Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst noch an mich denken

Du wirst noch an mich denken

Titel: Du wirst noch an mich denken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
hatte, und wer zum Teufel hatte diese Ansage aufgesprochen? Die Stimme hatte geklungen, als sei ihr Besitzer ein riesiger Kerl, nicht gerade mit Geduld gesegnet - und niemand, mit dem man sich leichtfertig anlegen würde, sofern man seine fünf Sinne beisammen hatte.
    Wahrscheinlich Otis. Aber warum?
    Mary griff nach ihrem Föhn, um das Trocknen des Nagellacks ein wenig zu beschleunigen. Dann entfernte sie die Wattebällchen, warf sie ohne genau hinzusehen in Richtung Papierkorb und zog Socken, Jeans und Schuhe an. Sie schnappte sich ihre Jacke und ihre Handtasche und verließ eilig die Wohnung.
    »Ich bin dafür, dass du zur Polizei gehst«, sagte Mary, als Aunie ihren Bericht über die Anrufe beendet hatte. »Ich wundere mich, dass du das nicht längst getan hast.« Sie blickte Otis und Lola um Unterstützung heischend an und sah Lola zustimmend nicken. Die Jacksons waren bei ihrem Eintreffen noch in Aunies Wohnung gewesen, nachdem sie ihr dabei geholfen hatten, den neuen Anrufbeantworter zu installieren. »Hat einer von euch von dem Kerl gehört, der die Studentinnen bei uns im College mit Anrufen belästigt?«
    Otis richtete sich auf. »Das ist euer College?«, fragte er. »Ich hab's in der Zeitung gelesen, aber da stand nie eine genauere Angabe dabei. Es war immer nur von einem städtischen College in Seattle die Rede.« Er sah Aunie fragend an.
    »Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen«, gestand sie. »Und ich bezweifle«, fügte sie nachdenklich hinzu, »dass es tatsächlich ein und dieselbe Person ist.«
    »Ach, und was führt dich zu diesem Schluss?«, fragte Mary unwillig, die vor dem Kamin auf und ab ging. »Aunie, das kannst du nicht so ohne weiteres behaupten, ohne dich auf irgendeinen Beweis zu stützen.«
    »Denk doch mal nach, Mary«, erwiderte Aunie nervös. »Nach dem, was du mir über diesen Kerl erzählt hast, spricht er mit den Frauen, die er anruft. Er kennt Einzelheiten aus ihrem Leben.« Sie strich sich mit steifen Fingern die Haare zurück. Heute Nachmittag hatte sie bereits einiges von Lola zu hören bekommen. Dass Mary jetzt in die gleiche Kerbe schlug und außerdem noch eine neue Möglichkeit ins Spiel brachte, bewirkte, dass Aunies Nerven allmählich bis zum Zerreißen gespannt waren. »Mein Anrufer sagt kein Wort. Er legt auf, sobald ich mich melde.«
    »Na ja, das ist tatsächlich ein Unterschied«, räumte Mary widerstrebend ein. »Aber trotzdem ... Es gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht«, warf Lola ein und bekräftigte damit noch einmal ihren Standpunkt, den sie Aunie bereits vor Marys Ankunft mit unmissverständlichen Worten klar gemacht hatte.
    Das brachte bei Aunie das Fass zum Überlaufen. »Meint ihr etwa, mir gefällt es?«, fragte sie ärgerlich. Sie baute sich mit in die Hüften gestemmten Armen vor ihren Freundinnen auf. »Mich macht es auch nicht gerade glücklich, tagtäglich von irgendeinem Idioten mit einer Wahlwiederholungstaste genervt zu werden. Aber ich will zuerst ein paar andere Möglichkeiten ausprobieren, bevor ich zur Polizei renne - ist das in Ordnung für euch beide?« Sie funkelte sie wütend an. »Gebt ihr mir dafür eure Erlaubnis?«
    Otis klopfte ihr auf die Schulter. »Beruhig dich, Mädchen, beruhig dich«, murmelte er. »Sie sind auf deiner Seite. Sie machen sich nur Sorgen um dich, Aunie. Wir alle tun das.«
    Aunie stieß geräuschvoll die Luft aus und nahm sich zusammen. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Und ich benehme mich wirklich unmöglich.« Sie sah ihre beiden Freundinnen an. »Tut mir Leid.« Sie rieb sich die Schläfen, hinten denen ein leises Pochen Kopfschmerzen ankündigte. »Diese Sache bringt mich ziemlich durcheinander. Es ist ... na ja, ich dachte, ich hätte den ganzen Mist endlich hinter mir gelassen, versteht ihr?« Sie lachte zynisch auf. »Wie komme ich bloß auf solche seltsamen Ideen?«
    »Du glaubst nicht, dass es Wesley sein könnte, oder?«, fragte Mary zögernd.
    »Mein Gott.« Aunie ließ sich in einen Sessel fallen. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen hatte, stieß sie einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare, während sie langsam den Kopf hob. Plötzlich überkam sie eine ungeheure Erschöpfung, ihr Kopf fiel gegen die Rückenlehne, während sie die Hände müde in den Schoß sinken ließ. »Ich weiß es nicht, Mary«, sagte sie schließlich. »Daran hatte ich auch nicht gedacht.« Sie stieß

Weitere Kostenlose Bücher