Du und ich und all die Jahre (German Edition)
wir vier – Julian, Karl, Aidan und ich – Urlaub in Mosambik zu machen.
Wir flogen nach Maputo und fuhren Richtung Norden nach Vilanculos. Ich war sprachlos – solche Strände hatte ich noch nie gesehen: endlos, sauber, komplett verlassen. Ohne irgendwelche Gebäude, Hochhäuser oder Ähnliches in Sichtweite. Wir konnten es noch nicht einmal abwarten, bis wir unsere Klamotten ausgezogen hatten. Kaum waren wir am Campingplatz angekommen, stürmten wir aus unserem Mietwagen und preschten über den Sand ins Wasser. Wir kauften Fisch auf dem Markt und grillten ihn über einem Feuer am Strand, begleitet von billigem Rosé (Marke Magentod). Es war der Garten Eden.
Salzige Tränen liefen meine Wangen herunter ins Meerwasser. Dann hörte ich, wie jemand meinen Namen rief.
«Nicole! Hey! Nicole!»
Träge öffnete ich meine Augen und strampelte hilflos im Wasser. Ich war ziemlich genau in die Mitte des Kanals zwischen Lamu und Manda abgetrieben worden, und die Strömung trug mich hinaus aufs offene Meer. Von dort kam niemand mehr zurück. Für einen winzigen Augenblick erschien mir der Gedanke verlockend, da draußen im endlosen Blau zu verschwinden. Die Verzweiflung in Doms Stimme brachte mich wieder zur Besinnung, und ich begann zu schwimmen, ich begann zu kämpfen.
Zwanzig Minuten brauchte ich, um zurück ans Ufer zu kommen. Dom verfolgte meinen Fortschritt vom Land aus (er war noch nie ein guter Schwimmer) und nahm mich in Empfang, als ich halb gehend, halb kriechend den Strand erreichte.
«Was sollte das?», schrie er und umarmte mich. «Was um Himmels willen sollte das?»
«Es tut mir leid», keuchte ich und brach auf dem feuchten Sand zusammen. «Ich bin abgetrieben worden.»
Er setzte sich neben mich. «Du rauchst nie wieder was, bevor du schwimmen gehst!»
«Auf keinen Fall. Oder wir müssen einen Anker für mich basteln, der mich nahe der Küste festhält.»
Dom küsste meine Schulter. «Wenn ich nur einen Anker bauen könnte, um dich in meiner Nähe zu behalten.»
Wir gingen zurück auf unser Zimmer, liebten uns unter dem Moskitonetz und tranken heißen, süßen Tee, der uns vom Hotelpersonal serviert wurde. Dann verglichen wir unseren Sonnenbrand. Meiner war auf jeden Fall schlimmer, verschärft durch die Zeit im Wasser.
«Klamotten anziehen wird schmerzhaft», beschwerte ich mich.
«Wir könnten den Rest des Urlaubs einfach nackt verbringen», schlug Dom vor.
«Klingt verlockend, aber meinst du nicht, wir wirken dann bei der Silvesterparty heute Abend etwas deplatziert?»
«Ich weiß nicht.» Dom zuckte mit den Achseln. «Für mich sahen die anderen Paare nach einer hübschen Swinger-Runde aus.»
Am Ende trug ich ein Maxikleid ohne Unterwäsche, was Dom extrem anmachte und für mich angenehm war.
Die Party in der Hotelbar ließ sich ruhig an.
«Das ist das Problem mit diesen Flitterwochen-Hotels», murrte ich. «Lauter Ehepaare und null Atmosphäre. Niemand baggert.»
«Sei da mal nicht so sicher», erwiderte Dom. «Die Blonde da drüben mit den großen … ähm …»
«Titten?»
«Ich wollte Arschbacken sagen, na ja, sie ist eben insgesamt ganz gut proportioniert. Wie auch immer. Jedenfalls habe ich den Eindruck, sie hat ein Auge auf den Typ mit dem engen T-Shirt geworfen.»
Während andere Paare gestelzte Gespräche über ihre jeweilige Hochzeit führten (Gästezahl, Location, Reden), saßen Dom und ich in der Ecke, beobachteten die Gäste und knabberten die besten Krabbenchips, die ich je gegessen hatte.
«Wir sollten uns wirklich ein bisschen unters Volk mischen», sagte Dom nach seinem vierten Krabbenchip. «Sonst kommen wir so ungesellig rüber.»
«Das sind unsere Flitterwochen, Dominic. Man erwartet nichts anderes von uns. Außerdem würden wir mit unserer doch eher schlichten Hochzeit bestimmt keinen guten Eindruck machen.»
Zum Glück hatte der attraktive dänische Hotelier Michael einige Einheimische eingeladen, die sturzbetrunken bei der Party aufliefen und den Laden ordentlich aufmischten. Dom und ich kamen ins Gespräch mit Bruce und Lara, die ursprünglich aus Devon stammten und jetzt außerhalb von Lamu Village ein Tierasyl für Esel führten. Die beiden luden uns ein, am nächsten Tag mit ihnen auf eine Tauch- und Angeltour zu gehen.
«Siehst du», sagte ich zu Dom. «Der Trick bei der Sache ist, sich abzukapseln, bis die interessanten Leute auftauchen und dich auf ihr Boot einladen.»
«Du bist so viel cooler als ich», stellte er fest.
«Ja, nicht?»
Dom
Weitere Kostenlose Bücher