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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Handtasche, die sie gerade liebevoll streichelte. So wie er sie bald streicheln würde.
    Kemp Town, dachte er. Sein altes Revier!
    Glückliche Erinnerungen.

41
Jetzt
Samstag, 10. Januar
    Wann immer sie ein Paar Schuhe kaufte, verspürte Dee Burchmore eine Mischung aus Erregung und schlechtem Gewissen. Dabei gab es keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ihr Mann Rudy ermutigte sie, sich elegant zu kleiden und toll auszusehen! Für den leitenden Angestellten von American & Oriental Banking, der für fünf Jahre in die prachtvolle neue Zentrale in Brighton versetzt worden war, um die Firma in Europa zu etablieren, spielte Geld keine Rolle.
    Sie war stolz auf Rudy und liebte ihn. Sie liebte seinen Ehrgeiz und dass er der Welt zeigen wollte, dass man auch nach den Finanzskandalen, die die amerikanische Bankenwirtschaft erschüttert hatten, eine gewisse Menschlichkeit bewahren konnte. Rudy stürzte sich mit großem Eifer auf den britischen Hypothekenmarkt und gab Erstkäufern eine Chance, die die britischen Geldverleiher, die noch unter dem finanziellen Zusammenbruch litten, gar nicht erst als Kunden in Betracht gezogen hätten. Und sie selbst übernahm eine wichtige Rolle in der PR-Arbeit.
    Wenn sie ihre beiden Kinder, den achtjährigen Josh und den sechsjährigen Chase, zur Schule gebracht hatte, sollte sie auf Rudys Wunsch Netzwerkarbeit in der Stadt leisten. Sie sollte nach karitativen Einrichtungen suchen, denen American & Oriental bedeutende Spenden zukommen lassen und sich damit als Wohltäter der Stadt präsentieren konnte. Sie genoss diese Rolle.
    Als respektable Golferin hatte sie sich der Damenabteilung des North Brighton, des teuersten Golfclubs der Stadt, angeschlossen und war Mitglied im wohl einflussreichsten Rotarier-Club der Stadt geworden. Außerdem saß sie im Vorstand mehrerer karitativer Einrichtungen wie des Martlet-Hospizes. Zuletzt hatte man sie in den Spendenausschuss des St. Patricks, des wichtigsten Obdachlosenheims der Stadt, berufen.
    Sie stand in dem kleinen Laden und sah zu, wie die Verkäuferin ihre wunderschönen blauen Manolos in Seidenpapier wickelte und behutsam in den Karton legte. Sie konnte es gar nicht abwarten, nach Hause zu kommen und Tasche, Schuhe und Kleid gemeinsam zu probieren. Es würde sensationell aussehen! Genau das Richtige, um ihr nächste Woche das nötige Selbstvertrauen zu verleihen!
    Sie sah auf die Uhr. Halb vier. Mist, das hatte länger als erwartet gedauert. Jetzt war sie spät dran für ihren Termin im Nagelstudio in Hove, das auf der anderen Seite der Stadt lag. Sie eilte hinaus und bemerkte kaum die sonderbar aussehende Frau mit dem schief sitzenden blonden Haar, die neben der Tür in die Auslagen starrte.
    Auf dem Weg zum Parkplatz drehte Dee Burchmore sich nicht ein einziges Mal um.
    Sonst hätte sie gesehen, dass eben diese Frau ihr folgte.

42
Dienstag, 6. Januar 7 998
    Um kurz nach zehn am Dienstagabend setzte Roy Grace den Blinker.
    Angesichts des strömenden Regens fuhr er eigentlich zu schnell, und der Wagen brach beinahe auf dem rutschigen Asphalt aus, als er von der breiten, ruhigen New Church Road in die noch ruhigere Wohnstraße bog, in der er und Sandy wohnten.
    Der ältere 3er BMW knirschte und stöhnte, und die Bremsen gaben ein schabendes Geräusch von sich. Die Inspektion war seit Monaten überfällig, doch er war abgebrannter denn je, was unter anderem auf ein wahnsinnig teures, diamantbesetztes Tennisarmband zurückzuführen war, das er Sandy als Weihnachtsüberraschung gekauft hatte. Also musste die Inspektion noch ein paar Monate warten.
    Aus Gewohnheit registrierte er, welche Autos in den Einfahrten und auf der Straße parkten, doch alles war wie immer. Als er sich seinem Haus näherte, überprüfte er sorgsam die dunklen Winkel, die das orangefarbene Licht der Straßenbeleuchtung nicht ganz erreichte.
    Als Polizist, der Straftäter verhaftete und ihnen Monate später vor Gericht wieder begegnete, wusste man nie, wer einem übel gesinnt war. Racheanschläge kamen selten vor, aber Grace kannte ein paar Kollegen, die anonyme Hassbriefe erhalten hatten. Eine Ehefrau hatte eine Todesdrohung entdeckt, die jemand in einem nahe gelegenen Park in einen Baum geschnitzt hatte. Es war ein Berufsrisiko, das einem gewöhnlich keine schlaflosen Nächte bereitete. Man versuchte eben, seine Adresse geheimzuhalten, aber die Ganoven waren recht talentiert darin, Dinge herauszufinden. Ganz entspannt durfte man nie sein, und das war etwas, das Sandy

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