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Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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gedacht, sich als Erstes die Glühbirne anzusehen. Aber ich nicht, ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen. Ich bin zu nichts zu gebrauchen.«
    »Quatsch. Sie haben immerhin eine frisch verputzte Wand abgeschliffen, und von jemandem, der dabei summt, kann man nicht behaupten, dass er zu nichts zu gebrauchen ist.«
    Aunies Miene hellte sich auf. »Ja?«
    »Ja. Ehrlich.«
    Sie lächelte ihn an. »Ich nehme alles zurück, was ich jemals Schlechtes von Ihnen gedacht habe, James Ryder. Sie sind ein netter Kerl.«
    »Ja, ich bin ein richtiges Goldstück. Es wundert mich nur, dass Sie überhaupt jemals etwas Schlechtes von mir denken konnten.« Okay, Ryder, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Du hast deine gute Tat für heute vollbracht. Und jetzt sieh zu, dass du von hier verschwindest. Er drehte sich von ihr weg, und dabei fiel sein Blick auf die Fotos an der Wand, die er bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte. Vor Verblüffung blieb ihm der Mund offen stehen. »Heilige Scheiße.«
    Es waren acht gerahmte Schwarzweißfotografien von mehr oder weniger bekleideten Männern. Dunkelhaarige Männer und blonde Männer, zwei Schwarze und ein Asiate, die alle einen anderen Teil ihres Körpers zur Schau stellten: Brust, Bauch, Rücken, Hintern, Schultern oder Beine. James betrachtete sie eine Weile, dann drehte er sich zu Aunie und sah sie fragend an. »Pin-up-Boys?« Irgendwie hatte er sie nicht für den Typ Frau gehalten, die ihre Schlafzimmerwände mit männlichen Schönheiten pflasterte.
    »Die Jungs meiner Träume.« Der Ausdruck auf seinem Gesicht brachte sie zum Lachen. »Na gut, ich gebe es zu: Ich mache gerade eine verspätete Pubertät durch. Meine Mutter hat versucht, mich zu einer perfekten jungen Dame zu erziehen, und Poster von Schauspielern oder Rockstars an der Wand passten da nicht ganz dazu. Ich war nach der Highschool noch ein Jahr auf einem Mädchenpensionat, dann habe ich praktisch von der Schulbank weg einen älteren Mann geheiratet und mich wieder von ihm scheiden lassen. Jetzt hole ich all das nach, was ich als Teenager versäumt habe. Ich trage Jeans statt Designerroben, Turnschuhe statt Pumps, ich gehe aufs College statt zu Wohltätigkeitsveranstaltungen, und ich sammle Fotos von gut aussehenden halb nackten Männern.
    Und falls ich jemals den nötigen Mut aufbringe, werde ich mir sogar eine heiße Affäre gönnen ... vorausgesetzt, ich lerne jemanden kennen, mit dem es sich lohnt.« Verlegen biss sie sich auf die Lippe. Was erzählte sie ihm hier eigentlich alles? Der Typ hatte schließlich sogar zu verhindern versucht, dass sie hier einzog.
    Sie zuckte im Geiste die Achseln. Na und, wenn es ihm nicht gefiel, was sie sagte, dann wusste er ja, wo die Tür war. Sie hatte sich geschworen, sich niemals mehr in ihrem ganzen Leben danach zu richten, was jemand anderer für passend hielt. Sie sah ihn unter halb gesenkten Wimpern nachdenklich an und kam zu dem Schluss, dass jemanden, der ihr selbst halb nackt seine Tür geöffnet hatte, der dermaßen abgebrüht wirkte und einen solchen Blick hatte wie er, höchstwahrscheinlich nichts so leicht aus der Fassung brachte. »Ich wette, Sie hatten einige heiße Affären, oder?«
    Mannomann. So wie sie da vor ihm stand, sah sie nicht aus, als könnte sie auch nur einen richtigen leidenschaftlichen Kuss verkraften, geschweige denn eine Runde hemmungslosen, wilden Sex. Sie war der Typ, bei dem man ganz langsam und rücksichtsvoll sein musste ... der Typ, dem er immer geflissentlich aus dem Weg gegangen war. »Kaum«, sagte er knapp. »Damit hab ich's nicht so«, fügte er mit Nachdruck hinzu, nur für den Fall, dass sie auf die Idee verfiel, er käme als Übungsobjekt in Frage. Zu seinem Ärger führte diese Vorstellung dazu, dass er eine leichte Erektion bekam. Er entschied, dass das lediglich eine reflexartige Reaktion war, und ergänzte in schroffem Ton: »Was allerdings einen guten One-Night-Stand angeht, da habe ich noch nie nein gesagt. In der Hinsicht bin ich kein Kostverächter.« So. Das dürfte genügen, um sie abzuschrecken.
    Sie hob jedoch nur kaum merklich eine ihrer dunklen Augenbrauen und bedachte ihn mit einem sehnsuchtsvollen Lächeln. »Sie Glückspilz«, sagte sie aufrichtig. »Bei mir war bislang immer Schmalhans Küchenmeister, um im Bild zu bleiben.« Sie schloss die Augen und lächelte verträumt. »Ich sehne mich nach Leidenschaft.« Gleich darauf riss sie die Augen erschrocken wieder auf und wurde knallrot, als sie seinem Blick begegnete.

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