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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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zeigte das Anwesen aus einer seitlichen Perspektive, mit einer riesigen Weide im Vordergrund. Eher unbeholfen und zu sehr um eine exakte Wiedergabe bemüht. Die Farben waren erdig und trist, zogen einen aber nicht in ihren Bann. Nicky überlegte verzweifelt, was sie Positives über die Arbeit sagen könnte. Sie bewunderte jeden, der sich an etwas versuchte, und fand es gemein, jemanden wegen seiner Ambitionen anzugreifen – mochte die Ausführung auch noch so unvollkommen sein –, aber in diesem Fall konnte sie nicht anders, als an die umwerfenden Fotos in der Londoner Wohnung von Lawrence zu denken – die so viel besser waren als das hier.
    »Komm, wir schauen uns Connies Sachen an«, sagte Adam, und sie gingen die breite, geschwungene Treppe hinauf in den ersten Stock, wo die Schlafzimmer lagen. Auf dem Weg nach oben kamen sie an weiteren Bildern seiner Mutter vorbei. Sie hatte den See gemalt und das Anwesen aus verschiedenen Perspektiven, unter anderem von oben, vom ersten Stock aus gesehen.
    Im Flur des Obergeschosses, in den durch die hohen Fenster strahlendes Sonnenlicht fiel, hing das weitaus kunstvoller gemalte Bildnis eines Ritters. Ernst blickte er ihr von der Leinwand entgegen, seine Hand ruhte am Heft eines riesigen Schwertes.
    »Jetzt müssen wir etwas Lustiges machen«, sagte Adam. »Augen zu, na los, mach schon!«
    Nicky kicherte nervös.
    »Na los, es ist ein altes Familienspiel. Wer herkommt, spielt es einmal, es ist ein Thornton-Ritual. Bleib einfach hier stehen und mach die Augen zu.«
    »Okay.« Nicky mochte Spiele. Sie hielt sich die Augen zu, horchte aber. Nichts, kein Laut. »Kann ich?«
    Keine Antwort.
    »Adam?«
    Sie wartete ein Weilchen, dann nahm sie die Hände herunter und schaute sich um. Unverändert schien die Sonne herein, Staubpartikelchen tanzten durch die Luft. Sie spähte den Flur in beide Richtungen hinunter, doch Adam war nirgends zu sehen. Als Nächstes lehnte sie sich über die Brüstung, aber unten schien er auch nicht zu sein. Ein Flugzeug kam näher, das Dröhnen wurde lauter, dann kehrte die Stille zurück. Sie spürte, dass Adam in der Nähe war, kriegte aber nicht heraus, wo. Dann hörte sie aus der Richtung des Ritterbildnisses ein leises Geräusch und trat näher heran. Wo steckte er? Sie starrte das Bild an, und dann zuckte sie zusammen. Die Augen bewegten sich! Als Adam stellvertretend für den Ritter theatralisch mit den Augen rollte, lachte sie los.
    »Großartig!«
    Adam öffnete die in das Bild eingelassene Tür – sie entsprach genau den Konturen der Ritterrüstung –, und Nicky trat zu ihm in den dahinter versteckten Raum. Er war überraschend groß. Lediglich durch die beiden Augenöffnungen fiel etwas Licht. Sie spähte hinaus auf den Flur und die Treppe.
    »Als ich die ersten Male hier war, haben wir uns immer einen Spaß daraus gemacht, Leute zu erschrecken«, sagte Adam. »Schau, hier sind die Augen. Die kannst du wieder einsetzen.« Er streckte ihr ein Stück Holz hin, auf das zwei Augäpfel gemalt waren, und zeigte ihr die Leiste, auf der sie es plazieren konnte.
    »Und wer hat das gemalt?«
    Adam lachte. »Meine Mutter bestimmt nicht.«

14
    G reg schreckte hoch, doch er hatte Mühe, zu sich zu kommen. Keuchend lag er zwischen den nassgeschwitzten Laken, sein Herz schlug bis zum Hals. Er war gefallen, verdreht und völlig verrenkt. Hatte er auch geschrien? Hatten andere Hotelgäste ihn womöglich gehört? Er angelte sich das klingelnde Telefon und hievte sich hoch, bis er seitlich auf der Bettkante saß.
    Es war Liz. Sie klang spitz. Vorwurfsvoll. »Es gibt Neuigkeiten.«
    »Ja?«
    »Sie hat heute Morgen einen jungen Mann mit dem Auto abgeholt.«
    »Wen?«
    »Woher soll ich das wissen? Er stand an der Portobello Road und hat auf sie gewartet.«
    Greg runzelte die Stirn. Mechanisch schraubte er die Evian-Flasche auf, die auf dem Nachttisch stand.
    »Dann sind sie zusammen weggefahren.«
    »Wohin?«
    Liz zögerte einen Moment. »Weiß ich nicht.«
    »Du meinst, du hast sie verloren?«
    »Ja, Greg! Wir sind hier nicht in einem Actionfilm! Dafür bin ich nicht ausgebildet! Er ist gefahren. Und ganz plötzlich abgebogen.«
    »Er ist mein Auto gefahren?«
    Es kam keine Antwort.
    »Er ist mein verdammtes Auto gefahren?«
    »Als er eingestiegen ist, haben sie die Plätze getauscht.«
    Greg quetschte die kleine Plastikflasche zusammen. Bei dem Gedanken an Nicky steckte ihm ein kalter Kloß im Hals: Hass und Eifersucht. Er saß hier fest, arbeitete

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