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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Parsons
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bevor das Verteidigungsministerium involviert war?«
    Marcus schien übermäßig lange über diese Frage nachzugrübeln.»Ich war …«, begann er, verstummte dann aber und nahm einen Schluck von seinem Gin Tonic. Er sah Cynthia nachdenklich an, als überlegte er, ob er ihr etwas anvertrauen könne.
    »Ja?«, fragte sie ermutigend.
    Seine weißblonden Wimpern flatterten ein paar Mal auf und ab. Sekunden verstrichen. Dann lehnte er sich weit über den Tisch und sagte: »Ganz unter uns … ich war einer der Probanden.«
    Sie blinzelte erstaunt. »Im Ernst? Wo genau?«
    »In einer Klinik in Leeds. Es war nur eine kleine Studie, wir waren zu acht.«
    »Meine Güte!«, sagte sie, während sich ihre Gedanken überschlugen. »Das war aber ganz schön … mutig von dir. Stellst du dich öfter als Proband für neue Medikamente zur Verfügung?«
    Zu ihrem Erstaunen lachte Marcus. Es war ein seltsames, keuchendes kurzes Auflachen, aber nichtsdestotrotz ein Lachen. »Natürlich nicht. Niton wurde ursprünglich als Medikament gegen ein … Gesundheitsproblem getestet, von dem ich betroffen war. Damals konnte niemand ahnen, welch ein sensationeller Durchbruch es sein würde.«
    »Was denn für ein Problem?«, fragte sie und entschärfte die Frage ein wenig, indem sie hinzusetzte: »Falls ich das fragen darf?«
    Sein Blick wanderte zur Bar, an der das Feierabendpublikum plauderte und trank. Flaschen mit Spirituosen waren dekorativ vor einer Wand aus grünem Milchglas aufgereiht, die von hinten beleuchtet war, was den Getränken ein giftiges Schimmern verlieh.
    Marcus holte tief Luft, richtete den Blick fest auf Cynthia und sagte: »Narkolepsie.« Er griff nach seinem Bierdeckel und riss ihn erst in zwei, dann in vier Stücke.
    »Narkolepsie«, wiederholte sie nachdenklich. »Dabeischläft man ungewollt ein, nicht wahr?« Marcus nickte und riss den Bierdeckel in immer kleinere Fetzen. »Und das kann einen jeden Moment überkommen?«, hakte sie nach, als er nicht weitersprach.
    »So ungefähr«, erwiderte er grimmig. »Es kann durch heftige Gefühle ausgelöst werden. Durch Stress, Wut oder Überraschung. Manche Narkoleptiker kollabieren, wenn sie zu sehr lachen.« Er starrte auf den zerfetzten Bierdeckel vor sich auf dem Tisch, bevor er leise hinzufügte: »Ich war ein ziemlich schwerer Fall.«
    Und plötzlich ergab alles einen Sinn: Marcus’ fast hasserfüllte Aversion gegen den Schlaf, sein vehementes Bedürfnis, ihn zu kontrollieren, ja für immer zu verbannen. Eine Welle des Mitgefühls überflutete Cynthia und spülte den Klumpen der Abneigung, der sich in den letzten Monaten in ihr gebildet hatte, davon. Im Grunde waren Marcus und Damien gar nicht so verschieden: Beide hatten gute Gründe, den Schlaf zu hassen.
    »Das muss hart gewesen sein«, sagte sie. Kein Wunder, dass der arme Kerl zu so abartigen Zeiten arbeitete. Journalisten, die bei Stress kollabierten, waren wenig gefragt. Als er auf das Medikament gestoßen war, hatte er bestimmt auch beruflich großen Nachholbedarf gehabt.
    »Ja, das war es«, sagte er düster. »Konventionelle Mittel haben kaum geholfen. Bevor ich zu der Niton-Studie kam, war ich ziemlich verzweifelt. Als mein Arzt mir dann sagte, es gebe da ein Medikament in der Testphase, habe ich darum gebeten, dass er mich als Proband empfiehlt. Niton sollte eigentlich bloß den Schlafrhythmus normalisieren. Stattdessen hat es den Schlaf vollkommen abgeschafft.«
    »Das muss ein ziemlicher Schock für die Wissenschaftler gewesen sein. Und für die Probanden natürlich auch.«
    »Oh ja. Wir waren alle ziemlich … überrascht.«
    Cynthia zögerte. »Ich würde gern mehr über die Studiehören«, sagte sie und beugte sich mit einem warmen Lächeln zu ihm. »Vorausgesetzt, du willst darüber reden.«
    Marcus öffnete den Mund, dann schien er es sich anders zu überlegen und schloss ihn wieder. Er griff nach einem Salzstreuer und begann ihn zwischen seinen Handflächen hin und her zu rollen wie ein Bäcker seinen Teig. Cynthia wartete.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Warum eigentlich nicht?«
    Zwei Sportreporter des Sentinel kamen mit ihren Biergläsern in der Hand in ihre Richtung gewandert. Cynthia drehte sich weg und schirmte ihr Gesicht mit der Hand ab. Sie wollte jetzt nicht gestört werden. Die Sportreporter gingen vorbei, in eine hitzige Diskussion über Fußballschiedsrichter vertieft. Marcus sah ihnen nach und wartete, bis sie sich in einer entfernten Ecke niedergelassen hatten.
    »Die Studie war auf

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