Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
sie Adrian eilig.
»Auf dem Grand Regent’s Canal, kurz vor der Edgware Road. Wir werden darunter hindurchfahren und kommen dann nach Little Venice in Maida Vale.«
»Führt der Kanal vielleicht an den Meanwhile Gardens vorbei, in der Nähe der U-Bahn-Station Westbourne Park?«
»Ganz genau. Wir werden schon bald daran vorbeikommen. An diesem Abschnitt gibt es einen netten Pub.«
Bilder der Tatorte überschwemmten sie. Sie sah wieder die hell erleuchteten Bäume des Victoria Parks vor sich, das von Absperrbändern begrenzte Gebüsch, in denen Andrea Prescott gefunden worden war. Und hinter den Büschen … Sie runzelte die Stirn und dachte nach. Ja, sie war sich sicher, dass sich die Parklaternen in einer Wasserfläche gespiegelt hatten, gleich hinter den Büschen. Sie wandte sich wieder an Adrian. »Führt der Kanal auch am Victoria Park vorbei?«
Er nickte. »Ja, aber der liegt in der entgegengesetzten Richtung, östlich von Camden.«
»Aber man könnte mit dem Boot hinfahren … wenn man wollte?« Sie bekam vage mit, wie Damien sie befremdet ansah.
»Na ja, schon. Der Kanal führt am südlichen Rand des Parks entlang. Warum fragst du?«
Cynthias Herz hämmerte. Alles passte zusammen: Fünf der sechs Leichen waren in nur wenigen Metern Entfernung zum nächsten Kanal entfernt gefunden worden. Blieb nur noch Phoebe Albertson. Im Tudor Park hatte Cynthia kein Wasser bemerkt. Hatte sie es vielleicht übersehen? Denn wenn ihre Theorie stimmte, musste es auch dort einen Kanal geben.
Sie sah sich um. Sie waren auf einem einsamen Kanalabschnitt, der weit in die Stadt hineinführte. Die Uferbefestigungbestand aus Betonstufen auf beiden Seiten des Wassers. Irgendwo über ihnen wimmelte es nur so von Menschen und Autos. Aber hier unten war es ganz still. Wenn eine Frau hier auf dem Treidelpfad überfallen würde – würde man das mitbekommen? Wenn sie schrie, würde man sie hören?
Jetzt passierten sie Little Venice, und kurz darauf eine Rasenfläche, die ihr bekannt vorkam. Meanwhile Gardens.
»Haben wir heute Nacht ein bestimmtes Ziel?«, wollte Cynthia von Adrian wissen.
»Nein, eigentlich nicht. Wir fahren einfach drauflos.«
Sie spürte Damiens forschenden Blick. »Was soll das alles, Cynthia?« fragte er.
Sie tat, als hätte sie ihn nicht gehört. »Wo sind wir jetzt? Ich meine, wo sind wir genau ?«
Adrian sah sich im Dunklen um. »In der Nähe von Ladbroke Grove.«
»Und wo liegt von hier aus gesehen der Tudor Park?«
»Da drüben.« Er zeigte vage nach rechts.
»Auf diesem Weg kommen wir also nicht dorthin?«
»Nein.«
»Warum?«, fragte Damien. »Cynthia, ich finde, das wird langsam seltsam. Komm, gehen wir rein! Draußen wird es kalt, und ich hätte Lust auf …«
»Was ist mit der anderen Abzweigung?«, fragte sie Adrian. »Oder gibt es weiter vorn noch eine? Kann die uns dorthin bringen?«
Er schüttelte den Kopf. »Der Park ist über einen Kilometer von hier entfernt. Da führt kein Kanal hin.«
»Oh«, sagte Cynthia und kam sich auf einmal ziemlich dumm vor. So viel zu ihrer Theorie.
»Komm«, sagte Damien. »Wir könnten auf dem Achterdeck ein bisschen rummachen.«
Cynthia lächelte. »Gut«, sagte sie und ließ sich vom Dachgleiten. »Aber vorm Rummachen sollte man einer Frau mindestens ein Abendessen – «
Sie verstummte. Am rechten Ufer des Kanals wurde eine kleine Lücke sichtbar. Eine winzige Brücke unterbrach den Treidelpfad. Sie überspannte einen Wasserweg, der gerade breit genug für ein Boot war. Sie packte Adrians Arm. »Wo führt dieser Kanal hin?«
»Was? Ich sehe keinen … oh, keine Ahnung. Der ist mir noch nie aufgefallen.«
Cynthia eilte bereits zum Heck. Dan stand an der Ruderpinne. Er hatte ein Bier in der Hand und unterhielt sich mit ein paar Teenagern.
»Ich habe gar nichts gegen Schläfer«, sagte er gerade. »Sie haben ihr Leben … oder besser gesagt, zwei Drittel davon, und wir haben unseres. Rückwärtsgewandte Leute, die sich dem Fortschritt verweigern, wird es immer geben. Denkt nur an die Amish.« Die Teenager nickten ernst.
Cynthia klopfte Dan auf die Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. »Hallo, ich bin gekommen, um dich von deinen Steuermannpflichten zu erlösen.«
Er runzelte die Stirn. »Kennst du dich damit aus? Ich habe schon viel Zeit auf diesem Boot verbracht und bin also eine Art Profi. Es ist nicht so leicht, wie es aussieht.«
Sie dachte schnell nach.
»Echt?«, sagte sie und sah ihn bewundernd an. »Heißt das, du kannst das
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