Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)
das an!«
Das Bild war wie eine Zusammenfassung der siebziger Jahre: eine Farbaufnahme, Connie in einem blutroten Overall, mit riesigen Creolen-Ohrringen und reichlich Lipgloss. Eine Zigarette zwischen den Lippen, stand sie an einer Tür, vermutlich der des Clubs. Gerade noch halb zu sehen war ein damals angesagter Hollywood-Schauspieler mit Sonnenbrille, Koteletten und so weiter. Das Bild war schräg aufgenommen, ein sehr lebendig wirkender Schnappschuss.
»Super. Ein wunderbarer Ausgangspunkt für eine Geschichte – wenn ich noch mit ein paar Leuten reden kann, die sie gekannt haben.«
Adam sah plötzlich traurig aus. »Unfassbar, dass sie das sein soll. Von dieser alten Connie ist so gar nichts …«
Nicky hatte das Gefühl, dass es besser war, dazu nichts zu sagen, aber sie sah das ganz anders. Connies Züge waren nicht mehr jugendlich glatt – der Schlaganfall hatte es schwierig gemacht, überhaupt noch eine physische Ähnlichkeit zwischen der früheren und der derzeitigen Connie zu sehen –, aber die Augen waren unverändert. Das harte, unnachgiebige Starren hatte sich gehalten – Nicky hatte es bei ihrem Besuch am eigenen Leib zu spüren bekommen.
»Sie hat ein gutes Leben gehabt. Mehr kann man nicht erwarten.«
Er senkte den Blick und schwieg.
Als die Schatten der Bäume auf dem Rasen länger wurden, stellten sie sich ein Picknick aus Brot und Käse und ein paar Mixed Pickles zusammen. Sie hatte den Tag genossen, doch jetzt dachte sie in immer kürzeren Abständen daran, nach Hause zu fahren. Adam lag auf dem Sofa, das sie aus dem Salon nach draußen geholt hatten. Es war nicht so, dass sie wegwollte, doch je länger sie blieben, desto schwieriger würde es werden.
»Wir müssen bald fahren.«
Adam blickte auf. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich bleibe hier.«
Sie stutzte. »Du kommst nicht mit zurück?«
»Heute nicht, nein. Ich hab hier noch einiges zu tun, also bleibe ich noch ein paar Tage.«
»Aha.« Ganz konnte sie ihre Enttäuschung nicht verbergen, doch sie schob sie schnell beiseite. Natürlich konnte er bleiben. »Ich muss auf jeden Fall fahren.«
»Und das alles zurücklassen?« Er hob träge den Arm und machte eine Geste, als wolle er das ganze Anwesen umfassen. »Das bringst du nicht fertig.«
Sie lächelte. »Wie lange willst du bleiben?«
Er stützte sich auf die Ellbogen und sah sie achselzuckend an. »So lange wie du.«
Sein T-Shirt war hochgerutscht, und sie sah den flachen, festen Bauch. Als Begehren in ihr aufflackerte, zwang sie sich wegzuschauen.
»Bleib noch eine Stunde. Dann kannst du fahren.«
»Wenn ich später fahre, ist der Verkehr vielleicht nicht mehr ganz so dicht.« Sie verstummte. Die erotische Spannung war mit Händen zu greifen.
Als die Dämmerung einsetzte, zogen sie sich in den Salon zurück. Adam, der eine Schachtel Streichhölzer gefunden hatte, zündete ein paar weit heruntergebrannte Kerzen an. Schatten tanzten über die Wände und die ernsten Gesichter der Vorfahren. Feiner Rauch stieg zur Decke.
»Hat’s dir hier gefallen?«
»Sehr.«
»Ich nehme an, Greg weiß nicht, dass du hier bist.«
Nicky wand sich. »Nein«, sagte sie schließlich.
»Wir haben wohl alle Geheimnisse vor denen, die wir lieben.«
Sein spöttischer Ton brachte sie zur Vernunft. Sie stand auf. Sie war viel älter als er, eine verheiratete Frau. Höchste Zeit, dass sie sich am Riemen riss. Welche Probleme sie auch mit Greg haben mochte – dies war nicht die richtige Art, damit umzugehen. Sie musste die düsteren Gedanken verscheuchen.
»Adam …«
»Nicht. Dein Mitleid brauche ich nicht.«
»Das ist wohl kaum Mitleid.«
»Ich will dich. Ist das so eine Sünde?«
»Nein, aber es ist der Grund, aus dem ich gehen muss. Ich bin verheiratet. Ich kann mich auf so was nicht einlassen.«
»Ach komm, gib’s doch zu, du willst mich auch.«
Sie lächelte. »Ich glaube, es bringt nichts, wenn ich darauf antworte. Es ist wirklich besser so.«
»Für dich.«
»Für uns beide.«
Adam schwieg.
»Ich muss fahren, wirklich.«
Sie starrte ihn an, wie er da auf dem Sofa lag. Seine dunklen Augen fixierten sie. Er musste gut sein im Bett, das war nicht zu übersehen. Sie zwang ihre Gedanken zurück zu dem, was sie hatte sagen wollen.
»Wenn mein Verhalten missverständlich war, tut mir das leid.«
Er antwortete nicht. Er sah sie an, und für den Bruchteil einer Sekunde lag in seinem Blick etwas wie Hass. Zum ersten Mal spürte Nicky einen Anflug von Angst.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher