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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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Angst, ganz regulär zugelassene Pillen zu schlucken, und nahm stattdessen lieber illegale Drogen. Rasch verdrängte sie den Gedanken. Sie brauchte die Droge, um den Schlaf zu bekämpfen, solange sie der Welt etwas vormachen wollte. Nicht mehr lange, schwor sie sich – wieder einmal.
    Bei dem Gedanken an Schlaf sah sie sehnsüchtig zu ihrem Bett hinüber. Seit Wochen hatte sie keine Nacht mehr durchgeschlafen. Selbst bei geschlossenen Fenstern wurde sie ständig von wildem Hupen und Motorenlärm geweckt. Und ehemals rücksichtsvolle Nachbarn dachten sich inzwischen nichts mehr dabei, zu jeder Tages- und Nachtzeit die Musik aufzudrehen.
    Sie gähnte erneut. Also los. Sie öffnete den Umschlag, schüttete etwas von dem Pulver darin auf einen Spiegel und zog mit Hilfe ihrer Kreditkarte eine Line. Speed war eigentlich gar nicht so schlimm, redete sie sich ein, während sie einen Geldschein zusammenrollte. Im Grunde war es keine richtig harte Droge. Trotzdem vermied sie es, sich im Spiegel anzusehen, als sie durch das Geldscheinröhrchen das Pulver schnupfte.
    Es war eine ungewöhnlich warme Nacht, und auf der Camden High Street wimmelte es nur so von Menschen. Die Läden waren geöffnet, und nicht nur in den Pubs, sondern auch davor drängten sich die Kneipengäste. Vor dem Pizzastand auf der anderen Straßenseite hatte sich sogar eine Schlange gebildet.
    Als Cynthia aus dem Taxi stieg, hatte das Speed seine Wirkung entfaltet und die Müdigkeit verscheucht, die sich wie eine schwere Wolldecke über sie gelegt hatte. Sie entdeckte Damien auf Anhieb, er stand mit Dan und Edith am Ufer. Ein Holzboot lag in der Nähe vor Anker, die Mondsichel spiegelte sich daneben auf dem Wasser. Das Boot war langund schmal, mit einem kleinen Umgang auf beiden Seiten der Kajüte. Es standen bereits ein paar Leute am Heck und tranken Bier aus der Flasche.
    Cynthia ging zu Damien hinüber und hörte, dass Dan mal wieder große Reden schwang. »Angeblich machen die Schläfer einen Riesenaufstand deswegen«, sagte er. »Wer progressiv denkt, akzeptiert auch, dass es etwas mehr Umweltverschmutzung geben wird – jetzt, wo wir diesen enormen Aufschwung haben und die Leute rund um die Uhr Auto fahren. Es bringt nichts, ständig darauf herumzureiten, das ist eben der Preis des Fortschritts.« Er sah kurz zu Cynthia herüber und wollte sich schon wieder abwenden, als er die dunklen Ringe unter ihren Augen entdeckte.
    Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, beugte Dan sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. »Cynthia! Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen.« Um dann vielsagend hinzuzufügen: »Und, was gibt’s Neues?«
    »Ich glaube, das siehst du selbst«, erwiderte sie, um ihn nicht direkt anlügen zu müssen.
    Damien legte den Arm um ihre Schultern und strahlte seine Freunde stolz an. Cynthia starrte zu Boden.
    »Seit wann bist du …«, fing Dan an, als ein durchdringender Pfiff ihn unterbrach und das Gemurmel am Kanal übertönte. Alle Köpfe drehten sich zum Boot. An dessen Heck stand ein großer, rotgesichtiger Mann, der zwei Finger in den Mund gesteckt hatte. Zu seinen Füßen befand sich eine Wanne mit Bier und Eis.
    »Adrian, unser Gastgeber«, flüsterte Damien Cynthia ins Ohr.
    »Alle Mann an Bord!«, rief Adrian. »Wir legen in fünf Minuten ab.«
    Cynthia und Damien gingen mit den anderen an Bord. Adrian begrüßte jeden Gast mit Handschlag und einer Flasche Corona. Cynthia und Damien schlenderten zur Steuerbordseitedes Bootes und setzten sich auf das niedrige Dach der Kajüte, ließen die Beine baumeln und nippten an ihrem Bier.
    Das Dach begann unter ihnen zu vibrieren, als der Motor ansprang. Das Boot entfernte sich vom Camden Lock und kam an einem sanierten Lagerhaus vorbei. Ein Paar trank Wein auf einem Balkon im ersten Stock, auf dem Tisch lagen die ineinander verschränkten Hände der beiden. Cynthia beobachtete sie. Was sie wohl für eine Beziehung hatten? War ihre Liebe einfach und unkompliziert? Gab es so etwas überhaupt? Oder hatte jeder dunkle Geheimnisse, die nur darauf warteten, einem um die Ohren zu fliegen?
    Das Kanalboot fuhr nach rechts, vorbei an Häusern, deren Gärten aufs Wasser hinausgingen. Sie konnte die Umrisse einer Schaukel erkennen. Dann blieben die Häuser zurück und wichen einer Wand aus Bäumen. Sie wartete, bis das Boot in Dunkelheit gehüllt war, bevor sie das Wort  ergriff. »Damien, ich muss dir etwas sagen. Es hat mit …«
    Plötzlich dröhnte Musik aus dem Bootsinneren, sodass sie

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