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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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über Ammoniak zu reden beginnt, wird er kurz danach gewalttätig, also passen Sie gut auf.«
    »Mach ich.«
    »Hier ist Ihr Zimmer.« Er öffnet die Tür und lässt mich eintreten. Es ist ein ziemlich normales Krankenzimmer mit hohem Bett, Rolltisch und einer kleinen Kommode in der Ecke. Einen Fernseher gibt es nicht, aber auf der Kommode ist ein Uhrenradio fest verschraubt. Ich sage nichts dazu.
    »Wie gefällt es Ihnen?«
    »Prima.« Ich nicke. Ich muss das Radio loswerden, aber ansonsten sieht es gut aus.
    »Sie sind zum Abendessen etwas zu spät dran, aber wenn Sie möchten, treibe ich irgendwo noch einen Happen auf.«
    »Nein, danke«, lehne ich kopfschüttelnd ab. »Ich brauche nichts. Bis später dann.«
    »Ich habe bald Feierabend, aber wenn Sie es sich anders überlegen, kann sich auch die Nachtschwester darum kümmern«, erklärt Devon. »Tut mir leid, dass Sie kein Fenster haben, aber es gibt nur …«
    Auf einmal liege ich am Boden, knirsche mit den Zähnen und presse mir vor Schmerzen die Hände an den Kopf. Devon summt. Ein leises, elektrisches Summen. Er geht neben mir auf die Knie.
    »Mike, was ist denn los, Mann?« Er summt noch einmal.
    »Weg!« Die Schmerzen sind unerträglich. Es fühlt sich an, als dehne sich mein Kopf aus und schrumpfe gleichzeitig, wobei mir das Gehirn durchgeknetet wird wie Kuchenteig. Wieder summt Devon, und nun stoße ich ihn in die Ecke. »Rühren Sie mich nicht an!«
    Mir platzt gleich der Schädel auf wie ein Ei. Verzweifelt presse ich die Hände darauf, um die Einzelteile zusammenzuhalten. Das Summen wiederholt sich und wird lauter. Ich schreie, um es zu übertönen.
    »Kommen Sie schon, Mike«, sagt Devon. Dann rennt er hinaus. Ich bleibe in der Ecke und schütze den Kopf mit den Händen, bis es besser wird. Es ist nichts kaputt. Auf einmal höre ich von der Tür her eine Stimme.
    »Hallo, Neuer.«
    Ich blicke auf. Die Tür ist geschlossen.
    »Hallo, Neuer, bist du wach?«
    »Wer ist da?«
    »Einen Pfleger zu stoßen, ist nicht die beste Art, um den Weg in die Freiheit zu beschreiten.«
    »Ich wollte das nicht, er hat …« Er hat gesummt. »Er hat mich angegriffen.«
    »Du führst dich auf wie ein Idiot, und Idioten lassen sie nicht raus.«
    Ich hebe den Kopf. Wie hieß der Kerl noch mal, der uns aufgehalten hat? »Bist du Steve?«
    »Sie beobachten uns ständig«, sagt er. »Pausenlos.«
    »Die Ärzte?«
    Er flüstert ganz leise. »Die Gesichtslosen.«
    Halb krieche ich und halb torkele ich zur Tür und rutsche auf dem glatten Linoleum aus. Schritte entfernen sich im Flur, doch als ich die Tür aufreiße, sehe ich niemanden mehr.
    »Steve«, flüstere ich und bekomme keine Antwort. Ich blicke den Flur entlang zum Gemeinschaftsraum am anderen Ende. Vor dem Stationszimmer ist einiges los. Ich kehre ins Zimmer zurück und schließe die Tür.
    Jemand wollte mich warnen, was bedeutet, dass ich nicht als Einziger Bescheid weiß. Ich glaube nicht, dass es Steve war. Ist das Krankenhaus ein Teil des Plans? Sind die Leute hier eingeweiht oder ahnungslose Handlanger? Wer es auch war, er hat recht. Die Gesichtslosen sind hier. Irgendwie, vielleicht beim Kernspin, haben sie mir etwas in den Kopf gesteckt und kontrollieren mich damit. Wann immer ihnen danach ist, legen sie einen Schalter um, und ich höre, sehe und tue etwas – was sie wollen. Selbst wenn ich von hier verschwinde, bleibe ich ein Gefangener.
    Es sei denn, ich finde heraus, wie es funktioniert, und entdecke, wie sie mich aufspüren.
    Ich ziehe die Decke vom Bett und lege sie über das Radio. Nachdem die Sensoren neutralisiert sind, greife ich hinter die Kommode und ziehe den Stecker. Jetzt ist es endgültig tot. Viele Uhrenradios haben allerdings Batterien, um Stromausfälle zu überbrücken. Kann das Ding noch senden, obwohl es vom Netz getrennt ist? Ich packe die Decke, hole tief Luft und reiße sie herunter. Die Anzeige ist erloschen – es hat keine Batterien.
    Es sei denn, die Batterien versorgen nur den Sender und geben keinen Strom an die Anzeige ab.
    Ich brauche Wasser. Mit einem Glas Wasser kann ich den Apparat kurzschließen. Was werden die Ärzte dazu sagen? Wissen sie überhaupt, dass ich überwacht werde? Sind sie ein Teil des Plans oder bloße Randfiguren? Vorsichtshalber decke ich das Radio wieder ab und unter­suche das Zimmer auf Kameras oder sonstige Geräte, mit denen sie mich beobachten können. Ich finde nichts.
    »Michael?«
    Ich wende mich um. Devon ist wieder da und hat Doktor Little sowie

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