von ihrer hartnäckigen, quälenden Eifersucht und Wut befreit zu werden. Und jetzt war Darek tot, und er hatte die Liste. Nicht auszuschließen, dass sie sich als das beste Stück Papier erwies, das ihm je in die Hände gefallen war.
Wissen ist Macht – es kann dich zum König machen. Die Vorstellung, das Schwert der Wahrheit zu schwingen, gefiel Troy. Es fällte alles, was ihm im Weg stand.
7
N icky duckte sich unter dem Schild hindurch, das zum Umkehren aufforderte. Sie starrte auf die Schienen, die sich im Dunkel des Tunnels verloren,
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