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Du wirst die Schoenste sein

Du wirst die Schoenste sein

Titel: Du wirst die Schoenste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Posa
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Oberkörper, ein für mich geradezu intimer Moment. Ich bildete mir ein, Ernestos Gedanken lesen zu können, allein durch seine Blicke, die an meinem Körper auf- und abwanderten.
    Zu meinem Bedauern endete dieser Moment viel zu früh. Ein schmaler junger Mann in gemustertem Hemd, vermutlich ein Bekannter Ernestos, unterhielt sich mit ihm. Was bei dem Geräuschpegel im Saal wohl problematisch war, denn die beiden setzten sich plötzlich in Bewegung und Ernesto deutete mit Blick zu mir in Richtung Ausgang. Sein Bekannter winkte mir grüßend zu.
    Ich drückte mich danach tiefer zwischen die Tanzenden, um mal wieder so richtig abzutanzen, ja ich grölte sogar mit bei ein paar blöden deutschen Schlagern, bis ich irgendwann restlos ausgepowert war. Atemlos und halb verdurstet drängelte ich mich zur Bar zurück, blickte den langen Tresen rauf und runter, aber Ernesto war noch nicht wieder zurück. Mein Platz war natürlich mittlerweile belegt und unsere Gläser waren abgeräumt.
    Erst als ich mir eine Cola bestellen wollte, stand ich plötzlich starr da, ja ich schnappte erschrocken nach Luft. Mein türkisfarbenes Täschchen! Wo um Himmelswillen war meine kleine Tasche? Ich hatte sie auf dem Tresen deponiert, als ich auf dem Barhocker saß. Ich drängelte mich bis nach ganz vorne an den Tresen, aber ich suchte vergebens zwischen all den Gläsern nach etwas türkisfarben Glitzerndem.
    Meine Knie zitterten bereits, als ich den Barkeeper, der uns vorher bedient hatte, ein dicker Deutscher, herwinkte.
    „Meine kleine ... meine kleine Handtasche in Türkis, die hier gelegen hat, wo ist die denn jetzt?“
    „Moment mal“ Er blickte sich suchend hinter der Theke um, sprach dann auch noch kurz mit einem Kollegen, kehrte dann aber mit einem Schulterzucken zurück. „Sorry.“
    „Aber ... die lag doch hier ...“
    „Tja, ich hab sie jedenfalls nicht.“ Damit wandte er sich einem anderen Gast zu, der bereits mehrfach versucht hatte, ein Bier zu bestellen.
    Ich spürte die neugierigen Blicke der Leute neben mir. Eine Frau mittleren Alters sprach mich an, während ich noch rat- und fassungslos dastand.
    „Ziemlich leichtsinnig, junge Frau.“
    „Also wie kann man bloß ... seine Handtasche einfach so ...“, sagte kopfschüttelnd ihr Begleiter.
    „Mensch, Mädchen ... willste ’ne Cola?“ rief jemand hinter mir.
    Ich antwortete nicht. Ich spürte eine Welle Übelkeit hochsteigen. Wo waren die Toiletten? Wo? Falsche Richtung. Nochmal zurück gequetscht durch die Menge, kraftlos, hilflos, Entschuldigung murmelnd, sorry, perdón.
    Dieselbe Tortur vor den Wasserhähnen im Waschraum. Ich klatschte mir Wasser ins Gesicht, in meinen ausgetrockneten Mund, ließ trotz der Drängelei junger Mädchen, die um einen Platz vor dem Spiegel kämpften, Wasser über meine Handgelenke laufen. Kurzer Blick in den Spiegel und dann ab.
    Ernesto! Er erschien mir in dem Moment allmächtig. Er würde wissen, was zu tun war. Mit einem Lächeln würde er mir klar machen, dass ein gestohlenes Täschchen kein Weltuntergang war.
    Draußen drängelten sich noch immer jede Menge Leute vor dem Eingang, aber die Massen hatten sich doch soweit gelichtet, dass ich hoffen konnte, Ernesto problemlos finden zu können.
    Ich blickte in einige schon ziemlich glasige Augen, auch einige der jungen Mädchen hatten wohl schon anständig getankt. Den Flaschen in ihren Händen nach wurde hier draußen Party gemacht. So panisch ich mich jedoch umsah, ich konnte Ernesto nirgends entdecken. Er war auch nicht unter den Leuten, die auf den steinernen Bänken im Hof saßen, auch seinen Bekannten im gemusterten Hemd konnte ich nirgends entdecken.
    Ich überquerte die Straße und den schmalen Grünstreifen, wo wir uns einige Stunden vorher getroffen hatten und ging vor bis zu dem niedrigen Mauerstreifen, hinter dem der Strand lag. Aber auch unter den Leuten, die auf der Mauer saßen, hauptsächlich Jungscliquen mit Bierflaschen, kein weißer Anzug, kein zartgraues Hemd. Wegen der wilden Pöbeleien, die man mir zurief, flüchtete ich geradezu und suchte ein weiteres Mal den Hof vor dem EL FUEGO ab.
    Ernesto, wo um Himmelswillen bist du?
    Aufs Neue wurde ich von Panik geradezu überschwemmt, mich fröstelte, auf meinen Armen bildete sich Gänsehaut, trotz der Schwüle der südlichen Augustnacht.
    Ich lief suchend Slalom durch die Menge, die noch immer hoffte, in den restlich überfüllten Club rein zu kommen, was natürlich nicht unbemerkt blieb. Aber ich ignorierte die

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