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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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anders. In jener Nacht war jemand gekommen, um Grace zu töten, und Nicky hatte das erst begriffen, als es zu spät war. Zunächst hatte sie überhaupt nicht gewusst, was vor sich ging.
    »Du verstehst das nicht, Nicky. Ich tue das für dich. Ich rette dich.«
    »Wovor rettest du mich, Adam?«
    Er zögerte, quälte sich. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Es würde keine Enthüllung geben, das dämmerte Nicky. Das war schlicht das wirre Gefasel eines Verrückten.
    »Komm zur Vernunft, Adam. Maria weiß, wo ich bin. Sie weiß, dass ich mit dir hier bin.«
    Adam bückte sich und zog die Brechstange unter dem Schreibtisch hervor. Einen furchtbaren Augenblick lang dachte Nicky, er werde damit auf sie losgehen. Sie verlor das Gleichgewicht, als sie sich duckte, und stolperte ein paar Stufen weiter nach unten. Er legte die Stange auf den Schreibtisch.
    »Du dachtest, ich will dich schlagen.«
    Unsicher sah sie ihn an. »Ich weiß nicht. Wolltest du?«
    Er lachte spöttisch und befühlte die Haut rund um sein Auge. »Ich habe das für dich getan, Nicky. Statt Angst vor mir zu haben, solltest du mir vertrauen.«
    »Aber wie kann ich das, wenn ich verletzt bin und nicht weg kann aus deinem Haus und du dich weigerst, die Polizei zu rufen?«
    »Du wirst leben.« Einen tiefen Seufzer ausstoßend, starrte er auf den Mann, den er getötet hatte. »Ich hoffe nur, du bist es wert.«
    »Was hast du da gesagt?«
    Doch er hatte die Augen geschlossen. Stand leicht schwankend da und stützte sich am Türrahmen ab.
    »Adam?
Adam?
«
    Als er die Augen wieder aufschlug und sie ansah, kroch ihr nackte Angst den Rücken hinauf.
    »Ich koche jetzt Tee. Komm mit.«
    Nickys Knie wurden weich. Sie sank auf die Stufen.
    »Jetzt.«
    Also stand sie wieder auf. Schnell. Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu. Mühsam hinkte sie hinter ihm her in die Küche.
    Während die Morgendämmerung das Haus in mildes Licht tauchte, trank Nicky schweigend ihren Tee. Je sommerlich heller es wurde, desto schwerer fiel es ihr, sich den nächtlichen Horror in Erinnerung zu rufen. Die ganze Szene bekam etwas Melodramatisches. Von ihrem Platz am Küchentisch aus hatte sie die eine Schulter des Toten im Blick. Eine Idee keimte in ihr.
    »Vielleicht hat er einen Ausweis dabei.«
    Adam, der mit dem Finger ziellos auf der Resopal-Tischplatte herummalte, blickte auf. Nicky gab sich einen Ruck. Sie stand auf und humpelte zu dem Toten, wobei sie Adams Blick im Rücken spürte.
    »Ich habe ihn nach einem Telefon abgesucht«, sagte Adam.
    Ihr sank der Mut, aber sie kniete sich trotzdem neben den Mann und öffnete seine Jacke. Sie vermied es, seinen Kopf anzuschauen, da, wo er eingeschlagen war. Sie durchsuchte die Jacke nach einer Brieftasche, fand aber nur eine Packung Kaugummi. Seine Hosentaschen waren leer, er trug nichts um den Hals, und er hatte tatsächlich kein Telefon einstecken. In der Innentasche der Windjacke ertastete ihre suchende Hand einen länglichen Gegenstand aus Kunststoff. Das war ein Autoschlüssel, also parkte er hier irgendwo. Diesen kleinen Rettungsanker würde sie für sich behalten, ihr war wohl bewusst, dass Adam jede ihrer Bewegungen überwachte.
    »Er hat überhaupt nichts einstecken. Findest du das nicht auch merkwürdig?« Während sie die Finger um den Autoschlüssel schloss, sah sie Adam, scheinbar höchst überrascht, an und begann zu plappern. »Soll ich ihm mal die Schuhe ausziehen?« Dabei zog sie ihre Hand mitsamt Schlüssel aus der Brusttasche. »Vielleicht verrät auch seine Uhr etwas.« Der Mann hatte eine Seiko am Arm, und unter dem Armband lugten die Fangzähne einer großen Tattoo-Schlange hervor, die sich um seinen Unterarm wand. Umständlich nahm sie dem Toten die Uhr ab und schaute nach, ob etwas in die Unterseite eingraviert war. Das war nicht der Fall. Sich nach wie vor der strengen Beobachtung bewusst, nahm sie auch die Gummihandschuhe noch einmal unter die Lupe. »Und er hatte die Taschenlampe dabei?«
    Adam nickte.
    Obwohl sie wusste, dass der Mann ein Einbrecher war, regte sich in ihr eine Art Beschützerinstinkt. Sie fragte sich, ob sie mit ihm hätte fliehen können. Doch das ergab alles keinen Sinn. Er war ins Haus eingebrochen, trug aber keinerlei Tasche bei sich. Wie hatte er seine Beute wegtragen wollen? Er musste das Auto gesehen haben, die offenen Fensterläden … Warum sollte er gerade dann in ein Haus einsteigen, wenn sich ein seltenes Mal Leute darin aufhielten? Außerdem hatte Adam mit ihm gesprochen. Was sagte man

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