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Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
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deine Freundschaft mit ihm nicht mit meiner – das ist nämlich überhaupt kein Vergleich. Ihr hattet nicht diese Verbindung zueinander wie er und ich.» Wütend schnappte ich meine Handtasche und lief hinaus in den strömenden Regen. Wenn ich Alex eben ein Messer in die Brust gerammt hätte, wäre das weniger verletzend gewesen. Das wusste ich. Warum hatte ich das nur gesagt? Danach hatten wir nicht mehr oft miteinander geredet.

    Unser kleiner Kahn setzte uns an einem Steg vor dem Peponi Hotel ab. Es war ein flaches kalkweißes Gebäude, das sich an die Südwest-Küste der Insel schmiegte und von hohen Palmen und saftig grünem Rasen umgeben war. Ein großer, weißhaariger Mann mit dunkler Bräune und skandinavischem Akzent begrüßte uns, als wir vom Boot stiegen.
    «Karibu», rief er mit ausgestreckten Armen. «Herzlich willkommen auf Lamu.»

    Wir saßen in Liegestühlen auf der Terrasse der Hotelbar, schlürften Gin Tonics und sahen der Sonne dabei zu, wie sie im Meer versank. Eine warme, salzige Brise wehte vom Wasser herüber und wollte uns in den Schlaf lullen. Ich widerstand.
    «Ich habe beschlossen, die Firma aufzulösen», verkündete ich. Dom öffnete die Augen und schaute mich besorgt an.
    «Wirklich? Bist du sicher?»
    Ich zuckte die Achseln. «Wir haben das ganze Jahr nichts produziert», sagte ich. «Ich schmeiße damit nur Geld für die Büromiete und die Angestellten raus. Ich bin durch mit dem Thema.»
    «Okay», sagte er und drückte meine Hand. «Wenn du es für das Beste hältst.»
    «Tu ich. Vielleicht fange ich an zu schreiben oder so.»
    «Du musst nicht arbeiten», sagte Dom. «Du könntest es für eine Weile ruhig angehen lassen.»
    «Ich will arbeiten», widersprach ich, «mir ist nur nicht mehr nach diesen Reisen – abgesehen natürlich von Urlauben mit dir.» Ich beugte mich vor und küsste ihn.
    «Gut, das freut mich. Ich habe meine Frau gern zu Hause.»
    Ich zuckte zusammen, aber weil er es nicht so gemeint hatte, wie es klang, schwieg ich. Ein Kellner brachte uns die nächste Runde und dazu eine Schüssel Erdnüsse.
    «Das ist also einer deiner Vorsätze?», erkundigte sich Dom. «Die Firma auflösen?»
    «Ich habe in diesem Jahr keine Vorsätze», sagte ich. «Das ist einfach nur eine Entscheidung.»
    Am nächsten Tag lagen wir am Strand in der sengenden Sonne, und unsere blassen englischen Körper verfärbten sich langsam pink. Ein paar einheimische Jungs, die übergroße Fußball-Shirts trugen, gingen mit Körben voller Waren am Strand entlang: Samosas, Cola, fertig gerollte Joints. Dom kaufte uns von jedem zwei.
    «Bist du wirklich ein Fan von Manchester United?», erkundigte er sich bei unserem Verkäufer.
    «Ronaldo», antwortete der Junge grinsend. «Rooney, Giggs. Das beste Team der Welt.»
    Dom wirkte gequält. Diese internationalen Übertragungen der heimischen Liga wären ein weiterer Grund, Rupert Murdoch zu hassen, murmelte er dann. Der Junge lächelte nur und trottete den Strand hinunter. Dabei summte er Volare .
    Dom und ich setzten uns in den Schatten einer niedrigen Palme, rauchten unsere Joints und schauten dabei aufs Meer hinaus. In meiner Strandtasche summte mein Handy mehrfach hintereinander. Alex.
    «Geh ran», sagte Dom. «Wenigstens, um mal hallo zu sagen.»
    «Das würde uns von hier ein Vermögen kosten. Mal ganz davon abgesehen, dass wir in den Flitterwochen sind. Warum ruft sie ständig an? Es kann doch wohl nicht exakt ein Jahr später die nächste grässliche Tragödie passiert sein, oder?»
    «Vielleicht ruft sie nur an, weil … na ja … wegen des Jahrestags. Vielleicht will sie wissen, ob du klarkommst.»
    «Sie treibt mich in den Wahnsinn.»
    «Alex ist verletzt. Sie hat gerade die Scheidung hinter sich und sie hat auch einen Freund verloren, Nic.»
    «Fang bloß nicht damit an.» Ich stand auf. «So, ich gehe schwimmen.»

    An seichten Stellen war das Wasser klar und warm wie in einer Badewanne, aber es wurde kälter und tiefblau, je weiter ich hinausschwamm. Ich ließ mich mit geschlossenen Augen auf dem Rücken treiben. Dabei dachte ich an mein erstes Bad im Indischen Ozean. Das war nicht Silvester in Kapstadt gewesen – das damals war der Atlantik. Nein, der Indische Ozean war im April oder Mai elf Jahre her, so ungefähr. Aidan hatte seinen Schreibtischjob in London und verdiente endlich ein richtiges Gehalt. Karl hatte gerade eines seiner Werke an eine New Yorker Galerie verkauft, also verfügte auch er über Bares. Daher beschlossen

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