Du sollst nicht sterben
wie auch das mögliche sechste Opfer Rachael Ryan jeweils ein teures Paar Designerschuhe gekauft hatten, und zwar innerhalb von sieben Tagen vor dem Angriff und in Geschäften hier in Brighton.« Einige Kollegen nickten.
»Fakt zwei: Drei unserer vier Opfer und mögliche Opfer der vergangenen sechzehn Tage – einschließlich Mrs Dee Burchmore – haben das Gleiche getan. Die einzige Ausnahme ist Mandy Thorpe. Ich schließe sie zunächst in unsere Ermittlungen ein, obwohl ich persönlich der Ansicht bin, dass sie nicht vom Schuh-Dieb angegriffen wurde. Doch das möchte ich jetzt nicht näher erläutern.« Er schaute zu Julius Proudfoot, der ihn mit einem feindseligen Blick bedachte.
»Fakt drei: Der Ort des gestrigen Angriffs passt genau zu der Vorhersage, die unser Kriminalpsychologe gemacht hat. Julius, vielleicht möchten Sie etwas dazu sagen.«
Proudfoot warf sich gewichtig in die Brust. »Nun, die Sache ist die. Meiner Ansicht nach steckt sehr viel mehr dahinter, als uns bewusst ist. Wir haben es mit vielen Unwägbarkeiten zu tun, wissen aber einige wichtige Dinge über unseren Täter. So ist er beispielsweise schwer gestört. Ich vermute, er ist sehr wütend, weil man ihn als Kind zurückgewiesen hat. Falls wir es mit jemandem zu tun haben, der von seiner eigenen Mutter verletzt wurde, könnte der Schmerz über diese Zurückweisung sehr tief sitzen. Ein Kind würde mit Schmollen reagieren nach dem Motto Meine Mami hat mich nicht lieb, doch bei einem Erwachsenen sieht das ganz anders aus. Ich vermute, dass er sich in einer sehr gefährlichen, gewalttätigen Stimmung befindet. Er hat gestern seinen Willen nicht bekommen, wird aber verdammt schnell einen neuen Versuch unternehmen.«
»Beim selben Opfer?«, wollte Michael Foreman wissen.
»Nein, ich denke, er wird sich jemand anderen suchen. Vielleicht versucht er es noch einmal bei Dee Burchmore, aber nicht sofort. Ich vermute, er wird sich ein weicheres Ziel suchen.«
»Wissen wir, wie es Mrs Burchmore geht?«, erkundigte sich Bella Moy.
Claire Westmore antwortete: »Sie ist stark traumatisiert. Außerdem stellt sich die Frage, wie der Täter in ihren Wagen gelangt ist – einen VW Touareg mit dem ganzen aktuellen Sicherheitsschnickschnack. Anscheinend vermisst sie die Ersatzschlüssel.«
»Nach meiner Erfahrung verlieren Frauen ständig ihre Schlüssel«, sagte Norman Potting.
»Männer natürlich nie«, konterte Bella Moy.
»Die Burchmores haben sie in ihrem Haus in einer Schublade aufbewahrt«, fuhr Claire Westmore ungerührt fort. »Dadurch stellt sich die Frage, ob der Täter irgendwann ins Haus eingedrungen ist und sie gestohlen hat. Über diese Möglichkeit sind beide ausgesprochen besorgt.«
»Ins Haus des Opfers eindringen!«, verkündete Proudfoot mit einem triumphierenden Lächeln. »Das würde unser Mann sehr genießen, es wäre alles Teil seiner Befriedigung.«
»Wir wissen, dass er Ahnung vom Einbrecherhandwerk hat«, erklärte Bella Moy. »Sein Überfall auf Roxy Pearce und der frühere Überfall in einem Privathaus 1997 haben das bestätigt.«
»Das ist natürlich die Spezialität von Darren Spicer«, sagte Glenn Branson. »Es passt perfekt zu ihm.«
»Es gibt noch etwas, das von Bedeutung sein könnte«, erklärte Proudfoot. »1997 fanden alle vier Überfälle spätabends statt. Die neue Serie hingegen ereignete sich, von dem Silvesterzwischenfall einmal abgesehen, mitten am Nachmittag oder am frühen Abend. Für mich deutet das darauf hin, dass er geheiratet haben könnte. Das würde auch erklären, weshalb er damals seine Aktivitäten eingestellt hat. Jetzt hat er Eheprobleme und beginnt deshalb von neuem.«
Bella Moy hob die Hand. »Leider verstehe ich Ihre Argumentation nicht ganz. Wieso überfällt er die Frauen jetzt früher, nur weil er verheiratet ist?«
»Er muss abends zu Hause sein, um keinen Verdacht zu erregen.«
»Oder rechtzeitig vor der Ausgangssperre zurück im Obdachlosenheim?«
»In der Tat, auch das wäre möglich«, gestand Proudfoot ihr zu.
»Warum konnte er es aber am Silvesterabend tun, wenn er verheiratet ist?«, wollte Michael Foreman wissen. »Hat irgendjemand den Taxameter in Kerridges Taxi überprüft? Würde man nicht daraus ersehen, wo er sich zur Zeit des Angriffs im Metropole aufgehalten hat?«
»Ich habe mit dem Eigentümer des Taxis gesprochen, das er fährt, und um sämtliche Protokolle seit dem 31. Dezember gebeten«, antwortete Potting. »Zurzeit haben wir einfach nicht genügend Beweise,
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