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Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition)

Titel: Du sollst nicht lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Gerüchte, während ich weg war?«
    Maria winkte ab. »Das übliche Gerede von weiterem Personalabbau. Es sind ja nicht einmal mehr alle Stellen besetzt.«
    »Wir sind Geschichte, oder?«, sagte Nicky und sah sich bedauernd in dem großen Büro um.
    Maria hob einen drohenden Zeigefinger.
    »Vorsicht. Geschichte kann widerborstiger sein, als du denkst.« Sie beugte sich vor, und in ihren Augen blitzte es trotzig. »Und es wird viel schmutziger gekämpft. Dieser Dinosaurier hier wird nur zu gern so viel Wind machen, dass sie ihn nicht einfach verschwinden lassen können.«
    Während Nicky noch über Geheimnisse nachdachte, die in der Geschichte lagen, und darüber, dass sie mit Maria sprechen und sich alles von der Seele reden musste, sah sie Bruton, den Nachrichtenredakteur, näher kommen. Er stützte sich auf die Rückenlehne eines Bürostuhls wie auf einen Rollator und schob ihn vor sich her durch den großen, mit Teppichware ausgelegten Bereich, in dem eine ganze Phalanx von Redakteuren gesessen hatte, bevor ihre Arbeit nach Shipston-on-Stour outgesourct worden war. Bruton kehrte von einer Zigarettenpause zurück. Nicky stand auf und gesellte sich zu ihm.
    »Wieder besser, Nicky?«, fragte er, eher höflich als wirklich interessiert, mit rasselnder Stimme.
    »Danke, ja. Ich hab mir den Knöchel verstaucht, aber es geht schon wieder.«
    Er nickte.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Hm?«
    Sie folgte ihm und seinem Bürostuhl-Rollator zu seinem Schreibtisch, auf dem ein riesiger Pressglas-Aschenbecher voller Büroklammern, angekauter Bleistiftstummel und Kaugummipapiere thronte. Irgendwie sah er aus, als finde er es ehrenrührig, als Abfallbehälter zu dienen.
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    Bruton blickte zu ihr auf – sie war deutlich größer als er, oder er hielt sich so krumm, dass es zumindest so schien.
    »Das ist ja ganz was Neues.«
    »Stimmt.« Sie lächelte. Bruton hatte wenig Geduld, deshalb war es am besten, einfach zu fragen. »Ich habe gehört, dass du früher mal ›Kriminalität‹ gemacht hast«, sagte sie, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
    »›Früher‹! Du scheinst zu glauben, dass ich seit den dreißiger Jahren hier arbeite!«
    »Nicht?«
    Statt zu antworten, begann er zu husten.
    »Ich brauche die Adresse von jemandem.«
    »Für die Arbeit?«
    »Nein.«
    Bruton schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich das nicht machen kann, Nicky. Da muss man bestimmte Schritte einhalten, Sicherheitsprozeduren …«
    »Bitte jemanden, den du kennst!«
    Er ließ sich umständlich in seinem Stuhl nieder, drehte sich langsam hin und her und fragte schließlich: »Wozu brauchst du die Adresse?«
    »Damit ich die Person ermorden kann, natürlich.« Sie zögerte kurz. »Aber das hab ich dir nicht gesagt.«
    Er lächelte und tippte mit dem Finger auf den Rand des Aschenbechers, als klopfe er die Asche von einer Phantomkippe.
    »Das kann ich wirklich nicht machen, Nicky.«
    »Ich weiß. Aber du machst es trotzdem.«
    Bruton öffnete eine Packung Kaugummi und schob sich einen der rechteckigen Streifen in den Mund. »Wie kommst du darauf?«
    »Wir beide sind einander sehr ähnlich.«
    Bruton lachte laut los.
    »Ich bin süchtig.«
    Jetzt musterte er sie erstaunt.
    »Ich bin süchtig nach Leidenschaft, Intrigen, grundlosen Hochs und Tiefs, flüchtigen Romanzen – und nichts von alldem tut mir gut.« Sie legte eine kurze Pause ein. »Und mit Sucht kennst du dich aus, das weiß ich, Bruton.«
    Das war ziemlich plump, aber sie hoffte, dass er trotzdem anbiss, und insgeheim fragte sie sich sogar, ob nicht ein Fünkchen Wahres daran war. Warum sonst hatte sie ihre Ehe so leichtsinnig auf eine so verrückte Probe gestellt? Wenigstens war sie dafür gehörig bestraft worden.
    Bruton hustete und räusperte sich. Er hob die rechte Hand und zeigte die gelben Spuren an Zeige- und Mittelfinger, die weder mit Seife noch mit Bimsstein wegzukriegen waren.
    »Seit meinem sechzehnten Lebensjahr habe ich ungefähr vierzig Zigaretten am Tag geraucht. Ich hab mal ausgerechnet, dass das inzwischen ungefähr eine halbe Million sind. Drei Jahre meines Lebens habe ich ausschließlich mit Rauchen zugebracht.« Er schüttelte den Kopf. »Und, bei Gott, ich habe jede einzelne Minute genossen.«
    Nicky griff sich den Aschenbecher und kippte den Krimskrams, den er enthielt, in den Papierkorb neben dem Schreibtisch. Dann polierte sie das gute Stück mit einem Zipfel ihres T-Shirts und stellte es

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