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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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die Enge getrieben wurde.
    Struans Nachlässigkeit stellte ihn vor ein Problem. Mit einem Mal war alles härter geworden, ein höherer Einsatz war gefordert. Aber wenn man lange genug suchte, fand sich immer ein Weg. Im Geiste war er die einzelnen Schritte schon durchgegangen. Er musste gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen, um sich so weit wie möglich von Struan zu distanzieren.
    Er hatte sich nicht vorstellen können, wie die Frau die Verzögerung bei der Ausführung des Jobs aufnehmen würde, gar nicht zu reden von der Publicity, die die Sache nun bekam. Er kannte sie nicht, war seinerseits aber ohne Deckung – eine Situation, die ihm überhaupt nicht behagte. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er Angst. Seine Versuche, Geld einzusammeln und seinen Rentenfonds zusammenzukriegen, erschienen immer aussichtsloser.
    Scheißstruan. Er war gestresst und genervt wie jeder Manager, der sich mit ineffizienten, unbrauchbaren Angestellten herumärgern musste. Die Schmerzen der Leute ließen ihn kalt, aber auf einer ganz praktischen Ebene konnte er sich sehr gut in die Lage anderer versetzen. Er nahm an, dass die Frau, sobald das alles herauskam, schnellstmöglich jede Verbindung zu ihm kappen würde. Und er wusste, wie er selbst die Sache angehen würde.
    Außerdem hatte er sich ums Tagesgeschäft zu kümmern. Lyndon B. war immer noch sein Arbeitgeber. Auch wenn er sich irgendwo in Südfrankreich von seiner Herzattacke erholte und Troy deshalb nicht genötigt war, ihn im Flugzeug irgendwohin zu begleiten, führte letztlich doch alles zu Lyndon zurück, und der war jemand, den Troy niemals zum Gegner haben wollte.
    Lyndon hatte Darek gekannt, von dem Troy die Liste erledigter Jobs hatte. Auf der Liste hatte Troy die Frau gefunden, aber er hatte keine Ahnung, wie diese Leute alle miteinander verbunden waren – ob sie es überhaupt waren – und wie Lyndon reagieren würde, wenn er mitbekam, dass Troy versucht hatte, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Das alles gedanklich durchzuspielen hatte ihm einen Jahrhundertkopfschmerz beschert.
    Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Schwäche. Jetzt war Mumm gefragt. Er hatte zugesehen, wie der Mann mit den Neonstreifen am Anzug die Gurte strammzog und die Metallarme des Abschleppwagens sich um sein Auto schlossen. Im Moment hatte er einen Vorteil – noch. Niemand wusste, was genau passiert war. Das musste er ausnutzen. Als sein Wagen unter metallischem Quietschen und Rütteln aus der Hecke und von der Straße gehievt wurde, hatte er eine Entscheidung getroffen.

34
    A ls Nicky nach ihrer Flucht vor Liz zu Hause ankam, wurde Gregs Wagen gerade von einem Transporter abgeladen. Ein aufgekratzter Mann im Overall legte ihr diverse Papiere zur Unterschrift vor, dann ließ er seinen Motor aufheulen und fuhr schwungvoll davon.
    Sie setzte sich ins Wohnzimmer und starrte hinaus auf das Auto. Was Liz gesagt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf. Ihr Stimmungsumschwung war beängstigend gewesen. Wie ein Wachhund schnappte sie nach jedem, der den Geheimnissen ihre Bruders zu nahe kam. Aber nun hatte sie einen Fehler gemacht und einen Anhaltspunkt geliefert. Ich bin seine Frau, dachte Nicky zornig. Du kannst mich nicht ausschließen. Höchste Zeit, ein paar Nachforschungen anzustellen.
    Im Arbeitszimmer fing sie an. Hier hielt sie sich normalerweise nie auf, da sie zum Arbeiten lieber mit ihrem Laptop am Küchentisch saß. Gregs Chaos hatte System, das wusste sie, und sie wusste auch, in welchem Aktenschrank er die Fotos aufbewahrte. Die untere Schublade war ihre, die obere nutzte er. Wie immer quietschte sie beim Öffnen. Nicky fing an, die eselsohrigen Kuverts voller Negative und Abzüge durchzuschauen, von denen viele im Laufe der Jahre gelitten hatten. Sie waren eingerissen oder geknickt, hier und da ragten einzelne Fotos und Negativstreifen heraus. Stück für Stück arbeitete sie sich durch die Schichten von Gregs Leben, zunächst die vordigitalen Zeiten. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass ganze Jahre fehlten, dann wieder stieß sie auf einen Stapel, der einen Nachmittag – oder Abend – aus den Tausenden nicht dokumentierten heraushob und lebendig werden ließ. So fand sie ein dickes Kuvert mit Aufnahmen von vermutlich einem einzigen Nachmittag: frische, glattgesichtige Mittzwanziger, die sich an einem fremden Strand tummelten und sonnten. Unscharfe Schnappschüsse von Leuten, die sich fürs Foto viel zu schnell bewegt hatten. Eine Frau im Bikini, die sich

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