Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
entsetzliche Druck auf meiner Brust verschwunden. Alles war bestens. Meine Frau liebt mich!, hätte ich am liebsten laut geschrien, so erleichtert war ich. Sergeant Gainer öffnete die Tür, und sein Kollege kam herein. Er zog den Kopf ein, damit er sich nicht an der niedrigen Decke stieß. Ich lächelte die beiden freundlich an. Es waren nur zwei nette Polizisten, die ihren Job taten.
Aber sie lächelten nicht zurück.
»Wir haben ihn!«, sagte Nick, kaum dass Cynthia abgenommen hatte.
Ihr stockte der Atem. »Oh mein Gott, ich hatte also recht? Ihr habt ihn auf einem Kanalboot gefunden?«
Nick lachte entspannt – wie befreit. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr so lachen hören. »Ja, Detective Chief Inspector Wills, Sie haben mit Ihrem Spürsinn voll ins Schwarze getroffen. Wollen Sie nicht vielleicht unser Team verstärken? Als Journalistin vergeuden Sie nur Ihr Talent.«
Sie wickelte die Telefonschnur um ihren Finger und sonnte sich in seinem Lob. Sie konnte es kaum fassen: Sie, Cynthia Wills, hatte die entscheidende Rolle bei der Ergreifung eines Mörders gespielt. Eines Serienmörders sogar. Nicht mal Woodward und Bernstein hatten das geschafft.
»Woran habt ihr gemerkt, dass er es ist?«, fragte sie, während sie »GEFASST!« auf ihren Block kritzelte.
»Nun, seine Frau Katrina ist blond und trägt ihr Haar genauso wie die Opfer, was natürlich auffällig war. Ein paar unserer Leute sind von Haus zu Haus … oder vielmehr von Boot zu Boot gegangen, und haben sie angesprochen. Ihr Mann war gerade nicht da, als sie kamen. Der eine bat darum, die Toilette benutzen zu dürfen, und als er wieder rauskam, war der Ehemann zurück, hatte die Frau ins Boot gezerrt und ging gerade in einem eifersüchtigen Wutanfall auf sie los. Der Kollege hat sofort gespürt, dass mit dem Typen was nicht stimmt. Also hat man ihn gebeten, mit aufs Revier zu kommen, und seine DNA mit den Haut- und Blutproben verglichen, die wir bei den Opfern gefunden haben, und voilà – Volltreffer!«
Cynthia biss sich auf die Unterlippe, um nicht ganz so idiotisch zu grinsen. Dann räusperte sie sich und fragte: »Er hat also gestanden?«
»Gewissermaßen. Er gibt zu, mehrmals darüber fantasiert zu haben, seiner Frau etwas anzutun. Immer dann, wenn er glaubte, sie mit einem anderen Mann ertappt zu haben. Aber er denkt, das wären nur lebhafte Tagträume gewesen.Ein Polizeipsychologe hat ihn befragt und ist zu dem Schluss gekommen, dass er die Frauen aufgrund von paranoiden Wahnvorstellungen ermordet hat. Sein erstes Opfer wurde vermutlich unweit von dem Ort erwürgt, wo es gefunden wurde. Aber anschließend hat er damit begonnen, die Frauen aufs Boot zu schleppen und sie damit zu transportieren. Er hat ihr Haar so geflochten, wie seine Frau Katrina es trug, damit es zu seinen Wahnvorstellungen passte, bevor er die Leichen dann an verschiedenen Stellen am Kanal abgelegt hat. Zum Zeitpunkt der Morde glaubte er stets, die Opfer seien seine Frau. Wenn dann die echte Katrina auftauchte, schaffte er es, sich einzureden, er habe sich die Morde nur eingebildet.«
Cynthia stellte sich vor, wie Lisa Reeds Leiche schlaff vor dem Barbie-Killer lag, während seine Finger sich durch ihr Haar bewegten. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Und wer ist er?«, fragte sie mit gezücktem Bleistift. »Name, Beruf, familiärer Hintergrund und so weiter?«
»Er heißt Jeff Loomis, ist siebenundzwanzig Jahre alt und arbeitslos. Er hat in einem Gartencenter namens Full Bloom gearbeitet, aber seinen Job verloren, als er gegenüber einer Kundin ausfällig wurde.«
Cynthia runzelte die Stirn, während sie das alles notierte. Jeff Loomis … der Name kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie unterstrich ihn, suchte in ihrem Gedächtnis. Vielleicht hatte ihn einer der Angehörigen oder Freunde der Opfer erwähnt. Sie saugte nachdenklich an ihrer Unterlippe. Nein, das war es nicht. Aber wenn sie seinem Namen nicht bei den Recherchen zu den Morden begegnet war, wo -
»Oh Gott«, flüsterte sie.
Nicks Stimme schien ganz weit weg, so laut rauschte es in ihren Ohren.
»Cynthia? Alles okay?«
»Ich kenne den Mörder«, sagte sie, wobei es sie kalt überlief.»Beziehungsweise ich habe bereits von ihm gehört: Jeff Loomis war einer der Probanden an denen Niton erstmals an Menschen mit normalem Schlafrhythmus getestet wurde. Er ist vorzeitig aus der Testreihe ausgeschieden. Nachdem er Halluzinationen bekam.«
Eine lange Pause entstand. In Nicks Stimme lag mühsam unterdrückte
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