Du wirst noch an mich denken
Offensichtlich erzählen Sie im College jedoch nicht sehr viel von sich. Er hat sich ganz schön darüber geärgert, dass zwar ein paar Gerüchte über Sie kursierten, aber niemand etwas Konkretes zu wissen schien. Er konnte partout nichts über Sie herauskriegen, keine Details aus Ihrem Leben, mit denen er in den anderen Fällen seine Opfer in Angst und Schrecken versetzt hat. Aber statt Sie unter diesen Umständen einfach in Ruhe zu lassen, verlegte er sich darauf, anzurufen und einzuhängen, wobei ihm die Ansage auf Ihrem Anrufbeantworter aber offenbar auch hier den Spaß verdorben hat. Ich finde diese Ansage übrigens sehr gut. Er hat auch irgendetwas von Leibwächtern gesagt?«
Aunie berichtete ihm in knappen Worten von James' Begleitservice, und der Detective lachte, als sie eine kurze Beschreibung der äußeren Erscheinung ihrer Beschützer folgen ließ. Nachdem sie sich noch eine Weile unterhalten hatten, verabschiedeten sie sich voneinander. Sobald Aunie aufgelegt hatte, rannte sie aus ihrer Wohnung und den Flur hinunter und hämmerte an James' Tür.
Als er öffnete, warf sie sich an seine Brust.
Er legte die Arme um sie und drückte sie an sich. »Aunie?« Ohne sie loszulassen, trat er hinaus auf den Flur und schloss die Tür hinter sich. Es wäre eine Untertreibung gewesen, zu sagen, dass er überrascht war, sie zu sehen.
Allerdings war ihm irgendwie instinktiv klar, dass der Grund ihres Hierseins nichts mit dem Streit von vorhin zu tun hatte. »Was ist? Was ist los, Baby? Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er und versuchte, ihr Gesicht erforschen. Zumindest war sie zu ihm gekommen, egal um was es ging, statt sich damit an Otis oder Lola zu wenden.
»Es war nicht Wesley, James«, sagte sie mit dem Mund an seiner Brust. »Es war irgendein Typ, den ich noch nicht mal kenne.«
»Was war nicht Wesley, Baby?« Dann fiel der Groschen. »Die Anrufe? Sie haben den Anrufer geschnappt?« Als sie nickte, hob er sie hoch und trug sie in ihre Wohnung. Drinnen setzte er sie ab und hielt sie auf Armeslänge von sich weg, um ihr ins Gesicht zu sehen. »Erzähl.«
Sie sah sich verwirrt um. Hatten sie nicht gerade noch vor seiner Wohnung gestanden? Warum waren sie denn jetzt in ihrer, wenn seine doch viel näher gewesen wäre?
»Erzähl es mir, Aunie.«
Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu sammeln, und dann berichtete sie ihm von dem Gespräch mit Detective Bell. »Er sagte, es hätte länger als üblich gedauert, ihn zu schnappen, weil er überwiegend öffentliche Telefonzellen benutzt hat. Sie haben zwar Fangschaltungen gelegt, aber sie hatten nicht genug Leute, um alle Telefonzellen zu überwachen, von denen aus er angerufen hat. Dann fing er vor zwei oder drei Wochen an, von zu Hause aus anzurufen. Heute haben sie ihn festgenommen.«
»O Mann.« James zog an seinem Pferdeschwanz. »Das muss man erst mal verdauen. Nachdem wir die ganze Zeit davon ausgegangen sind, dass es Cunningham ist.«
»Wem sagst du das.«
»Aber es ist gut«, sagte er, wie gewohnt rasch auf die veränderten Umstände reagierend. Ein Lächeln überzog sein Gesicht und vertiefte die drei Grübchen auf seiner Wange. »Genauer gesagt, ist es hervorragend. Weißt du, was das bedeutet, Magnolie?«
Sie besaß keine so rasche Auffassungsgabe wie er, aber langsam drang es auch ihr ins Bewusstsein. »Es ist vorbei, nicht wahr, James?«
»Ja.« Er blickte auf sie hinunter und bemerkte, dass sie geweint hatte. Das Lächeln verschwand langsam. »Ja«, wiederholte er. »Es ist vorbei.«
17
E s war zu bezweifeln, dass am darauffolgenden Tag im College viel gearbeitet wurde. Neuigkeiten über die Verhaftung schwirrten über den Campus, überall standen Studenten in Grüppchen beisammen, gingen ein Stück weiter und bildeten neue Grüppchen, um die aufgeschnappten Informationen auszutauschen. Stimmengewirr wogte auf und ab, während alle darum wetteiferten, ihre persönliche Meinung zu den jüngsten Ereignissen zum Besten zu geben. Auf den Gängen, in den Unterrichtsräumen und draußen im Freien breitete sich so etwas wie Feierstimmung aus.
Wie Aunie bereits vermutet hatte, wusste Mary einiges über den jungen Mann zu berichten, den man verhaftet hatte. Sie beschrieb ihn Aunie, aber auch wenn ihre Beschreibung sehr detailliert war und sie viele Gelegenheiten nennen konnte, bei denen er sich in der Nähe ihrer Clique herumgetrieben hatte, konnte Aunie damit kein Gesicht in Verbindung bringen.
Seltsamerweise hatte sie für kurze Zeit
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