Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Du und ich und all die Jahre (German Edition)

Titel: Du und ich und all die Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Silver
Vom Netzwerk:
holt eine unfassbar schöne Lederjacke mit Lammfellkragen aus dem Schrank.
    «Das Teuerste, was ich jemals gekauft habe», flüstert sie mir zu, als sie sie überzieht. «Abgesehen von meinem Auto und dem Haus auf Shelter Island.»
    «Du hast ein Haus auf Shelter Island?»
    «Na ja, ich habe ein Drittel eines Hauses auf Shelter Island gekauft. Aaron gehören die anderen zwei Drittel.»
    «Und jetzt?»
    «Jetzt zahlt er mich entweder aus, oder wir verkaufen es. Oder wir benehmen uns wie zivilisierte Erwachsene und einigen uns darauf, das Haus zu verschiedenen Zeiten zu nutzen. Obwohl ich den Arsch am liebsten nie mehr sehen oder hören will, bin ich versucht, die zivilisierte Variante zu wählen. Ist wirklich ein schönes Haus.»

    In der Bar angekommen, bahnen wir uns einen Weg durch das Gedränge. Wie durch ein Wunder ergattern wir Plätze im hinteren Teil der Bar. Der Barkeeper begrüßt Alex enthusiastisch mit Küsschen. Die Martinis werden sofort serviert. Vom anderen Ende des Tresens kassieren wir vernichtende Blicke von einer Gruppe Frauen, die offensichtlich schon ewig auf ihre Drinks warten. So ist das immer, wenn man mit Alex unterwegs ist.
    Wir stoßen an, und Alex sieht aus, als würde sie gleich wieder losheulen, also küsse ich sie auf die Wange.
    «Alles gut», beruhige ich sie. «Jetzt wird alles gut. Kommst du nun zu der Party am Samstag?»
    Sie schüttelt den Kopf. «Weiß nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich Dom damit den Abend versauen würde.»
    «Oh verdammt», fluche ich, weil ich den vollkommen vergessen habe. Es ist fast Mitternacht – falls er noch wach ist, fragt er sich bestimmt, wo zum Teufel ich stecke. Allerdings habe ich keine Nachrichten auf dem Handy. Vielleicht ist er eingeschlafen. Ich will nicht anrufen, weil ich ihn dann aufwecken könnte. Außerdem habe ich keine Lust, ihm zu erklären, wo ich bin. Ich stecke das Telefon ein.
    «Mach dir keine Gedanken wegen Dom», sage ich. «Er wird es überleben. Komm doch zu der Party – wäre sonst wirklich schade.»
    Sie lächelt, sagt aber nichts. Wir trinken unsere Drinks und verfallen in kameradschaftliches Schweigen. Es ist erstaunlich, wie angenehm es ist, mit ihr zusammen zu sein, nach all dieser Zeit und allem, was geschehen ist.
    «Hier wurde eine Szene von Der Pate III gedreht», sagt Alex plötzlich.
    «Ich bin nicht sicher, ob man damit unbedingt Werbung machen kann», antworte ich.
    «Und eine Szene für die Sopranos .»
    «Oh, schon besser.»
    Wir kichern los, weil wir an die gleiche Geschichte denken müssen.
    «Erinnerst du dich noch an diese Mafia-Motto-Party, Nic?»
    «Du warst Adriana und ich Carmela. Oh mein Gott, diese Perücke.»
    «Und die Shorts, die ich anhatte …»
    «Mike sah mit den grauen Strähnen im Haar aus wie Paulie …» Uns schütteln Lachanfälle. Ich verschütte den Martini in meinen Ausschnitt und auf mein Kleid. Netterweise bringt mir der Barmann einen neuen Drink. Die Mädels am anderen Ende der Bar schauen uns noch finsterer an.
    «Hast du noch Kontakt zu ihm?», frage ich. «Also zu Mike, meine ich.»
    «Nicht, seit die Scheidung durch ist. Das war … Gott, wann war das? August … nein, September 2008. Er meinte, ich sei der größte Fehler seines Lebens und dass er mich am liebsten nie kennengelernt hätte. Und ich erklärte ihm daraufhin, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Es war eine Wonne.»
    Jetzt bewegen wir uns wieder auf gefährlichem Terrain. Vielleicht sollte ich es besser lassen, aber ich schulde es Alex, sie um Verzeihung zu bitten.
    «Es tut mir leid Alex, wie ich mich dir gegenüber benommen habe.»
    «Ist schon in Ordnung.»
    «Nein, ist es nicht! Ich war nie da, als deine Beziehung mit Mike gegen die Wand gefahren ist. Ich wusste, dass es dir richtig mies ging, und ich habe nichts unternommen.»
    «Du musstest arbeiten», sagt sie, sieht mich dabei aber nicht an.
    «Und dann später …»
    «Du musst dich dafür nicht entschuldigen.» Sie nimmt meine Hand.
    «Ich weiß, dass ich dich verletzt habe», entgegne ich.
    «Na ja, wir haben uns wohl gegenseitig verletzt, oder?»
    Sie schaut auf ihre Uhr. «Es ist zwanzig nach zwölf», sagt sie. Ihre Augen füllen sich wieder mit Tränen. Meine ebenso.
    «Der dreißigste Dezember.»
    Wir heben die Gläser. «Auf Julian.»

[zur Inhaltsübersicht]
    16. Kapitel
    Silvester 2007
Snowdonia, Wales
Neujahrsvorsätze:
     
Nach Finanzierungsmöglichkeiten für Mehrteiler über die Kriegsführung im 21. Jahrhundert

Weitere Kostenlose Bücher