Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
entscheidender Bedeutung für eine laufende Ermittlung sein.«
    »Roy! Kommen Sie, erinnern Sie sich etwa noch an Sachen, die Sie vor drei Monaten gemacht haben?«
    »In der Tat. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Sollten das nicht alle Ermittler haben?«
    »Haha! Sehr witzig …«
    »Cassian, unser Senior Support Office Tony Case, an den Sie sich gewiss erinnern, hat mir erklärt, dass alle Akten ungeklärter Fälle seit Inbetriebnahme von Sussex House im Jahre 1996 in einem gesicherten Raum im Keller aufbewahrt werden. Der Zugang ist strengstens beschränkt, damit man alle Bewegungen nachverfolgen kann. Er wird von einer digitalen Alarmanlage geschützt, und jeder, der hineinwill, benötigt einen registrierten Zugangscode. Ihm liegt ein Register vor, das Sie unterzeichnet haben und das beweist, dass Sie die Akte des Schuh-Diebs im Oktober einem seiner Mitarbeiter zurückgegeben haben. Danach hat niemand mehr die Akte ausgeliehen, bis das Team für ungeklärte Fälle sie diese Woche angefordert hat. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Am anderen Ende herrschte Schweigen.
    »Sie haben Heiligabend 1997 in Brighton verbracht, nicht wahr?«
    »Da müsste ich in meinem Kalender schauen.«
    Grace beachtete den Einwand nicht. »Ich habe noch weitere Daten. Ich will wissen, was Sie letztes Silvester gemacht haben. Wo Sie am Abend des 8. Januar gewesen sind. Wo Sie vergangenen Samstagabend, am 10. Januar, gewesen sind. Ich hoffe, Sie haben sich alles notiert, Cassian.«
    »Sie verschwenden hier wertvolle Zeit, Roy!« Er gab sich humorvoll. »Nun kommen Sie, Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen sagen kann, wo ich vor zwölf Jahren zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt gewesen bin. Wissen Sie das etwa noch?«
    »Ich könnte es Ihnen sagen. Sogar ganz genau. Also, wo haben Sie letztes Silvester verbracht?«
    Es herrschte langes Schweigen. Dann sagte Pewe zögernd: »In Brighton.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    Wieder Stille. Dann sagte Pewe: »Tut mir leid, aber ich bin nicht bereit, dieses Gespräch fortzusetzen. Ihr Ton gefällt mir nicht. Ihre Fragen gefallen mir auch nicht.«
    »Und mir gefallen Ihre Antworten nicht«, konterte Grace.

73
Jetzt
Mittwoch, 14. Januar
    Jak war müde. Um drei Uhr morgens war es in der Stadt ruhig gewesen. Der zweite Dienstag im Januar, da blieben die Leute zu Hause. Er war umhergefahren, weil der Mann, dem das Taxi gehörte, wütend wurde, wenn er zu früh Schluss machte, doch seit Mitternacht hatte er nur zwei Fahrgäste gehabt – das reichte kaum, um die Spritkosten zu decken. Er wollte schon nach Hause fahren, als eine Meldung gekommen war, dass zwei Personen zum Luton Airport gebracht werden mussten. Er war erst kurz vor sieben zurück auf dem Boot gewesen. Erschöpft hatte er noch die Katze gefüttert und war dann ins Bett gefallen.
    Schritte weckten ihn auf. Ein stetes Tappen auf dem Deck über ihm. Er sah auf die Uhr. Zwei Uhr nachmittags.
    Tee! ,war sein erster Gedanke. Und der zweite: Wer zum Teufel ist da oben?
    Er bekam nie Besuch. Niemals. Bis auf den Briefträger und Paketdienst. Er erwartete aber kein Paket.
    Es hörte sich an, als liefe eine ganze Gruppe von Leuten dort oben herum. Waren es Kinder? Kinder waren schon ein paarmal auf dem Boot gewesen, hatten gelacht und gejohlt, bevor er sie davongejagt hatte.
    »Geht weg!«, rief er zur Decke hinauf. »Verpisst euch, verzieht euch, macht euch vom Acker, zieht Leine!« Er benutzte gerne Wörter, die er im Taxi hörte.
    Da klopfte es. Ein lautes, nachdrückliches Klopfen.
    Wütend schwang er die Beine aus dem Bett und taumelte in den Wohnraum, tappte barfuß über den Holzboden und die Teppiche, nur mit Unterhose und T-Shirt bekleidet.
    Klopf, klopf, klopf.
    »Fahrt zur Hölle!«, brüllte er. »Wer seid ihr? Hört ihr mich denn nicht? Was wollt ihr? Seid ihr taub? Haut ab, ich schlafe!«
    Klopf klopf, klopf.
    Er stieg die Holztreppe hinauf ins Sonnenzimmer. Es hatte Terrassentüren aus Glas, und durch die Fenster blickte man auf den grauen Nachmittag über dem Watt. Es war Ebbe.
    Ein Mann von Mitte fünfzig, das Haar über die Glatze gekämmt, abgetragene Tweedjacke, graue Flanellhose und abgestoßene braune Schuhe. Er hielt eine kleine schwarze Lederbrieftasche in die Höhe und sagte etwas, das Jak durch die Scheibe nicht verstehen konnte. Hinter dem Mann stand eine ganze Gruppe von Leuten in gelben Sicherheitswesten mit der Aufschrift POLIZEI. Einer trug einen großen gelben Zylinder, der wie ein Feuerlöscher

Weitere Kostenlose Bücher