Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Ellen Zoratti. »Wir arbeiten die Liste ab. Ich habe einen möglichen Fall in Shrewsbury, das ist vier Jahre her – sehr ähnliche Vorgehensweise, keine Festnahme. Dann wäre da noch einer, der sich vor sechs Jahren in Birmingham ereignete. Ich warte noch auf nähere Einzelheiten.«
    Grace nickte. »Eine wichtige Frage, Ellen: Haben wir alle bisherigen Straftaten in unserem Gebiet erfasst? Sind Sie sicher, dass uns nichts entgangen ist? Wir wissen doch, dass nur 6 % aller Vergewaltigungen angezeigt werden. Wie sollen wir von den anderen 94% entscheidende Informationen erhalten?«
    »Wir haben bisher mit den Behörden in Kent, Surrey, Hampshire und auch mit der Londoner Polizei gesprochen. Es hat nichts ergeben.«
    Proudfoot hüstelte, bevor er sich zu Wort meldete. »Wie gesagt, wäre ich sehr überrascht, wenn unser Mann in den vergangenen zwölf Jahren nicht irgendwo anders straffällig geworden wäre. Äußerst überrascht.«
    »Sprechen Sie von Vergewaltigungen?«, fragte Emma-Jane Boutwood.
    »Solche Triebe verschwinden nicht einfach«, erklärte Proudfoot. »Er mag andere Möglichkeiten gefunden haben, sie auszuleben.« Sein Handy klingelte. Nach einem raschen Blick aufs Display drückte er es weg. »Roy, ich nehme an, Sie stehen in Kontakt zu Crimewatch. Die könnten hilfreich sein.«
    »Wir unterhalten sogar ausgezeichnete Verbindungen dorthin, Julius. Nur dauert es leider zwei Wochen bis zur nächsten Sendung. Ich möchte unseren Täter lange vorher hinter Schloss und Riegel wissen.«
    Da klingelte sein eigenes Handy.
    Es war sein ehemaliger Boss, Jim Doyle, der jetzt die ungeklärten Fälle bearbeitete. »Roy, du erinnerst dich doch an die fehlenden Seiten aus der Akte von Rachael Ryan. Es ging um den weißen Lieferwagen, der am Weihnachtsmorgen 1997 in der Nähe ihrer Wohnung gesehen wurde.«
    »Ja.«
    »Wir wissen jetzt, wer die Akte zuletzt angefordert hat. Ich glaube, das dürfte dir sehr gefallen.«

70
Jetzt
Mittwoch, 14. Januar
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Roy Grace.
    Jim Doyles nächste Worte verblüfften ihn. Nachdem er sie verdaut hatte, sagte er: »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Und ob.«
    In seinen neunzehn Jahren bei der Polizei hatte Roy Grace seine Kollegen fast immer als nette, anständige Menschen kennengelernt und kam mit den meisten bei der Arbeit und privat gut aus. Natürlich gab es auch Idioten, Leute wie Norman Potting, die aber dennoch gute Ermittler waren, und auch den einen oder anderen Totalausfall. Aber nur von zwei Kollegen konnte er behaupten, dass er sie zutiefst verabscheute.
    Die erste war seine ehemalige Vorgesetzte Alison Vosper, die von Anfang an beschlossen hatte, dass sie und Grace nicht miteinander auskommen würden; der zweite war ein Ermittler von der Metropolitan Police, der im vergangenen Jahr ein kurzes Gastspiel in Brighton gegeben und ständig versucht hatte, ihm ein Bein zu stellen. Sein Name war Cassian Pewe.
    Grace entschuldigte sich, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Cassian Pewe? Ganz bestimmt, Jim? Du willst behaupten, dass er als Letzter die Akte angefordert hat?«
    »Detective Superintendent Cassian Pewe. Er war doch im Herbst hier, oder? Sollte er dir nicht im Auftrag der Met bei den ungeklärten Fällen helfen?«
    »Nicht helfen, Jim, sie übernehmen – und zwar nicht nur die ungeklärten Fälle, sondern alles. So hatte er es jedenfalls mit Alison Vosper ausgeheckt! Er wollte mir den Stuhl vor die Tür setzen!«
    »Ich habe gehört, dass es gewisse Reibungspunkte gab.«
    »Wenn du es so nennen möchtest.«
    Grace war dem Mann vor einigen Jahren zum ersten Mal begegnet, als die Met Verstärkung geschickt hatte, um die örtliche Polizei während des Labour-Parteitags zu unterstützen. Grace hatte einen heftigen Zusammenstoß mit Pewe gehabt und ihn ausgesprochen arrogant gefunden. Zu seiner tiefen Entrüstung war Pewe vergangenes Jahr im Range eines Detective Superintendent zur Kripo Sussex gewechselt, worauf Alison Vosper ihm die ungeklärten Fälle übergeben hatte – mit dem klaren Signal, dass er weitere Aufgaben seines Kollegen übernehmen würde.
    Cassian Pewe hielt sich für unwiderstehlich. Blonde Haare, himmelblaue Augen und immer sonnengebräunt. Er stolzierte wie ein Pfau umher und tat, als hätte er immer und überall das Sagen. Er hatte hinter Graces Rücken versucht, dessen Karriere zu ruinieren, indem er die Ermittlung zu Sandys Verschwinden wieder aufgenommen hatte – mit Grace selbst als Verdächtigem.

Weitere Kostenlose Bücher