Du weckst mein Verlangen
hatte noch lange nicht genug von dieser wunderbaren Frau. Bald, durchzuckte es ihn, bald werde ich eine Entscheidung treffen müssen.
Am Abend des nächsten Tages klopfte Rocco an Emmas Tür und trat ein.
„Bist du fertig, cara ?“
„Fast“, erwiderte sie angespannt. Er sah ihr sofort an, wie nervös sie war. „Aber Rocco, ich weiß wirklich nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich glaube, Cordelia ist von ihrem Besuch in Rapallo ziemlich erschöpft, und es könnte sein, dass sie mich braucht.“
„Ich habe eben mit ihr gesprochen. Sie freut sich, dass wir zusammen ausgehen.“ Er trat auf Emma zu, hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. „Worum geht es hier wirklich, Emma?“
„Ich passe einfach nicht in diese Kreise“, murmelte sie. „Ich bin eben kein Topmodel.“
„Aber du bist der interessanteste Mensch, dem ich in meinem ganzen Leben begegnet bin. Und glaube mir, ich würde viel lieber dir einen ganzen Abend lang zuhören als einem Topmodel, das kein anderes Thema kennt als Mode.“ Er lächelte verschmitzt. „Außerdem bist du die einzige Frau, die Ahnung davon hat, wie ein Verbrennungsmotor funktioniert.“
„Dank meinem Bruder, mit dem ich unseren Traktor immer auseinandergenommen habe. Ich bezweifele jedoch, dass Zündkerzen und Kurbelwellen das passende Thema bei einem schicken Abendessen sind“, bemerkte Emma trocken.
„Du wirst der Star des Abends sein, glaub mir. Silvio freut sich schon, dich kennenzulernen. Außerdem … in diesem Kleid wärst du auch für eine Krönungsfeier angemessen angezogen. Du siehst unglaublich elegant aus.“ Das bodenlange Seidenkleid umfing Emma wie eine zweite Haut und brachte ihre weibliche Figur aufs Vorteilhafteste zur Geltung. Rocco räusperte sich. „Und du bist wunderschön.“
Sein bewundernder Blick brachte Emmas Herz heftig zum Pochen. „Danke“, murmelte sie. „Ach, ich habe mich ja noch gar nicht für die Blumen bedankt! Die Überraschung ist dir gelungen.“ Während ihrer Abwesenheit hatte Rocco drei Dutzend rote Rosen liefern lassen, die Emma bei der Rückkehr erwarteten. Der Strauß war überwältigend, rief aber dennoch zwiespältige Gefühle in Emma hervor. Rote Rosen standen für Liebe. Aber Rocco wird mich nie lieben, dachte sie verzagt.
„Wir müssen gehen.“
Roccos tiefe Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Und Emma beschloss, ihre Sorgen zu verdrängen und den Abend zu genießen. Sie nahm Roccos Arm, und gemeinsam verließen sie das Zimmer.
„Wie gefällt Ihnen mein Haus, Mrs Marchant?“
Emma, die ihren Blick über das Lichtermeer des nächtlichen Genua schweifen ließ, wandte sich um.
„Es ist einfach atemberaubend.“ Rocco hatte sie nach ihrer Ankunft durch die fünfstöckige Villa Silvio D’Angelos geführt, und Emma war zutiefst beeindruckt. Die eleganten Räume bargen kostbare Antiquitäten, und auch das historische Gebäude selbst war wunderschön.
„Hier befinden wir uns in der Altstadt Genuas, die zum Weltkulturerbe gehört“, erklärte Silvio.
Er war nicht ganz so groß wie sein Enkel und offensichtlich schon weit über achtzig. Der lebhafte Ausdruck in seinen Augen verriet jedoch einen wachen Geist.
„Sie können gern Emma zu mir sagen.“
„Rocco sagt, Sie seien eine enge Freundin?“
Freunde? Das trifft es ja wohl nicht so ganz, dachte sie. „Stimmt. Ich wohne im Moment in der Villa Lucia … als Gesellschafterin von Cordelia“, fügte sie hinzu.
Silvio sah sie forschend an. „Aber Sie werden nach England zurückkehren?“
„Sicher. Ich bin Gemeindeschwester und habe lediglich verlängerten Urlaub.“
Verstohlen sah Emma sich nach Rocco um. Sie entdeckte ihn im Gespräch mit einer unglaublich attraktiven Frau, die er ihr zu Beginn des Abends vorgestellt hatte. Valentina Rosseti war die einzige weibliche Ingenieurin bei Eleganza . So, wie sie gerade mit ihm flirtet, denkt sie bestimmt nicht an Hybridmotoren, schoss es Emma durch den Kopf.
Silvio war ihrem Blick gefolgt. „Ich bin ein alter Mann“, sagte er. „Letzten Monat wurde ich neunzig. Es wird Zeit, Eleganza meinem Enkel zu übergeben.“ Er seufzte. „Ich musste Rocco jedoch ermahnen, endlich sein Playboydasein aufzugeben und ein nettes italienisches Mädchen zu heiraten. Er braucht schließlich einen Erben.“
„Ich bezweifle, dass eine Ehe für Rocco infrage kommt.“
Der Alte schnaubte unwillig. „Mein Enkel kennt seine Pflicht. Eleganza steht für ihn an erster Stelle. Und er wird tun, was erforderlich ist, um die
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