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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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vibrierte.
    Sie schniefte in ihrer Panik, rang nach Luft; ein winziges bisschen drang durch die Nase, aber es reichte nicht, um ihre Lungen zu füllen. Sie wand sich, stöhnte, drehte sich auf die Seite, dann auf den Rücken, schniefte, kämpfte um Luft, war kurz vor einer Ohnmacht. Nachdem sie eine Weile auf dem Rücken gelegen hatte, wurde ihre Nase freier. Die Panik legte sich. Sie holte mehrmals tief Luft und versuchte wieder zu schreien. Doch die Geräusche blieben ihr in Mund und Kehle stecken. Ein helles Licht erleuchtete kurz die Dunkelheit. Sie sah die Decke eines Fahrzeugs. Dann wurde es wieder finster.
    Das nächste Licht. Eine gebeugte Gestalt auf dem Fahrersitz, sie erkannte nur die Schultern und eine Baseballkappe. Das Licht verschwand, ein neues folgte. Dann begriff sie. Es waren die Scheinwerfer entgegenkommender Autos.
    Plötzlich wurde es rechts von ihr hell, als ein Fahrzeug sie überholte. Einen flüchtigen Augenblick lang sah sie sein Gesicht im Rückspiegel und erstarrte. Er trug noch immer die schwarze Maske.
    Sein Blick war auf sie gerichtet.
    »Bleib liegen, und genieß die Fahrt!«, sagte er mit ausdrucksloser, leiser Stimme.
    Sie wollte widersprechen, versuchte, die Arme zu bewegen. Sie waren hinter ihrem Rücken gefesselt. Sie konnte nirgendwo ansetzen, nichts lockerte sich. Sie wollte die Beine bewegen, doch sie schienen an Knöcheln und Knien zusammengeschweißt.
    Wie spät war es? Wie lange war sie schon hier? Wie lange war es her, dass –?
    Eigentlich sollte sie jetzt auf dem Ball sein und Benedict ihren Eltern vorstellen. Er wollte sie abholen. Was mochte er jetzt denken? Was mochte er tun? Stand er vor ihrer Wohnung und klingelte vergeblich? Rief er sie gerade an? Als Scheinwerfer aufs Neue den Innenraum erleuchteten, sah sie sich um. Eine kleine Kochecke. Eine offene Schranktür, die hin und her schwang. Sie fuhren jetzt langsamer. Er schaltete hinunter und setzte den Blinker.
    Ihre Angst wurde noch größer. Wohin wollte er mit ihr?
    Dann hörte sie eine Sirene heulen, zuerst leise, dann lauter. Hinter ihnen. Noch lauter! Sie schöpfte neue Hoffnung. Ja! Benedict war gekommen, um sie abzuholen, und hatte die Polizei verständigt. Sie suchten nach ihr! Sie war gerettet. Gott sei Dank!
    Blaues Licht erfüllte den ganzen Innenraum, die Sirene heulte durchdringend. Dann war das Blaulicht wieder verschwunden. Die Sirene verklang in der Ferne.
    Nein, ihr Idioten, nein, nein, nein, nein, nein. Kommt bitte zurück, kommt doch bitte zurück!
    Sie rutschte nach links über den Boden, als der Wagen eine scharfe Rechtskurve beschrieb. Er ruckte zweimal, blieb dann stehen. Die Handbremse wurde angezogen. Kommt bitte zurück! Eine Taschenlampe schien ihr in die Augen und blendete sie. »Wir sind fast da!«, sagte er.
    Als er den Strahl von ihrem Gesicht lenkte, sah sie seine Augen durch die Schlitze in der Maske. Sie versuchte, mit ihm zu sprechen. »Bitte, wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Wohin haben Sie mich gebracht?« Doch wieder drang nur das vibrierende Stöhnen hervor wie ein gedämpftes Nebelhorn.
    Die Fahrertür wurde geöffnet. Der warme Motor tickte leise. Dann schepperte Metall – es hörte sich an wie eine Kette. Rostige Scharniere quietschten. Machte er ein Tor auf?
    Auf einmal erklang ein vertrautes Geräusch. Ein weiches, schabendes Summen. Neue Hoffnung überkam sie. Ihr Handy! Sie hatte es während des Kickboxens leise geschaltet. Es schien irgendwo von vorn zu kommen. Lag es vielleicht auf dem Beifahrersitz?
    Oh, Gott, wer mochte sie anrufen? Benedict? Fragte er sich, wo sie war? Nach viermaligem Klingeln sprang automatisch die Mailbox an.
    Sekunden später stieg er wieder ein, fuhr ein kleines Stück vor, stieg wieder aus. Sie hörte das gleiche rostige Quietschen, das gleiche Scheppern einer Kette. Wo immer sie sein mochten, hinter ihnen lagen nun zwei verschlossene Tore. Ihr Entsetzen wuchs. Das hier war ganz abgelegen. Hier würde keine Polizeistreife zufällig vorbeifahren. Ihr Mund war trocken. Gleich musste sie sich übergeben. Die Galle stieg ihr scharf und bitter in die Kehle.
    Der Wagen holperte über Bodenschwellen – neigte sich, als er einen Hang hinunterfuhr, so dass sie nach vorn rutschte und mit den Schultern schmerzhaft irgendwo gegenprallte. Dann fuhr er wieder bergauf, und sie rutschte hilflos nach hinten. Als Nächstes fuhren sie über eine ebene Fläche. Der Wagen ruckte in regelmäßigen Abständen – vermutlich eine Straße aus Betonplatten mit

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