Du und ich – fuer immer
anderes angezogen, doch sie hatte nichts dabei. Woher sollte sie auch wissen, dass sie hier festsit zen würde? Edwina wollte sie nicht fragen, obwohl diese bestimmt kofferweise Kleidung mitgebracht hatte. Der dunkelblaue Hosenanzug, den sie schon seit gestern trug, musste eben reichen.
Sie ging unter die Dusche, wusch und föhnte sich die Haare. In diesem Moment hörte sie, wie Edwina von Ash vorsichtig die Treppe hinuntergeführt wurde. Ihre Schwester stöhnte theatralisch. Wie lange sollte das noch so weitergehen? Wie gern hätte sie, Jermaine, den beiden Brüdern reinen Wein eingeschenkt. Allerdings war Blut dicker als Wasser! Es blieb ihr nichts anderes übrig, als bei dem bösen Spiel mitzumachen.
Als die beiden unten angekommen und im Salon verschwunden waren, machte sich Jermaine auf den Weg in die Küche, um Mrs. Dobson ihre Hilfe anzubieten.
Edwina fühlte sich gut genug, um mit ihnen gemeinsam zu essen. Was für ein Wunder! Wenn sie nicht schon vorher gewusst hätte, welchen der beiden Männer ihre Schwester umgarnen wollte, wäre es Jermaine jetzt klar geworden.
Obwohl Edwina hin und wieder einige Worte mit Ash wechselte, war es Jake, dem sie ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Sie war wie eine Sirene, die ihr Opfer langsam, aber sicher in die Falle lockte. Die Frage war nur: Gelang es ihr?
Ihr Gastgeber ließ sich nichts anmerken. Entweder er war blind oder einfach zu höflich, um ihr einmal so richtig die Meinung zu sagen. Es gab natürlich noch eine andere Möglichkeit: Er war ihr - genau wie Ash zuvor - rettungslos verfallen. Vielleicht war er deswegen so charmant und freundlich und setzte sie nicht einfach vor die Tür.
Jermaine betrachtete ihn verstohlen. War er genau wie Edwina? Spannte auch er seinem Bruder die Freundin aus, ohne an die Konsequenzen zu denken? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Nicht von Jake. So etwas tat er Ash nicht an.
Oder doch? Was wusste sie schon? Sie kannte ihn ja erst einen Tag. Ein schönes Dilemma! Sie war froh, als die Haushälterin den Nachtisch servierte. Gleich war es geschafft. Sie würde Mrs. Dobson in der Küche helfen und sich dann in ihr Zimmer zurückziehen.
“Der Makler hat angerufen.” Ash nahm sich eine Weintraube. „Er scheint endlich das richtige Haus für mich gefunden zu haben.” Er blickte Edwina beinah flehentlich an. “Ich wollte es morgen besichtigen. Kommst du mit, Darling? Ich weiß, es geht dir nicht gut, aber …”
Sag Ja, dachte Jermaine beschwörend, obwohl sie genau wusste, wie die Antwort lauten würde.
„Oh Ash, es tut mir Leid, ich habe solche Schmerzen…” Wenigstens hatte Edwina den Anstand, zerknirscht auszusehen! “Außerdem ist die Straße überflutet, oder? Wir können also gar nicht fahren.” Damit war das Thema für sie erledigt, und sie wandte sich wieder dem Gastgeber zu.
Wieder verspürte Jermaine Mitleid mit ihrem Exfreund. Er hatte sich ihr gegenüber zwar schäbig verhalten, aber das hatte er nicht verdient.
So schnell gab Ash nicht auf. “Wir könnten Jakes Jeep nehmen.”
Was hatte er da eben gesagt? Jermaine glaubte, sich verhört zu haben. Die Tavinors besaßen einen Geländewagen? Wütend funkelte sie Jake an. “Wieso haben Sie mir das verschwiegen? Mit so einem Auto hätten wir nach London fahren können!”
„In dieser Gegend kommt man ohne so ein Gefährt nicht aus.” Er wagte es tatsächlich zu lächeln! Dieser Widerling! “Entweder wir sind von Wasser umgeben oder eingeschneit.”
Jermaine atmete tief durch. Sie musste sich beherrschen, um ihm nicht den Hals umzudrehen. Ganz im Gegensatz zu Edwina. Sie bedachte ihn mit ihrem verführerischsten Blick. “Das ist nur ein kleiner Nachteil, wenn man bedenkt, was für ein hübsches Fleckchen Erde Sie hier Ihr Eigen nennen.”
Es war nicht zu ertragen! Nur eine Heilige hätte bis zum bitteren Ende ausgeharrt, und sie, Jermaine, war keine. Wenn sie blieb, konnte sie für nichts mehr garantieren. Verdammt sollten sie alle sein! Dieses zuckersüße Gerede war nicht auszuhalten. Sie sprang auf und lief außer sich vor Wut hinaus. Den ganzen Tag lang hatte sie hier herumgesessen, anstatt im Büro zu sein und ihre Kollegen zu unterstützen. Jake Tavinor hätte sie ja wenigstens zum nächsten Bahnhof fahren können, wenn ihm der Weg nach London zu weit war. Aber nein, er hatte anscheinend andere Pläne gehabt. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch Sekretärin für ihn gespielt - während der Papierstapel auf ihrem Schreibtisch bei
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