Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
krebsartigen Schlurfen, mit dem sich die Leute für gewöhnlich in einer Galerie bewegen, zwischen den Mülleimern herum. Sie beäugten jeden einzelnen Eimer sehr aufmerksam und flüsterten dabei ununterbrochen auf Deutsch miteinander. Nachdem sie alle genau geprüft hatten, kamen sie zum Empfangstisch. Sie sahen reich aus und waren aufgedonnert, wie man sich Deutsche, die eine Galerie besuchen, so vorstellt. Der Mann trug eine rehbraune Wildlederjacke über einem braunen T-Shirt von Comme des Garçons; die Frau hatte ein ärmelloses Sommerkleid von Marimekko an (die Rückseite vorne) und dazu Espadrilles. Beide trugen Sonnenbrillen.
«Wie heißt der Künstler, der den Müll gemacht hat?», fragte die Frau. Ich hätte nicht sagen können, ob sie das Wort Müll verwendete, um auf die Eimer hinzuweisen oder um darüber zu urteilen.
«Er hat keinen Namen», sagte ich.
«Er hat keinen Namen?»
«Richtig», sagte ich.«Er hat keinen Namen.»
«Aber er muss doch einen Namen haben. Wie wird er genannt? »
«Sie dürfen ihn nennen, wie immer Sie wollen», sagte ich.«Er glaubt, es würde die Wahrnehmung seiner Arbeit beeinflussen, wenn er einen Namen hätte. Er glaubt, Namen sind Hindernisse.»
«Ah ja, ich verstehe», sagte sie. Sie sagte etwas auf Deutsch zu dem Mann, der nickte und ebenfalls auf Deutsch« Ja, ja »sagte.
«Das ist gut», sagte die Frau.«Das ist so klar, ganz ohne Ego, ohne diesen abscheulichen Stolz.»
«Ja», sagte ich.
«Können Sie diesen Müll nach Deutschland schicken?», fragte sie.
«Ja», sagte ich.«Wir verschicken unsere Kunstwerke in alle Welt.»
«Das ist gut», sagte die Frau. Sie sprach wieder auf Deutsch mit dem Mann, der wieder antwortete:« Ja, ja. »
«Und was kosten sie?»
Ich gab ihr eine von den Preislisten, die auf dem Tisch lagen, und deutete auf die Preise der einzelnen Eimer; sie hatten alle keinen Titel, waren nummeriert und kosteten 16 000 Dollar das Stück.
Die Frau blickte auf die Liste und zeigte sie dann ihrem Begleiter, wobei sie mit einem überaus gepflegten rot lackierten Fingernagel auf die Preise deutete.
«Man kann sie noch alle kaufen?», fragte sie.
Ich sagte, das könne man.
«Es ist noch kein einziger verkauft?», fragte sie.
«Das Interesse daran ist groß», sagte ich.«Wir haben einige reserviert. Aber es ist noch keiner verkauft. Interessieren Sie sich für einen bestimmten?»
«Wir finden Nummer 5 sehr hübsch.»
«Oh, ja», sagte ich,«das ist mein Lieblingsstück.»
«Denken Sie, es ist der beste?»
« Ja. Ich glaube, er ist auch das Lieblingsstück des Künstlers.»
«Das ist gut», sagte die Frau.«Sehr gut. Wir kommen vielleicht wieder. Haben Sie eine Karte?»
Ich überreichte ihnen eine Karte der Galerie.«Möchten Sie sich vielleicht in unsere Mailingliste eintragen?», fragte ich und zeigte auf das Gästebuch.
« Ja », sagte sie auf Deutsch.«Selbstverständlich. Obwohl wir wahrscheinlich schon darin stehen.»
Sie trug sich in das Buch ein und gab mir den Stift zurück. Es war ein Füllfederhalter von Waterman; meine Mutter war der Meinung, es sei sehr edel, einen solchen Füllfederhalter zu haben, aber die Leute versuchten natürlich jedes Mal, ihn mitzunehmen, und das erschwerte die Dinge erheblich. Wann immer sich jemand in das Buch eintrug, musste ich diese Person genau beobachten und sicherstellen, dass ich den Füllfederhalter wieder zurückbekam. Ich war ja der Auffassung, die Bitte, den Füllfederhalter wieder ausgehändigt zu bekommen, stand im Gegensatz zu jeglicher edlen Note, die er verleihen mochte, aber meine Mutter ließ sich nicht beirren.
Später an jenem Nachmittag, als ich gerade mit Johns Kaffee in die Galerie zurückkam, stand meine Mutter am Empfangstisch und wühlte in ihrer Handtasche. Meine Mutter verbringt einen großen Teil ihres Lebens damit, in ihrer Handtasche zu wühlen. Sie hat immer eine dieser riesigen Handtaschen dabei, in denen sie alles verstaut und nie etwas finden kann.
«Meine Sonnenbrille ist verschwunden», verkündete sie.«Sobald ich sie gefunden habe, gehe ich. Willst du mit mir nach Hause gehen?»
«Es ist erst vier Uhr», sagte ich.
«Richtig, und es ist Freitagnachmittag, und Juli. Jeder, der sich auch nur im Mindesten für Kunst interessiert, hat die Stadt bereits verlassen. Ist das für John? Sag ihm, dass er auch gehen kann.»
Ich brachte John das schaumige, teure Getränk in sein Büro.«Sie meint, dass du gehen kannst», sagte ich. Aufgrund des konzentrierten
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