Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Schuh mache.«
    Wieder versuchte sie zu sprechen.
    Da beugte er sich vor und drehte sie unvermittelt auf den Bauch, setzte sich auf ihre Beine, presste sie schmerzhaft zu Boden. Etwas wurde um ihre Knöchel gewickelt und festgezurrt. Er stand auf. Ihre Beine wurden nach links gezogen. Dann nach rechts.
    Wieder klang das Scheppern von Metall, dann wurde etwas Kaltes, Hartes um ihren Hals gewickelt und angezogen. Ein scharfes Klicken, als würde ein Schloss verriegelt. Er riss ihren Kopf nach vorn, dann nach rechts. Wieder ein Klicken, wieder ein Schloss. Ihr Kopf wurde nach links gerissen. Klick.
    Sie lag ausgestreckt wie auf einer mittelalterlichen Folterbank, konnte weder Kopf noch Arme oder Beine bewegen. Sie versuchte zu atmen. Ihre Nase war wieder verstopft. Panik stieg in ihr auf.
    »Ich muss jetzt gehen, ich werde zum Abendessen erwartet. Wir sehen uns morgen. Hasta la vista!«
    Sie stöhnte vor Entsetzen, wollte ihn anflehen. » Nein, bitte nicht, bitte lassen Sie mich nicht so liegen, ich kann nicht atmen, bitte, ich habe Klaustrophobie, bitte –«
    Sie hörte, wie die Schiebetür geschlossen wurde.
    Schritte. Ein fernes Widerhallen von Metall.
    Dann wurde ein Motorrad angelassen, der Motor heulte auf und verklang bald darauf in der Ferne. Bebend vor Entsetzen horchte sie und rang nach Luft, als sich plötzlich ein unangenehmes, warmes Gefühl zwischen ihren Beinen ausbreitete.

101
Jetzt
Samstag, 17. Januar
    Roy Grace saß im kleinen Vernehmungsraum des Untersuchungsgefängnisses. Bei ihm war DC Michael Foreman, der wie er als Verhörspezialist ausgebildet war. In diesem Augenblick half ihnen ihre ganze Ausbildung jedoch nicht weiter. John Kerridge hatte nämlich auf Kein Kommentar geschaltet. Das verdankten sie seinem aalglatten Anwalt Ken Acott.
    Der Kassettenrekorder mit den drei noch unbesprochenen Kassetten stand auf dem Tisch, Hoch an den Wänden spähten zwei Überwachungskameras wie neugierige Vögel auf sie herunter. Die Atmosphäre war angespannt. Grace hätte den Mann umbringen können. Am liebsten hätte et John Kerridge an der Gurgel gepackt und die Wahrheit aus dem kleinen Scheißer herausgeschüttelt, ob behindert oder nicht.
    Sein Mandant leide unter einer Störung im Autismus-Spektrum, hatte Ken Acott ihnen mitgeteilt. John Kerridge, der darauf bestand, Jak genannt zu werden, habe das Asperger-Syndrom. Er habe Acott erklärt, dass er einem weiblichen Fahrgast gefolgt sei, der die Zeche prellen wollte. Es sei offenkundig, dass der Fahrgast seines Mandanten eher der Strafverfolgung bedürfe. Sein Mandant werde diskriminiert und wegen seiner Behinderung zum Opfer gemacht. Kerridge werde ohne die Anwesenheit eines medizinischen Spezialisten keinerlei Aussage machen.
    In diesem Augenblick spürte Grace, dass er Ken Acott ebenfalls gern an der Gurgel packen würde. Er betrachtete den gewandten Anwalt in seinem eleganten Maßanzug, konnte sogar sein Eau de Toilette riechen. Sein Mandant, der ebenfalls Anzug, Hemd und Krawatte trug, gab eine eher jämmerliche Figur ab. Kerridge hatte das kurze dunkle Haar in die Stirn gekämmt, und sein Gesicht wirkte nicht unattraktiv, aber seltsam gequält. Die Augen standen ein bisschen zu eng beieinander. Er war dünn, mit hängenden Schultern und anscheinend nicht in der Lage, still zu sitzen. Er zappelte herum wie ein gelangweilter Schuljunge.
    »Es ist neun Uhr«, sagte Acott. »Mein Mandant braucht eine Tasse Tee. Er muss ihn pünktlich zur vollen Stunde trinken, das ist sein Ritual.«
    »Ich habe Ihrem Mandanten etwas zu sagen«, entgegnete Grace und schaute Kerridge durchdringend an. »Das hier ist nicht das Ritz. Er bekommt außerhalb der normalen Zeiten Tee, und zwar dann, wenn ich es sage. Wenn Ihr Mandant sich ein wenig hilfreicher zeigte – oder auch sein Anwalt –, ließe sich sicher an der Verbesserung unseres Zimmerservice arbeiten.«
    »Wie ich bereits sagte, ist mein Mandant nicht bereit, einen Kommentar abzugeben.«
    »Ich brauche meinen Tee«, sagte Jak unvermittelt.
    Grace schaute ihn an. »Den bekommen Sie, wenn ich es sage.«
    »Ich muss ihn aber um neun Uhr haben.«
    Kurze Stille, dann erwiderte Jak seinen Blick. »Haben Sie bei sich zu Hause einen hoch- oder tiefhängenden Spülkasten?«
    Die Stimme des Taxifahrers klang irgendwie verletzlich. Sie schlug eine Saite in Grace an. Seit er vor eineinhalb Stunden den Bericht über die mutmaßliche Entführung in Kemp Town und den verlorenen Damenschuh auf dem Gehweg erhalten hatte, hatte es

Weitere Kostenlose Bücher