Du und ich – fuer immer
“Anscheinend bist du geheilt. Wie schön für dich!” Schnell trat sie einen Schritt zurück, denn Edwina sah aus, als würde sie gleich einen Mord begehen.
Jake hatte inzwischen die Reisetasche aus dem Wagen genommen und kam zusammen mit Ash auf sie zu. Erleichtert atmete Jermaine auf. Das war Rettung in letzter Sekunde! Mit einem unguten Gefühl folgte sie den Brüdern in die große Eingangshalle. Die Gefahr war nicht gebannt, das war ihr klar. Ihre Schwester schien von ihrer Anwesenheit nicht gerade begeistert zu sein. Kein Wunder! Der ihrer Meinung nach schon fest an der Angel zappelnde Goldfisch hatte sich losgerissen und war in Begleitung zurückgekommen. Edwina schäumte bestimmt vor Wut.
Ash bot an, ihre Reisetasche nach oben zu tragen. Schnell blickte Jermaine hinüber zu Jake. Er lächelte sie an, und sie vergaß alles um sich her. Es gab nur noch sie und diesen wunderbaren, faszinierenden Mann. Sie erinnerte sich, wie sie zusammen Schlitten gefahren waren … seine betörende Nähe … wie glücklich sie an diesem Vormittag war … Plötzlich legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Jermaine zuckte zusammen und wandte sich um. Es war Edwina. “Ich helfe dir beim Auspacken, Schwesterherz.” Es klang eher wie eine Drohung.
Jermaine nickte. Über kurz oder lang musste sie sich mit ihr auseinander setzen. Besser, sie tat es gleich.
Sie folgten Ash die Treppe hinauf bis ins Gästezimmer, das Jermaine inzwischen sehr gut bekannt war. Mrs. Dobson hatte ganze Arbeit geleistet: Das Bett war bezogen und alles blitzblank geputzt.
Ash stellte die Tasche aufs Bett und ergriff gleich die Flucht. Er schien gespürt zu haben, dass ein Gewitter in der Luft lag. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, ging Edwina zum Angriff über. “Wieso machst du Jake schöne Augen?”
“Was?” Damit hatte Jermaine nicht gerechnet.
“Du himmelst ihn an. Das merkt doch jeder.”
War es wirklich so offensichtlich? Hoffentlich nicht, überlegte Jermaine entsetzt. Was sollte Jake davon halten? “Du musst es ja wissen - bei deiner Erfahrung.” Sie dachte nicht daran, sich von ihrer Schwester einschüchtern zu lassen.
Edwina betrachtete sie überrascht. Widerworte war sie nicht gewohnt. Sie versuchte es anders. “Wo hast du ihn getroffen? Für mich sieht das wie ein abgekartetes Spiel aus.”
“Er war zufällig in der Gegend und wollte mich kurz besuchen.”
“Bei unseren Eltern? Das glaube ich nicht.” Edwina schüttelte den Kopf.
“Solltest du ruhig.”
“Was heißt überhaupt ‚zufällig’? Hatte er geschäftlich in Oxford zu tun?”
Jermaine seufzte leise. “Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn nicht gefragt.”
“Typisch!” Wütend funkelte Edwina sie an. “Warum bist du mit ihm zurückgekommen, verdammt noch mal? Hast du dich ihm an den Hals geworfen und ihn angefleht, mit nach Highfield fahren zu dürfen? Bestimmt. Er hätte dich sonst nie mitgebracht, nicht nach dem, was gestern Abend zwischen uns …”
Jermaine wollte nichts mehr hören. Ihre Schwester sollte nicht wieder alles zerstören. “Hör auf, Edwina. Dad ist an allem schuld. Er hat so lange gedrängt, bis ich keine andere Wahl mehr hatte.” Sie ging zum Bett, öffnete ihre Reisetasche und nahm eine weihnachtlich verpackte Schachtel heraus, die sie Edwina überreichte.
Ihre Schwester nahm das Geschenk - ihr Lieblingsparfüm ohne ein Wort des Dankes entgegen und warf es achtlos auf den Tisch. “Was hat Dad damit zu tun?” fragte sie ungehalten.
“Er macht sich eben Sorgen um dich. Obwohl er weiß, dass Mrs. Dobson hier arbeitet, denkt er, du brauchst weibliche Gesellschaft.” Jermaine lachte bitter.
“Da sieht man, wie wenig er dich kennt.”
Edwina wirbelte herum und eilte wütend hinaus. Jermaine setzte sich müde aufs Bett. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Ihre Schwester zahlte es ihr bald heim - das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Vielleicht hatte sie es auch schon getan. Nach dem, was gestern Abend zwischen uns … Ich muss damit aufhören, dachte Jermaine, es führt zu nichts. Sie kannte Edwina.
Diese nahm es mit der Wahrheit nicht so genau. Sie log und ging über Leichen, um ihre Pläne zu verwirklichen. Trotzdem - dieser eine Satz wog schwer, und Jermaine fragte sich, was wirklich zwischen den beiden vorgegangen war. Sehr schön konnte es ja nicht gewesen sein, denn Jake hatte sich gleich am nächsten Morgen ins Auto gesetzt und war verschwunden. Das sah verdächtig nach Flucht aus,
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