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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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huschte.
    Jemand kam die Treppe hoch.
    Langsam, mit schweren Schritten.
    Nicky flüchtete. Humpelnd und unter Schmerzen zog sie sich zurück, den Flur entlang in Richtung der hinteren Treppe. Alles war besser, als einfach nur dazustehen und abzuwarten, wer da die Haupttreppe heraufkam. An einer Ecke rammte sie einen Stuhl – deutlicher hätte sie nicht auf sich aufmerksam machen können, selbst wenn sie es versucht hätte. Zur Hintertreppe ging es durch eine Tür. Nicky ertastete die Klinke, stieß die Tür auf, schloss sie hinter sich sofort wieder und stand erneut im Stockfinsteren. Sich am Geländer festhaltend, stürzte sie mehr oder weniger nach unten, bis sie auch dort wieder vor einer Tür stand, an der sie verzweifelt rüttelte. Der Riegel wollte nicht nachgeben. Irgendwann tat er es schließlich doch, und sie taumelte in die Diele, wo sie zum ersten Mal ein paar schwache Umrisse ausmachte. Als sie die Tür oben an der Treppe aufgehen hörte, schleppte sie sich weiter, wobei Angst und Adrenalin verhinderten, dass sie den Schmerz im Fuß überhaupt richtig wahrnahm.
    Sie stolperte über ihn. Inmitten des Chaos kam sie ins Straucheln, stürzte und spürte, wie das warme, weiche Fleisch unter ihren nackten Knien nachgab. Sie war genau auf seinen Bauch gefallen, doch er rührte sich nicht. Gerade als sie sich aufrichten wollte, sagte ihr ein Lichtstrahl, der sich an der Decke brach, dass ihr Verfolger da war.
    »Nicky!«, flüsterte Adam von der Treppe her und kam näher, wobei auch er sich an der Wand abstützte. Er hielt sich den Bauch und atmete schwer. Der Strahl der Taschenlampe tanzte durch den Raum und erzeugte ein wildes Schattenspiel.
    Nicky versuchte dennoch, alles möglichst genau zu sehen. Sie saß auf dem Boden, dicht neben einem Mann mittleren Alters, der rücklings auf dem Teppich lag. Er hatte eine schwarze Windjacke an, schwarze Jeans und dunkle Schuhe, unter seinem einen Fuß hatte der Dielenteppich Falten geschlagen – da, wo er sich offenbar verzweifelt gegen den Tod gestemmt hatte. Die Augen starrten ausdruckslos geradeaus.
    Das Sprechen strengte Adam an, er stieß seltsame, gurgelnde Laute aus und krümmte sich, als habe ihn jemand in den Bauch geboxt. Und er würde bald ein blaues Auge haben, die ersten Anzeichen waren schon zu sehen.
    »Was war hier los?«
    Er nickte in Richtung der umgestürzten Stühle. Offenbar kostete ihn das schon zu viel Kraft. Er setzte sich auf der anderen Seite des Leichnams auf den Boden und lehnte sich an einen Türrahmen.
    »Ich stand auf der Treppe. Von da bin ich auf ihn draufgesprungen, aber er war stärker, als ich dachte.«
    »Kennst du ihn?«
    »Was? Wieso sollte ich?«
    »Du hast mit ihm gesprochen.«
    Adam schüttelte den Kopf. »Er hat mich die Treppe runterkommen sehen, ist aber einfach stehen geblieben.«
    Nicky beugte sich vor, legte dem Mann erst rechts, dann links zwei Finger an den Hals und tastete nach dem Puls.
    »Er ist tot, Adam. Es hat sich schrecklich angehört, als ihr gekämpft habt. Furchtbar.«
    »Er hat mich angegriffen. Er oder ich, darum ging’s.«
    »Als du bei mir im Zimmer warst – was hattest du da vorher gehört?«
    »Ich habe wach gelegen und Geräusche gehört, die mir nicht gefallen haben.«
    »Bist du verletzt?«
    »Mir geht’s gut, alles okay. Und du?«
    Nicky hatte noch immer wildes Herzklopfen, unter dem Adrenalin ging ihr Atem schnell und flach.
    »Ich hatte eine Scheißangst. Diese Geräusche … das war schrecklich!«
    Adam antwortete nicht. Vielleicht konnte er nicht. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Sie dagegen wollte diesen Alptraum so schnell wie möglich beenden.
    »Wie ist er reingekommen?«
    Er wandte den Kopf und schloss die Augen. »Ich weiß es nicht.«
    Als Nicky versuchte aufzustehen, explodierte der Schmerz in ihrem Fuß. Aber sie hatte zu tun. Wenn sie Ordnung in dieses Chaos bringen wollte, hatte sie eine lange Liste von Dingen abzuarbeiten. Sie ignorierte den Fuß und nahm Adam die Taschenlampe aus der schlaffen Hand. Der Strahl glitt über eine Brechstange, die unter dem Schreibtisch lag. Das dunkle Metall blitzte im Licht. Nicky stöhnte angewidert. Sie richtete die Lampe noch einmal auf den Toten und sah, dass er Gummihandschuhe anhatte.
    Dann betrachtete sie sein Gesicht. Der Unterkiefer hing herunter. Er hatte einige Schrammen und an den Zähnen unter dem blonden Schnauzbart klebte Blut. Eine größere Blutlache hatte sich unter seinem Kopf auf dem Teppich gebildet. Nicky schloss die

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