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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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Al-Qaida verbundene Terrororganisationen nicht überleben. Der Westen wagt sich an dieses zentrale Problem der Terrorismusbekämpfung bis heute nicht heran.
    Er argumentiert in vertraulichen Gesprächen, das saudische Herrscherhaus habe mit den wichtigsten Terrorpaten einen mafiaähnlichen Pakt, aus dem es sich nicht lösen könne. Es bleibe nur so lange von Anschlägen verschont, wie es deren Kreise nicht ernsthaft störe. Man müsse für die Zurückhaltung des saudischen Herrscherhauses gegenüber den Hintermännern des Terrors daher Verständnis haben. Der Westen werde für seine Nachsicht gegenüber dem saudischen Regime schließlich reichlich durch Erdöl entschädigt.
    Dieses komplizenhafte Verständnis für Saudi-Arabien als Schutzraum und Zentrum des internationalen Terrorismus ist der eigentliche Skandal des westlichen »Antiterrorkampfes«. Keine amerikanische Regierung legt sich mit Saudi-Arabien an. Afghanisches Blut ist billiger.
    Kriegslügen zu Afghanistan
    All das habe ich nach 9/11 immer wieder gesagt und geschrieben. In allen Medien. Chancenlos. Der Westen erfand immer neue Gründe, um seinen Krieg zu rechtfertigen. Churchill hat einmal sarkastisch angemerkt, in Kriegszeiten sei die Wahrheit so kostbar, dass sie durch eine Leibwache von Lügen beschützt werden müsse. 14 Der Westen hat zur Begründung des Afghanistankrieges eine ganze Armee von Lügen aufgestellt.
    • Die erste Lüge des Westens lautete, er kämpfe in Afghanistan gegen den internationalen Terrorismus. Selbst David Petraeus, damals Oberkommandierender der NATO in Afghanistan, räumte schon vor Jahren ein, dass »Al-Qaida gar nicht mehr von Afghanistan aus operiert«. 15 Der Westen kämpft in Afghanistan nicht gegen internationale Terroristen, sondern gegen nationale Widerstandsgruppen. Die angebliche Führung des internationalen Terrorismus war schon im Dezember 2001 – kurz nach 9/11 – über die Berge des Hindukusch nach Pakistan geflohen.
    • Die zweite Lüge hieß, wir verteidigten dort die Werte unserer Zivilisation. Zu unseren wichtigsten Werten gehört die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Wo in Afghanistan wird die Menschenwürde respektiert? Jeden Tag sterben dort durch westliche Truppen afghanische Frauen, Kinder, Greise. Anonyme US -Todesschwadronen töten nachts auf geheimen Todeslisten stehende Widerstandskämpfer und oft auch Zivilisten. US -Elitesoldaten verbrennen Korane, urinieren ungestraft auf tote afghanische Gegner und verschleppen ihre afghanischen Gefangenen in das rechtswidrige Schandlager Guantánamo auf Kuba.
    Wir haben in der muslimischen Welt seit Beginn des Kolonialismus nie die Werte unserer Zivilisation verteidigt, sondern immer nur unsere Interessen. Der Westen hat in Afghanistan viel mehr Zivilisten getötet als Al-Qaida in den USA und Europa. George W. Bush ist ein viel schlimmerer Mörder als Bin Laden. Schon die Tatsache, dass man das eigentlich nicht aussprechen darf, ist ein zivilisatorischer Skandal.
    • Die dritte Lüge spricht vom »Vorrang des zivilen Wiederaufbaus vor dem militärischen Einsatz« (so Dirk Niebel, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit). Doch die USA gaben 2011 in Afghanistan 100 Milliarden US -Dollar für den Krieg aus, aber nur fünf Milliarden für Entwicklungshilfe. 16 Von dieser »Hilfe« flossen rund 40 Prozent als Gewinne und Honorare in die USA zurück. Weitere geschätzte 40 Prozent versickern üblicherweise in dunklen Kanälen. Deutschland gab 2011 für den Militäreinsatz in Afghanistan mehr als viermal so viel aus wie für Entwicklungshilfe. 17
    Entsprechend schlecht sind noch immer die Lebensbedingungen der Afghanen. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung haben nach Angaben der Weltbank keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 40 Prozent der Afghanen leiden unter »Nahrungsarmut«. Sie hungern. Laut CIA hat Afghanistan die höchste Säuglingssterblichkeit der Welt. Es ist das ärmste Land Asiens. 18
    • Die vierte Kriegslüge lautete lange, die NATO kämpfe in Afghanistan, um die Rückkehr der Taliban zu verhindern. Doch nicht erst jetzt, sondern schon seit einiger Zeit wird mit diesen verhandelt. Mullah Omar, noch immer Chef der afghanischen Taliban, kann sich den Regierungsposten aussuchen, den er in einer Koalitionsregierung einnehmen will. Das Amt des Vizepräsidenten hat ihm die afghanische Führung schon vor langer Zeit angeboten.
    Trotzdem wurde jeder, der wie ich schon sehr früh Verhandlungen forderte, ausgelacht und wüst beschimpft.

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