Du wirst noch an mich denken
unterschiedliche Empfindungen in ihr, dass sie sich manchmal wie eine gespaltene Persönlichkeit vorkam. Als ihr Lehrer berührte er sie, hielt sie fest, erteilte ihr auf seine gewohnt schroffe und unverblümte Art Anweisungen. Sie hörte zu, und sie lernte, aber insgeheim sehnte sie sich danach, dass er sie auf andere Weise wahrnehmen würde. Es machte sie verrückt, dass er sie berührte, ohne dass die Berührungen etwas Intimes an sich hatten, nicht ihr als Frau galten. Unwissentlich quälte er sie mit dem Gewicht seines Körpers auf ihrem, der Berührung seiner Haut, wenn sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, seinem Geruch, seiner Stimme ... o Gott. Und weil er wollte, dass sie etwas lernte, ließ er es nie dabei bewenden, ihr etwas einfach nur zu zeigen. O nein. Er ließ sie die einzelnen Handgriffe endlos wiederholen, bis sie vor lauter Frustration am liebsten laut geschrien hätte.
Wenn er praktische Übungen mit ihr machte, um sich davon zu überzeugen, wie gut sie seine Lektionen verinnerlicht hatte, war Sex das Letzte, woran sie dachte. Allerdings war das keine Erleichterung, wie man hätte annehmen können, weil er ihr in diesen Momenten nämlich schlichtweg Angst machte. Er schlich um sie herum, beobachtete sie mit den Augen eines anderen, sprach mit veränderter Stimme, und sie fühlte sich wirklich bedroht. Geschickt verwendete er das, was sie ihm über sich erzählt hatte, gegen sie und trieb sie mit ihrer eigenen Angst an.
Nein, diese Lektionen waren kein Honiglecken, in keiner Hinsicht. Wenn er sie nicht auf die eine Art quälte, dann quälte er sie auf eine andere.
Am Freitag platzte ihr der Kragen.
»Noch mal«, sagte James, als er sich von ihr herunterrollte und aufstand. Er streckte die Hand aus, und Aunie griff erschöpft danach, um sich zum x-ten Mal an diesem Tag hochzerren zu lassen. »Und jetzt passen Sie gefälligst auf«, knurrte er, und sie riss sich zusammen. »Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie tun müssen. Wesley ist gerade durch die Tür gekommen, und er hat nichts weiter im Sinn, als Ihnen wehzutun. Sie haben Angst, das ist in Ordnung. Aber ... was habe ich ihnen über Gefühle gesagt?«
»Kontrollieren Sie sie, lassen Sie sich nicht von ihnen kontrollieren. Drehen Sie nicht durch. Geraten Sie nicht in Panik«, leierte sie herunter. Sie wusste, dass seine Anweisungen sinnvoll waren. Das sollte sie auch ... Er hatte es ihr weiß Gott oft genug eingehämmert. Immer wieder hatte er ihr erklärt, dass sie sich nicht dazu bringen lassen durfte, die Beherrschung zu verlieren und ihrer Panik nachzugeben. Sie können nicht richtig kämpfen, Aunie, wenn Sie sich von Wut oder Angst leiten lassen.
Ihr Gehirn war voll gestopft mit solchen Ratschlägen. Nutzen Sie den Adrenalinstoß zu Ihrem Vorteil ... Er kann Ihnen Kraft geben. Beobachten Sie jede seiner Bewegungen, Magnolie. Lernen Sie seine Körpersprache verstehen, um herauszufinden, was er als Nächstes tun wird. Er hatte ihr alles Mögliche erklärt und noch mehr gezeigt, aber sie war erschöpft ... restlos erschöpft, und sie hatte das alles satt.
Noch einmal. Sie würde das jetzt noch einmal machen, und dann war Schluss. Sie hatte schon viel zu lange keinen Abend mehr gehabt, an dem sie einfach nichts getan und ausgespannt hatte.
»Okay, setzen Sie sich an den Tisch«, wies er sie an. »Sie sind beim Lernen.« Sie versteifte sich. Der Theorieteil war vorbei. Jetzt kam die praktische Umsetzung. Sie tat wie geheißen, und James ging hinaus in den Flur. Plötzlich stand er wie aus dem Nichts vor ihr, so wie Wesley es zu tun pflegte. »Hallo, Aunie«, sagte er ausdruckslos und sah sie mit kalten Augen an. »Ich habe dir ja gesagt, dass ich wiederkommen würde.«
Aunie nahm plötzlich alles um sie herum viel schärfer wahr, und sie stand auf. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, bewegte sie sich langsam auf den Alarmknopf unter dem Beistelltisch zu. Reden Sie in freundlichem Ton mit ihm, Magnolie. Reizen Sie ihn nicht. »Wesley«, sagte sie ruhig. »Was machst du hier?« Sie erreichte den Tisch und blieb mit dem Rücken dazu stehen, versperrte ihm die Sicht darauf. Langsam legte sie die Hand um die Kante, streckte einen Finger aus und berührte den Schalter. Wenn es tatsächlich Wesley gewesen wäre, würde jetzt der Alarm ausgelöst werden, ohne dass er etwas davon mitbekam. James' Stimme in ihrem Kopf sagte: Solange es nicht unvermeidbar ist, geben Sie nicht zu erkennen, was Sie vorhaben.
»Du hast mich betrogen,
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