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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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erinnert, der mitgeflogen ist.«
    Anstelle einer Antwort verzog Damien nur gequält das Gesicht. Und wieder hörte sie den Schmerz in seiner Stimme. Es war nicht meine Schuld!
    Sie sah ihn forschend an. »Sie ist gestorben, nicht wahr?«
    Er schlug die Hände vors Gesicht. Cynthia strich ihm über den Rücken, fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. »Sie wollten es doch« , wiederholte sie nachdenklich. »Was hast du damit gemeint, Damien?«
    Er rührte sich nicht, aber sie spürte, dass er mit sich rang. In wenigen Minuten würde er sich ihr entweder öffnen oder sie endgültig ausschließen. Sie wartete. Und hoffte.
    Als Damien endlich etwas sagte, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Cynthia beugte sich vor, sodass sich ihr Ohr direkt vor seinem Mund befand.
    »Sie stand plötzlich da, kurz nachdem die Anschnallzeichen erloschen waren. Sie stand vor meiner Sitzreihe im Gang. Ich sehe sie noch genau vor mir: rotgoldenes, schräg gestuftes Haar. Eine Muschelkette. Sie hatte sie wohl im Urlaub gekauft. Hübsch. Sie war … sehr hübsch.« Er richtete sich wieder auf, ließ sich gegen die Lehne der Parkbank sinken. Cynthia tat es ihm nach. Damiens Augen starrten in die Ferne, als wäre er in Trance. Sie schwieg, aus Angst, den Bann zu brechen. »Sie hieß Rosie Shearer, aber das habe ich erst viel später erfahren. Ihr Freund saß neben mir auf 14B. Anscheinend hatten sie zu spät eingecheckt, um noch nebeneinander sitzen zu können, denn sie saß sieben Reihen hinter ihm, am Ende des Flugzeugs. Deshalb war sie vorbeigekommen, um sich mit ihm zu unterhalten.«
    Er wandte das Gesicht zum Nachthimmel empor, und Cynthia stellte sich vor, wie er sich in den Moment zurückversetzte. Zu diesem ums Leben gekommenen Mädchen. »Sie war Schottin und rollte das R so nett, als sie sagte ›Das ist aber wirklich reizend‹.« Nacktes Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Es machte mir nichts aus, und sie freute sich riesig. Also haben wir die Plätze getauscht, in zehntausend Metern Höhe, kurz bevor die Turbulenzen begannen. Ich habe meinen Sitzgurt aufgemacht und meine Sachen aus dem Gepäckfach genommen. Das Ganze hat nur ein paar Sekunden gedauert, aber ich kann mich noch an jedes Detail erinnern: an ihr dankbares Lächeln, als sie sich auf Platz 14A setzte. An ihre Finger, die mit dem Gurt hantiert haben, bis er eingerastet war.« Er atmete schwer. »Dannbin ich ans Ende des Flugzeugs gegangen, zu Sitz 21C.« Sein Mund verzerrte sich zu einem bitteren Lachen. »Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.«
    Sie dachte an den Albtraum: Damien, der aus einem zerbrochenen Flugzeug gerissen wurde und zur Erde stürzte.
    »Also handelt dein Albtraum … von dem, was ihr zugestoßen ist, nicht wahr?«
    Er schloss die Augen und schwieg. Cynthia hörte Verkehrslärm, ein Hupen in der Ferne.
    »Ja«, sagte er, ohne die Augen zu öffnen. »Er handelt von dem, was ihr zugestoßen ist. Und was eigentlich mir hätte zustoßen müssen.«

34
    Cynthia stand neben ihrem Vater am Strand von Bournemouth. Die Wellen umspülten ihre Knöchel. In der Ferne hörte sie Karussellmusik. Sie strahlte ihn an und wartete auf die Worte, die das Startsignal für ihren Wettlauf geben würden. Aber das Gesicht ihres Vaters veränderte sich, wurde blasser. Unter seinen Augen erschienen tintenschwarze Pfützen, die überliefen. Und als er sprach, war seine Stimme die von Marcus.
    Schlafen ist für Schwache .
    Cynthia schrak hoch, ihr Herz raste. Was zum Teufel hatte Marcus an ihrem Traumstrand verloren? Sie atmete ein paarmal tief durch, bis sich ihr Puls beruhigte, und sah auf den Wecker neben ihrem Bett: 00 Uhr 32. Es war sowieso höchste Zeit aufzustehen. Sie war um zwei mit Damien am Camden Lock verabredet.
    Sie schlug die Bettdecke zurück und tapste über den grünen Teppichboden zum Kleiderschrank. Gähnend musterte sie seinen Inhalt. Was zog man am besten zu einer nächtlichen Kanalbootparty an? Sie ging ihre Röcke durch, bevor sie sich schließlich für einen Jeans-Minirock und einen roten Pulli entschied. Dann holte sie ihre beiden neuesten Einkäufe aus ihrer Handtasche und legte sie auf die Kommode. Der erste war ein neuer Tiegel Shifter-Schimmer: ein dunkelblauer Ton namens Midnight. Der zweite war ein weiterer Umschlag mit Speed. Sie war mittlerweile bei drei Gramm pro Woche angelangt und machte sich langsam Sorgen um ihre Gesundheit. Manchmal konnte sie die Absurdität ihresVerhaltens selbst kaum fassen: Sie hatte

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