Du und ich und all die Jahre (German Edition)
verloren hatte. Ich konnte dich nicht mehr haben. Ich hatte immer gedacht, dass wir irgendwann wieder zusammenkommen. Du bist alles für mich und warst es immer. Ich habe nur eine Ewigkeit gebraucht, um es zu begreifen.»
Er sagt all die Dinge, die ich immer von ihm hören wollte, und ich kann es nicht ertragen, jetzt, wo es zu spät ist. Abrupt weiche ich zurück.
«Du hast dir zu viel Zeit gelassen, Aidan.» Ich lächle, obwohl mir zum Heulen ist. «Das erinnert mich an etwas, das mein Vater vor kurzem zu mir gesagt hat: Es ist immer später, als man denkt.»
Wir erreichen die Gansevoort Plaza, das Ende der Hochtrasse. Unter uns befindet sich der Meatpacking District, ein pulsierendes Viertel voller Bars und Geschäfte. Alex und ich wollen hier bei Pastis brunchen. Genau wie die Mädels in Sex and the City . Wir klettern die Stufen hinunter zur Straße.
«Ich muss los», sage ich. «Dom wird sich fragen, wo ich bleibe.»
«Kann ich dich noch mal sehen, bevor du abreist?», fragt er.
«Nein, Aidan, kannst du nicht. Es wird Zeit, dass wir uns endgültig verabschieden.»
Ich halte mir ein Taxi an und lasse Aidan an der Kreuzung 8th Street und Greenwich Avenue stehen. Es kostet mich meine gesamte Willenskraft, mich nicht nach ihm umzusehen, nicht zu schauen, ob er winkt oder sich bereits weggedreht hat.
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18. Kapitel
Silvester 2008
Lamu, Kenia
Neujahrsvorsätze:
Es war Dominics Idee, unsere Hochzeitsreise über Neujahr zu machen, und nicht meine Entscheidung. Ich hätte auch problemlos bis zum nächsten Sommer damit warten können. Aber der sonst nicht im mindesten abergläubische Dom war fest davon überzeugt, dass es Unglück bringt, nicht im gleichen Kalenderjahr in die Flitterwochen zu fahren, in dem geheiratet wurde. So gesehen war das also unsere letzte Chance.
Unsere Reise begann an Julians Todestag. Ich betäubte mich auf dem Flug komplett: Vier Gin Tonic und eine halbe Flasche Rotwein. In Nairobi saßen wir auf dem Flughafen erst mal ein paar Stunden fest, und ich verbrachte die Zeit damit, mich auf der Toilette in Ruhe zu übergeben. Dann wurden wir zu einem anderen, kleineren Flughafen gebracht, wo wir in eine winzige Maschine stiegen, die uns nach Manda Island brachte.
Langsam begann ich mich wieder besser zu fühlen, und das nicht nur, weil ich den größten Teil des Alkohols aus meinem Innenleben befördert hatte. Afrika hatte immer diese Wirkung auf mich. Der Lärm und das Chaos, die Hitze und die Weite und der blutrote Sand hatten etwas ungeheuer Belebendes. Gegen fünf Uhr landeten wir auf Manda. Dort gab es nichts als eine Landebahn und eine kleine Holzhütte, an der jemand ein handgemaltes Schild angebracht hatte, auf dem Abflughalle stand.
Dom, ich, drei weitere Ehepaare (wohl auch Flitterwöchner) und dazu ein Paar erschöpft wirkender Eltern mit ihren zwei kleinen Kindern wurden zur Küste eskortiert. Dort half man uns in zwei Boote, die uns über den kleinen Wasserstreifen setzten, der Manda von Lamu Island trennt. Ich saß zwischen Doms dünnen weißen Beinen im hinteren Teil des Bootes und lehnte mich an ihn. Die sinkende Sonne glitt über die weiß gekalkten Dächer von Lamu Village, und alles war gut. Vielleicht war die Idee doch nicht so übel gewesen. Julian hätte gewollt, dass ich seinen Todestag an einem Ort wie diesem verbrachte. Wenn er denn da gewesen wäre, um mir solche Ratschläge zu erteilen.
In diesem Jahr hatte ich mich sehr oft gefragt, was Julian sich für mich wohl gewünscht hätte. Vermutlich hatte ich meistens genau das Gegenteil davon getan. Er wäre bestimmt nicht einverstanden gewesen, dass ich zwei Filmprojekte aufgebe, an denen ich seit Monaten gearbeitet hatte. Und ich bezweifelte auch sehr, dass er für meine Hochzeit gewesen wäre. Unter diesen Umständen schon gar nicht.
Dom und ich hatten im März geheiratet. Es war die schlichteste Hochzeit, die man sich vorstellen konnte: Nur ich, Dom, Mom, Charles, Doms Eltern, Matt und Liz und Alex und Karl. Die Trauung fand an einem kühlen Freitagmorgen im Rathaus in Chelsea statt. Ich trug ein blassgoldenes gerafftes Seidenchiffon-Kleid von Lanvin und Dom seinen besten Anzug. Danach nahmen wir zwei Taxis nach Petersham und aßen bei Nurseries ein phantastisches Menü. Keine Reden, kein Firlefanz. Alle fanden es schön, außer Doms Mom. Sie betonte immer wieder, das wäre alles so trostlos, dass sie gleich weinen müsste.
Da ich nie heimlich von einem Prinzessinnendasein
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