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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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eines sinnlosen und auch verbrecherischen Angriffskrieges sein. Als George W. Bush Anfang 2003 die Entscheidung getroffen hatte, nach Afghanistan auch noch den Irak anzugreifen, hatte der 85-jährige demokratische Senator Robert C. Byrd das Wort ergriffen. Mit bebender Stimme sprach er zu seinem Vaterland Amerika: »Ich glaube an dieses wunderschöne Land. Ich habe seine Wurzeln erforscht und mich an der Weisheit seiner großen Verfassung erfreut. Millionen von Amerikanern haben die edlen Ideale verstanden, die unserer großen Republik zugrunde liegen. Doch heute weine ich um dieses Land.«
    George W. Bush hatte angekündigt, den Irak, dessen Militärbudget gerade einmal 0,4 Prozent des amerikanischen betrug, »blind, taub und stumm zu schlagen«. Er hielt Wort. Tausende, hastig in abgetragene Militärkleidung gesteckte irakische »Teenager in Uniform« wurden »von der Last des Lebens befreit« – wie ein britischer Offizier berichtete. Enttäuscht vom geringen Widerstand der irakischen Armee, erklärte ein US -Offizier: »Es war wie das Abschlachten von Robbenbabys.«
    Dennoch schwärmten amerikanische Reporter von den »wunderschönen Bildern«, von der »Welle aus Stahl«, die sich auf die irakische Hauptstadt zuwälzte. Auf Bagdad regne es Bomben und Raketen. Ein erbarmungsloser Hightech-Vandalismus begann, der ein ganzes Volk zerbrach.
    Die Organisation »Ärzte gegen den Atomkrieg« geht von über 1,5 Millionen Kriegstoten aus. 22 Organisationen wie »Iraq Body Count« – die allerdings nur Opfer zählen, deren Name mindestens zweimal in englischsprachigen Medien erwähnt wurde – berichten von nur 110000 bis 120000 Toten. 23 Der Krieg begann mit Lügen und endete mit Lügen. Meine irakischen Freunde schauen mich stets fassungslos an, wenn ich ihnen diese Zahlen nenne. In keinem Land der Welt mussten mehr Fußballplätze in Friedhöfe umgewandelt werden als im Irak.
    Das hinderte George W. Bush nicht daran, in seiner Siegesrede am 1. Mai 2003 zu erklären: »Als irakische Zivilisten in die Gesichter unserer Soldaten und Soldatinnen blickten, sahen sie Stärke, Freundlichkeit und guten Willen. In den Bildern feiernder Iraker haben wir die zeitlose Anziehungskraft menschlicher Freiheit gesehen. Wo immer die Freiheit Einzug hält, frohlockt die Menschheit.« Darf man am Boden liegende Völker derart verspotten?
    Kurz hinter Ramadi, jener Stadt, in der ich zwei Jahre zuvor eine Woche mit Kämpfern des irakischen Widerstands verbracht hatte, ging es nicht mehr weiter. Es war 23 Uhr. Amerikanisches Militär hatte die Straße gesperrt. Da in Bagdad ab Mitternacht Ausgangssperre herrschte, wurden nur noch Fahrzeuge der US -Streitkräfte durchgelassen. Der Rest musste bis zum nächsten Morgen 5 Uhr früh warten.
    Schnell bildete sich ein Stau von mehreren Kilometern, der immer länger wurde. Dunkle Gestalten bevölkerten die Straße. Manche maulten, manche rauchten einfach nur eine Zigarette. Mein Fahrer verriegelte das Taxi von innen. »Die meisten Leute, die um diese Uhrzeit nach Bagdad fahren, sind Schmuggler und sonstige Kriminelle«, sagte er. Schöne Aussichten, dachte ich.
    Als das Gewusel um unser Auto herum immer dichter wurde, fragte Baschir, ob ich nicht doch nach Damaskus zurückwolle. Wir befänden uns in einer der gefährlichsten Gegenden des Irak. Berüchtigt für die Entführung Fremder. Wir seien unter die Räuber geraten. Für ihn allein sei die Lage nicht gefährlich, mit mir zusammen schon. Ob er nicht umdrehen dürfe.
    Baschir, was auf Arabisch »Überbringer guter Nachrichten« heißt, war ein liebenswerter alter Herr. Für seine Angst konnte er nichts. Die Sperrstunde in Bagdad aber hätte er in Erfahrung bringen können. Ich allerdings auch. Radebrechend erklärte ich ihm, dass ich unter allen Umständen weitermüsse.
    Ich stieg aus, um mit der US -Militärpolizei zu verhandeln. Eine halbe Stunde lang redete, gestikulierte, argumentierte ich. Ich sei Deutscher und für niemanden in Bagdad eine Gefahr. Ob wir uns nicht wenigstens an einen der Militärkonvois anhängen dürften, die nach der Kontrolle ihrer Papiere laufend durchgewinkt wurden. Doch es gab keine Sonderrechte für Deutsche. Die Militärpolizei war unerbittlich.
    Neben mir standen drei hünenhafte, dunkelhäutige Männer in militärischer Tarnkleidung. Offenbar GI ’s. Während sie auf die Rückgabe ihrer Papiere warteten, hatten sie einen Teil der Diskussion mitbekommen. Sie waren mit drei großen weißen Jeeps unterwegs. Ich

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