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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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verwendet. Nach dem Tod sinken die Augen sehr rasch nach innen, und die Fachleute schieben sie zwischen Augenlid und Augapfel. Dann sehen sie netter aus, wenn die Verwandten kommen.« Er grinste schief. »Wie gesagt, nicht gerade das, was ich bei einer Autofahrerin erwartet hätte.«
    Grace runzelte die Stirn. »Warum sollte die Frau das getragen haben?«
    »Möglicherweise hatte sie ein Glasauge oder eine rekonstruierende Operation. Dann hätte sie es aus kosmetischen Gründen getragen. Aber nicht in beiden Augen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, sie war blind, Dr. Theobald?«, erkundigte sich Arthur Trundle augenzwinkernd.
    »Ein bisschen mehr als das. Sie war schon eine ganze Weile tot, bevor man sie in das Fahrzeug gesetzt hat.«
    Es herrschte langes Schweigen.
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«, wollte Whitely wissen.
    »Ein kleines Stück Lungengewebe ist erhalten geblieben. Ich muss es im Labor untersuchen, doch auf den ersten Blick sehe ich keine Anzeichen für das Einatmen von Rauch oder Flammen. Kurzum, sie hat nicht geatmet, als der Brand ausbrach.«
    »Sie wollen sagen, sie war vor Antritt der Fahrt schon tot?«
    »Ja. Ganz sicher.«
    »Können Sie ihr Alter schätzen, Dr. Theobald?«, erkundigte sich Grace.
    »Ich würde sagen, sie ist ziemlich alt – Ende siebzig, Anfang achtzig. Genauer kann ich es ohne Untersuchung nicht sagen, aber sie ist keinesfalls jünger als Mitte fünfzig. In einigen Tagen kann ich Ihnen eine genauere Schätzung durchgeben.«
    »Keinesfalls jünger als Mitte fünfzig?«
    Theobald schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was ist mit zahnärztlichen Unterlagen?«
    Der Rechtsmediziner deutete mit der Sonde auf den Kiefer. »Eine der Auswirkungen extremer Hitze besteht leider darin, dass die Kronen explodieren. Ich sehe nichts, das Ihnen in dieser Hinsicht weiterhelfen könnte. Ich glaube, Ihre beste Option ist die DNA.«
    Wieder starrte Grace auf die Leiche. Sein Ekel verging allmählich, als hätte er sich an ihren Anblick gewöhnt. Wenn du nicht Rachael Ryan bist, wer bist du dann? Was hattest du in diesem Lieferwagen zu suchen? Wer hat dich dort hineingesetzt? Und wieso?

75
Jetzt
Mittwoch, 14. Januar
    Roy Grace folgte Tony Case in den Keller der Kripo-Zentrale. Niemand konnte der Sussex Police vorwerfen, sie habe zu viel Geld für die Innenausstattung ausgegeben, dachte er trocken, als sie an rissigen Wänden vorbeikamen, aus denen ganze Putzbrocken herausgefallen waren.
    Dann führte ihn der Senior Support Officer durch den vertrauten, dämmrig beleuchteten Korridor, der zu einem Verlies gepasst hätte. Case blieb vor einer geschlossenen Tür stehen und deutete auf das Keypad der digitalen Alarmanlage. Er hob den Finger.
    »Okay, Roy, jeder, der hier hineinwill, muss den Code für die Anlage kennen – und den haben nur eine Handvoll Leute, darunter Sie selbst. Und die haben ihn wiederum von mir persönlich erhalten.«
    Case war ein kräftig gebauter Mann Mitte fünfzig, der selbst Polizeibeamter gewesen war und nach seiner Pensionierung als Zivilist weitergearbeitet hatte. Er verwaltete mit seinem kleinen Team die Gebäude der Kripo-Zentrale und war für die gesamte Ausstattung wie auch die drei anderen Soko-Zentralen der Grafschaft zuständig. Wenn er einen Beamten respektierte, war er eine unschätzbare Hilfe. Wenn er jemanden nicht mochte, machte er ihm das Leben zur Hölle. Zum Glück kam Roy Grace für gewöhnlich gut mit ihm aus.
    Tony Case hob einen zweiten Finger. »Wer hier herunterkommt, seien es Handwerker, Reinigungskräfte oder wer auch immer, wird auf Schritt und Tritt begleitet.«
    »Schon gut, aber sie werden doch auch mal allein gelassen – könnten sie da in Akten herumwühlen?«
    Case wirkte skeptisch. »Nicht an einem so sensiblen Ort wie diesem Archiv.«
    Grace nickte. Früher hätte er sich mit geschlossenen Augen zurechtgefunden, doch das neue Team hatte die Akten anders angeordnet. Case öffnete die Tür und trat ein. Rot gestrichene Käfige mit Vorhängeschlössern – vom Boden bis zur Decke, so weit das Auge reichte. In den Regalen dahinter befanden sich rote und grüne Kisten voller Akten und versiegelte Tüten mit Beweismitteln.
    »Möchten Sie etwas Bestimmtes sehen?«
    »Ja, die Akten zum Schuh-Dieb. «
    Case ging ein Stück weiter, blieb stehen, wählte einen Schlüssel von seinem Bund aus und öffnete ein Vorhängeschloss. »Die kenne ich, weil Ihr Team zurzeit damit arbeitet.«
    Grace nickte. »Erinnern Sie sich an Detective Superintendent

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